Verführung pur
dran, geplant ist eine
Vergnügungstour
.” Er warf ihr ein verschwörerisches Grinsen zu, das jeden echten Piraten neidisch machen konnte. Um die Leinen zu lösen, musste er an ihr vorbei und streifte sie, wobei Mia nicht sagen konnte, ob er es absichtlich tat oder nicht. “Und ich kann mir an einem sonnigen Tag wie diesem nichts Angenehmeres vorstellen.”
Mia fragte sich immer noch, ob sie bei Sinnen war, sich auf diese Sache einzulassen. Nun ja, für den Notfall hatte sie eine Dose Pfefferspray in der Handtasche, und außerdem hatten eine Menge Leute gesehen, mit wem sie fortgegangen war. Er konnte also wohl kaum riskieren, ihr etwas anzutun. Ganz abgesehen davon hatte Mia infolge der zahlreichen Männerbekanntschaften ihrer Mutter bereits frühzeitig gelernt, Männer einzuschätzen, und dieser Vertreter seines Geschlechts hier wirkte nicht nur denkbar harmlos, sondern darüber hinaus wie jemand, der normalerweise in gehobenen Kreisen verkehrte.
Seth hatte alle Taue gelöst und setzte sich hinters Steuer. Während er die Yacht von der Pier weg lenkte, nahm er mit der anderen die Augenklappe ab.
Mia blickte zurück auf den kleiner werdenden Steg, als sie plötzlich bemerkte, dass eine der Kameras auf sie gerichtet war. Ihre aufsteigende Panik unterdrückend, wandte sie sich ab und setzte sich auf den Sitz neben Seth. Wenn die Alternative war, als entführte Piratenbraut über die Bildschirme von halb Florida zu flimmern, wollte sie lieber die Nähe zu dem Mann in Kauf nehmen, der keinen Hehl daraus machte, wie viel er sich von ihrem kleinen Ausflug versprach.
Zumindest begann die Sache langsam wirklich interessant zu werden. Mia rückte die Blume in ihrem Haar zurecht und hoffte, dass sie zwischenzeitlich nicht vollkommen vergessen hatte, wie man flirtete. Auf dem College hatte sie es jedenfalls ganz gut beherrscht – bis der Souvenirladen ihrer Großeltern vom Konkurs bedroht war und ihre Mutter es geschafft hatte, ihrem Großvater ein Magengeschwür zu verursachen.
Nachdem Mia ihr Studium an der Universität von Miami abgebrochen hatte und nach Twin Palms zurückgekehrt war, hatte sie das Ausgehen und Flirten gänzlich aufgegeben. Sie hatte wahrlich andere Sorgen und hielt es für wichtiger, ihren Großeltern die Existenzgrundlage zu erhalten. Doch als sich die finanzielle Situation einigermaßen stabilisiert hatte und sie eigentlich Zeit und Gelegenheit gehabt hätte, mal wieder mit jemandem auszugehen, wurde ihr klar, dass ihre Großeltern jedes Mal in blanke Verzweiflung gerieten, wenn sie von jemand anderem als dem Nachbarjungen eingeladen wurde.
Frankie war zwar kein Junge mehr, sondern inzwischen der Hafenmeister von Twin Palms und ein wirklich netter Kerl, aber mehr eben auch nicht. Also hatte Mia den Gedanken an ein aufregendes Privatleben auf Eis gelegt. Bis jetzt.
“Meinen Sie tatsächlich, dass das hier eine Vergnügungstour wird?”, fragte sie ihren Piraten heraufordernd. “Wenn ja, darf ich wohl davon ausgehen, dass Sie sich damit abgefunden haben, mich entführen zu müssen.”
Seth drehte den Motor höher und manövrierte sie durch den dichten Verkehr der Boote, die in den Hafen wollten. Offenbar waren sie die Einzigen, die vom Festival wegwollten.
“Kommt darauf an”, antwortete er. “Bekomme ich irgendwann eine Antwort auf meine Frage von vorhin?”
Hatte er sie etwas gefragt? Mia hatte Schwierigkeiten mit dem Denken, solange er sie mit seinen dunklen Augen ansah. Ohne die Augenklappe wirkte sein Blick beinahe bohrend, und ihr wurde heiß.
“Welche Frage?”
Er schüttelte lächelnd den Kopf und steuerte die Yacht aufs offene Meer hinaus. “Die Frage, was dieses Theater sollte. Warum waren Sie so versessen darauf, ausgerechnet von mir entführt zu werden, wenn wir uns doch gar nicht kennen?”
“Ach,
die
Frage!” Mia spielte im Kopf diverse Antwortmöglichkeiten durch, bevor sie sich für die Wahrheit entschied. “Ich bin auf der Suche nach einem Abenteuer, und da fand ich es passend, mich von einem Piraten verschleppen zu lassen.”
Sie wartete ab, wie er reagieren würde. Warf er sie direkt über Bord, weil er ihr Ansinnen zu aufdringlich fand? Oder würde er wütend und beleidigt sein, weil sie ihn ungefragt für ihre Pläne eingespannt hatte?
Als sie die letzten entgegenkommenden Boote hinter sich gelassen hatten, drehte er den Motor noch weiter auf, und sie schossen mit voller Fahrt übers Wasser. Der Wind zerzauste ihr Haar, und Wasser sprühte ihr ins Gesicht,
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