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Verfuehrung unterm Silbermond

Verfuehrung unterm Silbermond

Titel: Verfuehrung unterm Silbermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick
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Mütter, die die Mittagspause zu einem Spaziergang mit ihren Kinderwagen nutzten, bevor sie wieder an die Arbeit zurückmussten. Viele Frauen in dieser großen Stadt arbeiteten lediglich, weil sie die Abwechslung brauchten oder sich ihre Unabhängigkeit erhalten wollten. Natasha hatte das nie nachvollziehen können. Ihrer Meinung nach musste es ein Segen sein, nicht arbeiten zu müssen. Aber sie hatte auch nie wirklich eine Wahl gehabt.
    Früher, als Sam noch kleiner gewesen war, war Natasha oft in ihren Pausen mit ihm in den Park gegangen. Sie war froh, diese Möglichkeit zu haben, doch gleichzeitig hatte sie immer das Gefühl gehabt, nicht das Recht zu haben, sich hier aufzuhalten. Sam wusste natürlich nicht, in welch exklusiver Wohngegend er sich befand. Er war einfach nur froh, spielen zu dürfen. Und jedes Mal, wenn ihr Kleiner beim Spielen glücklich aufjauchzte, dankte Natasha dem Schicksal, dass es Raffaele de Feretti in ihr Leben geführt hatte.
    „Raffaele?“, sagte sie jetzt leise.
    Er rührte sich nicht. Nicht einmal, als sie das Tablett mit einem leisen Klirren auf seinem Schreibtisch abstellte. Seine große schlanke Gestalt blieb reglos und stumm wie eine Statue.
    „Raffaele?“, sagte sie noch einmal etwas lauter.
    Endlich drang ihre sanfte Stimme in Raffaeles Gedanken. Langsam drehte er sich um, nahm ihr vertrautes Gesicht und den fürsorglichen Ausdruck in ihren Augen wahr. Er seufzte. Natasha. Immer da, immer unaufdringlich und sanft. Wie die Luft zum Atmen.
    Er runzelte die Stirn, und kam abrupt in die Realität zurück. „Was ist?“
    „Ich habe dir Kaffee gebracht.“
    Kaffee? Hatte er Kaffee bestellt? Wahrscheinlich nicht. Aber er konnte jetzt gut eine Tasse gebrauchen. Natürlich hatte Natasha das geahnt. Er nahm die Tasse, die sie ihm anbot, und setzte sich in den Ledersessel hinter seinem Schreibtisch. Gedankenverloren fuhr er sich mit der Hand über die dunklen Bartstoppeln. Wäre es ein geschäftliches Problem, das ihn beschäftigte, wäre es nicht weiter schlimm gewesen. Solche Dinge erledigte er normalerweise mit links. Aber hierbei ging es um etwas viel Größeres. Dies betraf einen Bereich, den er normalerweise immer sorgfältig mied – das Persönliche.
    „Hat heute schon jemand angerufen?“, wollte er wissen.
    „Nein, niemand.“
    „Auch nicht die Presse?“, fragte er scharf.
    „Nein.“
    Die Boulevardpresse interessierte sich brennend für Raffaele, seit irgendein Filmsternchen es mit der Schlagzeile Fünf mal in einer Nacht! auf die Titelseite geschafft hatte. Dabei kannte Raffaele die Frau kaum. Im Moment kümmerten sich seine Anwälte um diese Angelegenheit.
    Um die Spannung zu mildern, die im Raum hing, versuchte sie es mit einem Scherz. „Nun, zu sehen ist von der Presse niemand. Natürlich könnten immer ein oder zwei Reporter hinter irgendeinem Busch lauern. Das wäre ja nicht neu.“
    Doch Raffaele lachte nicht. „Und du warst die ganze Zeit hier?“
    Natasha nickte. „Nur nicht, als ich Sam zur Schule gebracht habe. Aber um halb zehn war ich wieder zurück.“ Mitleid macht sich in ihr breit, weil Raffaele so angespannt wirkte. Er sah sogar anders aus. Seine sonst so lebhaften Augen blickten trübe, und die feinen Linien in den Augenwinkeln schienen sich tiefer eingegraben zu haben, so als hätte er lange nicht mehr geschlafen. „Wieso? Erwartest du jemanden?“
    Nein, erwarten würde er das nicht nennen. Das hieße ja, dass er jemanden eingeladen hätte. Raffaele schüttelte den Kopf.
    Nur wenige Menschen hatten je eine Einladung von ihm erhalten. Es fiel ihm schwer, anderen zu vertrauen. Argwohn und Misstrauen waren gewachsen, weil er ständig von Leuten umgeben war, die etwas von ihm wollten – Sex, Geld oder Macht. Und er besaß von allem mehr als genug.
    Das, was er Natasha entgegenbrachte, kam Vertrauen schon ziemlich nahe. Diese sanfte Engländerin wusste mehr über sein Leben als jeder andere. Im Moment galt ihm noch ihre uneingeschränkte Loyalität, da sie ihm eine Menge schuldete. Doch was, wenn Natasha ihr Wissen zu Geld machen wollen würde? Die Summe, die die Klatschpresse ihr für die Story zahlen würde, reichte aus, um eine lange Zeit sorgenfrei zu leben.
    „Nein, Natasha, ich erwarte niemanden“, sagte er etwas weniger angespannt.
    „Du bist früher aus Amerika zurück.“
    „Ich war gar nicht in Amerika, sondern bin nach Italien geflogen.“
    „Oh. Gab es einen bestimmten Grund?“ Sie wusste, dass sie eigentlich nicht so neugierig

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