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Verführung in Manhattan

Verführung in Manhattan

Titel: Verführung in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louisa Christian Nora Roberts
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zweiten Stocks genagelt hatte.
    Sydney nickte und stellte nur Fragen, wenn es angebracht schien. Fast alle Handwerker waren schon gegangen, um ihren Wochenlohn abzuholen. Es war ruhig geworden, sodass sie die gedämpften Stimmen, die Musik und die Geräusche aus den Fernsehern hinter den verschlossenen Türen hörten.
    Plötzlich spielte ein Tenorsaxofon Gershwins „Rhapsody in Blue“, und Sydney sah erstaunt auf.
    „Das ist Will Metcalf“, erklärte Mikhail. „Er ist ziemlich begabt und spielt in einer Band.“
    Das Geländer fühlt sich glatt und stabil an. Das ist Mikhails Werk, dachte sie. Er hat es repariert, weil ihm das Schicksal seiner Mitbewohner nicht gleichgültig ist. Er weiß, wer hier Saxofon spielt oder ein Hähnchen grillt und wessen Baby lacht.
    „Sind Sie mit dem Fortschritt der Arbeiten zufrieden?“ fragte sie.
    Ihre Stimme klang so seltsam, dass er sie erstaunt ansah, was er bisher vermieden hatte. Einige Haarsträhnen an ihren Schläfen hatten sich gelöst, und er bemerkte ein paar blasse Sommersprossen auf ihrer Nase. „Ja, durchaus. Aber diese Frage hätte eigentlich ich stellen müssen. Sie sind die Besitzerin.“
    „Nein, das stimmt nicht.“ Sydney wurde ernst. „Ich unterschreibe nur die Schecks.“
    „Sydney …“
    „Ich habe genug gesehen und weiß, dass die Arbei ten bei Ihnen in guten Händen sind.“ Sie eilte die Treppe hinunter. „Melden Sie sich in meinem Büro, wenn die nächsten Zahlungen fällig werden.“
    „Zum Teufel, nun warten Sie doch!“ Er holte sie unten an der Treppe ein und ergriff ihren Arm. „Was istlos mit Ihnen? Erst stehen Sie völlig außer Atem in meiner Wohnung, und jetzt laufen Sie plötzlich davon.“
    „Ich laufe nicht davon, und mit mir ist alles in Ordnung.“
    Ihr war plötzlich schmerzlich bewusst geworden, wie nahe sich die Menschen in diesem Haus standen. Sie hatte keinen solchen Freundeskreis. Ihr bester Freund war Peter gewesen, und die Freundschaft mit ihm hatte sie zerstört. Nein, sie besaß dieses Gebäude nicht, sie war nur die rechtmäßige Eigentümerin.
    „Ich nehme meine Aufgabe sehr ernst. Es ist mein erstes größeres Projekt, seit ich die Firma Hayward leite, und ich möchte alles richtig machen. Deshalb habe ich die Gelegenheit ergriffen …“ Ihre Stimme erstarb. Hatte da jemand hinter der rechten Tür um Hilfe gerufen?
    Wahrscheinlich war es im Fernsehen, überlegte sie. Doch bevor sie weitersprechen konnte, vernahm sie erneut das leise jämmerliche Rufen. „Mikhail, hören Sie das auch?“
    „Was soll ich hören?“ Wie sollte er etwas wahrnehmen, wenn er sich unwahrscheinlich zusammenreißen musste, um Sydney nicht zu küssen?
    „In dieser Wohnung.“ Sie horchte erneut. „Ja, da war es.“
    Diesmal hörte er es ebenfalls und klopfte sofort heftigan die Tür. „Mrs. Wolburg! Mrs. Wolburg. Hier ist Mik.“
    Die zittrige Stimme drang kaum durch das Holz. „Ich bin gestürzt. Bitte, helfen Sie mir.“
    „Meine Güte …“
    Bevor Sydney den Satz beenden konnte, rammte
    Mikhail seine Schulter gegen die Tür. Beim zweiten Schlag öffnete sie sich und blieb schwingend in der Angel hängen.
    „Ich bin in der Küche“, rief Mrs. Wolburg matt. „Gott sei Dank, dass Sie da sind.“
    Mikhail eilte mit großen Schritten durch das Wohnzimmer mit den gestärkten Deckchen und den Papierblumen und fand Mrs. Wolburg auf dem Boden. Sie war eine winzige, hagere Frau, und ihr weißes Haar war stark verschwitzt.
    „Ich kann nichts sehen“, wimmerte sie. „Meine Brille ist runtergefallen.“
    „Jetzt ist ja alles gut“, versicherte Mikhail ihr und fühlte automatisch ihren Puls. „Rufen Sie einen Krankenwagen“, forderte er Sydney auf, die sofort zum Telefon eilte. „Ich möchte Sie lieber nicht aufheben“, fuhr er an Mrs. Wolburg gewandt fort. „Sie könnten sich verletzt haben.“
    „Meine Hüfte“, stöhnte Mrs. Wolburg. „Ich glaube, ich habe mir die Hüfte gebrochen. Ich bin ausgerutschtund konnte mich nicht mehr rühren. Es war so laut, niemand hat mich rufen hören. Ich liege schon mindestens seit zwei oder drei Stunden hier und bin furchtbar schwach.“
    „Gleich kommt Hilfe“, sagte er und rieb die eiskalten Hände der Frau. „Bringen Sie mir bitte eine Wolldecke und ein Kissen, Sydney.“
    Vorsichtig hob Mikhail den Kopf der Frau an und legte ihn auf das Kissen. Trotz der Hitze fröstelte Mrs. Wolburg. Sydney deckte sie sorgfältig zu und sprach beruhigend auf sie ein. „Es dauert nur noch einige

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