Verführung pur
hatte sie allerdings gelernt, wie fantastisch es sein konnte, sich zurückzuhalten und alle sexuellen Energien aufzusparen, damit sie sich in einem umso besseren, umso atemberaubenderen Orgasmus entluden. Und diese Erfahrung hatte er ihr bescheren dürfen.
Danach hatte sie ihm überschwänglich gedankt, ihn einen Sexgott genannt, der zu gut war, um wahr zu sein. Wie sollte er sich nicht in eine solche Frau verlieben?
Beim Sex mit ihr konnte er sich vollkommen fallen lassen, und das war ihm bisher noch nie passiert. In seiner vorherigen Beziehung war der Liebesakt eine Art Tauschhandel gewesen. Die Frauen hatten gewusst, was er von ihnen wollte, und sie hatten im Gegenzug dazu klare Forderungen an ihn gestellt. Leistung gegen Leistung eben.
Mia hingegen erwartete praktisch nichts von ihm. Sie genoss ganz das Hier und Jetzt, ohne über das Morgen auch nur nachzudenken. Sie verlangte nichts, weil sie selbst nicht bereit war, Verpflichtungen einzugehen.
Doch das war ihm fremd und widerstrebte ihm. Er musste ihr irgendetwas geben können. Wenn er ihr schon kein Heim bieten oder ihre Rechnungen bezahlen durfte, musste er einen anderen Weg finden, ihr zu zeigen, dass er für sie da war.
Dann fiel ihm ein, wie viel Zeit und Energie sie in die Renovierung des Souvenirladens investierte, und da kam ihm eine Idee. Hier bot sich ein Ansatzpunkt.
12. KAPITEL
Mia redete sich ein, dass es ihr nichts ausmachte, allein aufzuwachen.
Sie sagte es sich sogar mehrmals, als sie ihr Haar zum Pferdeschwanz flocht und in ein gelbes, ärmelloses T-Shirt schlüpfte. Während sie ihre Shorts anzog und das T-Shirt hineinsteckte, zählte sie sich im Geiste eine ganze Liste guter Gründe dafür auf, dass Seth nicht bei ihr war. Er gab ihr eben Freiraum, und darüber sollte sie froh sein.
Außerdem war sie kein hilfloses Geschöpf, das sich mit Verlustängsten plagte. Nein, nur weil sie eine Mutter hatte, für die Sesshaftigkeit ein Fremdwort war, musste sie noch längst kein Problem mit Beziehungen haben.
Und der einzige Grund, der gegen eine feste Beziehung zu Seth sprach, war ohnehin der, dass er sie möglicherweise überreden würde, ihre Kunst an den Nagel zu hängen und zu ihm nach Tampa zu ziehen.
Na ja, diese Sorge war wahrscheinlich unbegründet, da er nicht einmal bei ihr blieb, bis sie aufwachte. Selbst nach einer Nacht wie der letzten, in der sie unbeschreiblichen Sex gehabt hatten, verschwand er heimlich im Morgengrauen. Andere Paare hätten nach derartigen Erlebnissen an göttliche Vorbestimmung geglaubt und sich nie wieder getrennt. Von solchen Anwandlungen war Seth offenbar frei.
Bis sie sich vom Bootshaus über den kleinen Sandweg zum Beachcomber aufmachte, hatte sie sich regelrecht in Wut gegrübelt. Hatte Seth denn nicht abwarten wollen, ob sie ihn vielleicht an diesem Morgen für all seine erotischen Gunstbeweise entschädigen wollte?
Nun, das war sein Pech. Auf jeden Fall hatte er eine großartige Chance einfach verschenkt.
In Gedanken spielte sie alle möglichen Szenen durch, wie der Morgen hätte aussehen können, wenn Seth nicht verschwunden wäre. Deshalb bemerkte sie gar nicht, dass jemand rückwärts auf sie zukam, bis sie beinahe über ihn stolperte.
“Uups!” Frankie Bollino, gemäß Mias Großvater der einzig akzeptable Junggeselle weit und breit, konnte sie gerade noch abfangen. “Entschuldige, Mia. Ich wollte nur nachsehen, ob das Ladenschild immer noch schief hängt. Was meinst du?”
Mia betrachtete das Schild prüfend. Seit dem letzten Hurrikan, der Monate zurücklag, war es auf der einen Seite nach unten verrutscht gewesen. Jetzt hing es vollkommen gerade.
“Sieht gut aus, Frankie. Vielen Dank.”
“Keine Ursache. Ich habe doch gesehen, wie viel ihr hier zu tun habt, und da dachte, ich helfe mal ein bisschen.” Er steckte den Hammer, den er in einer Hand gehalten hatte, in die Schlaufe an seiner Arbeitshose. “Du weißt ja, wie wir Männer sind. Werkzeugkästen und Baulärm ziehen uns magisch an.”
Offen gesagt hatte sie keinen Schimmer, wie Männer waren. “Ist Seth noch da?”
“Ich glaube, er ist im Laden und baut Regale zusammen. Ich muss dann mal wieder.”
Mia nickte. Sie war nicht sicher, ob sie sich über Seths Hilfe freuen oder sich darüber ärgern sollte, dass er sich in die Renovierungsarbeiten einmischte, ohne sie vorher zu fragen.
Normale Menschen wären einfach dankbar, oder? Doch woher, zum Teufel, wollte er wissen, wie sie was im Laden haben wollte?
Mit
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