Verführung pur
verführen zu lassen.
“Tja, ich gebe zu, dass Ihre Beine ein echter Hingucker sind”, gestand Mia. “Aber ich glaube, mein Kostüm erlaubt mir nicht, so viel Haut zu zeigen.”
Die ältere Dame blickte an Mia hinab. “Mal sehen”, sagte sie und machte sich ohne die geringste Scheu an dem Knoten des Sarongs zu schaffen. “Sie müssen nur hier ein bisschen ziehen und das Ganze zur Seite drehen. So, das hätten wir.” Mit wenigen Handgriffen hatte sie dafür gesorgt, dass sich seitlich ein langer Schlitz auftat, der den Blick auf Mias sonnengebräunte Beine freigab.
Zufrieden richtete sich die Dame wieder auf und zwinkerte Mia zu. “Wer so viel zu bieten hat wie Sie, sollte es auch zeigen.”
Mia war sich weniger sicher, dass sie wirklich viel zu bieten hatte, aber die andere Frau hatte unbestreitbar ein Händchen, was aufreizenden, aber unaufdringlichen Stil betraf. Außerdem fühlte es sich gut an, wie die warme Februarbrise über Mias Schenkel strich.
“Danke”, sagte sie lächelnd, doch da hatte sich die lebhafte ältere Dame bereits weiter nach vorn durchgekämpft, während das Piratenschiff ein Stück weiter an der Pier festmachte.
Mia folgte ihr durch die Menge. Bei diesem Spiel hieß es “jede gegen jede”, und Mia wollte sich auf keinen Fall von einer der Bikinischönheiten um ihr Abenteuer bringen lassen. Die vergangenen Jahre hatte sie sich jedes Vergnügen versagt und ihre Tage zwischen Muschelkettchen und Bilderrahmen aus Treibholz gefristet. Wie es aussah, würde sich daran auch in nächster Zeit nichts ändern, deshalb konnte dies ihre letzte Chance sein, etwas Aufregendes zu erleben.
Anschließend würde sie wieder ganz die gewissenhafte Enkelin sein, die sich um den Souvenirladen der Großeltern kümmerte. Sie war ihr Leben lang pflichtbewusst und anständig gewesen, immer darauf bedacht, den aufmerksamen Nachbarn der Kleinstadt keinen Anlass zum Tratsch zu geben. Doch heute wollte sie sich eine Pause gönnen, für ein paar Stunden Anstand und Vernunft vergessen und sich von einem sexy Piraten entführen lassen. Und um das zu erreichen, war sie bereit, richtig forsch und verwegen ans Werk zu gehen.
Weder eine attraktive Großmutter noch eine dieser Badenixen konnten sich ihr in den Weg stellen!
“Hast du schon die richtige Braut für dich entdeckt?”, fragte der Pirat direkt neben Seth. Es war Patrick O'Keefe, der die “Gasparilla-Crew” anführte und der heute im selben Tonfall sprach wie die Darsteller in Mantel-und-Degen-Filmen. Pat war ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen, der mittlerweile im Ruhestand lebte. Daher konnte er auch problemlos die Zeit erübrigen, sich um die Organisation des Festivals zu kümmern.
Seth kletterte auf die Reling und mühte sich, mit einem möglichst heiteren “Aye, Aye!” zu antworten, konnte jedoch nicht gänzlich verbergen, wie wenig Lust er hatte, bei diesem Zirkus mitzumachen. “Ich habe schon die ideale Kandidatin gefunden.”
Pat klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken und lotste eine weitere Handvoll Piraten an die Reling.
Ein Aufschrei ging durch die Menge, als die Männer vor dem Tagungszentrum von Tampa anlegten. Die Fernsehkameras fuhren näher heran, um die Ankommenden zu filmen, und drängten die wartenden Frauen auseinander. Seth behielt währenddessen sein Entführungsopfer im Auge: eine ältere Dame in einem offenen grünen Strandkleid und darunter einem passenden Badeanzug.
Das war umso leichter, als sie deutlich aus der Masse der halb nackten Sonnenanbeterinnen hervorstach. Außerdem folgte ihr eine hübsche Frau dicht auf den Fersen, die einen leuchtend bunten langen Seidensarong trug und eine riesige rote Blume im Haar hatte.
Hübsch? Nein, diese Brünette war nicht hübsch, sondern umwerfend. Sie hatte fantastische Beine und auch sonst alles, wovon ein Pirat nur träumen konnte. Der Geschäftsmann in ihm aber würde den Teufel tun, sich mit einer atemberaubenden Schönheit filmen zu lassen, die aussah, als käme sie direkt von den Dreharbeiten zu einer Carmen-Verfilmung. Für seine Werbezwecke war sie entschieden zu schön, zu rassig und zu sexy – leider.
Dennoch konnte er sich zumindest erlauben, sie ein wenig aus der Entfernung zu bewundern. Ihr braunes Haar fiel fast bis zur Mitte ihres Rückens, und vom Boot aus konnte Seth ihre schlanke, sonnengebräunte Taille sehen. Ihrem leicht südländischen Teint nach zu urteilen, musste es unter ihren Vorfahren Italiener oder Lateinamerikaner gegeben
Weitere Kostenlose Bücher