Verfuehrung unterm Silbermond
erwiderte Raffaele trocken.
Natasha wiegte ihren Sohn, um ihn zu beruhigen. „Er ist nur müde und hungrig. Morgen ist alles wieder in Ordnung.“
Sie ging also davon aus, dass sie morgen noch hier sein würde. Es war Raffaele durchaus nicht entgangen, doch er ging darüber hinweg. „Wie kommen Sie in diese Lage? Wo haben Sie bisher gewohnt?“
„Ich habe in einem anderen Haushalt gearbeitet, nur … man hat immer mehr von mir verlangt, sodass ich keine Minute mehr für Sam hatte. Und das Haus war feucht. Sam bekam eine Erkältung nach der anderen. So will ich mein Kind nicht aufziehen.“
Raffaele musterte sie aufmerksam. „Was ist mit dem Vater? Wird er ebenfalls auftauchen, um hier zu schlafen?“
„Wir haben nichts mehr miteinander zu tun.“ Endgültigkeit lag in ihrem Ton.
„Es wird also keine mitternächtlichen Wortgefechte an der Haustür geben?“
Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Nie.“
Neugierig blickte er auf das Kind, das nun seinen Daumen in den Mund geschoben hatte. „Wo schläft er heute Nacht?“
Als Natasha diese Worte hörte, wusste sie, dass sie den Job bekommen würde. Jetzt musste sie diesem fremden Mann mit den kalten Augen nur noch beweisen, dass sie es auch verdiente zu bleiben.
Mutter und Sohn verbrachten die erste Nacht unter dem Dach von Raffaele de Feretti im selben Bett. Als Natasha am nächsten Morgen die Zeitungsanzeigen nach einem gebrauchten Kinderbett durchging, nahm Raffaele ihr die Zeitung aus der Hand. Er ignorierte ihren Protest und kaufte ein wunderbares neues Bett aus massivem Holz, das aussah wie ein Piratenschiff, und stellte es zu ihr ins Gästezimmer.
Und dort wohnten die beiden seit jenem Tag.
Als Sam alt genug war, besorgte Raffaele dem Jungen einen Platz in einem Kindergarten, der einer exklusiven internationalen Schule in der Nähe angeschlossen war.
„Und warum nicht?“, hatte Raffaele arrogant gefragt, als Natasha den Kopf schüttelte.
„Das ist viel zu kostspielig, das kann ich mir nicht leisten.“
„Das weiß ich. Ich erwarte ja auch nicht, dass du das Schulgeld zahlst. Das mache ich“, sagte er weich. Es passierte selten, doch wenn seine Stimme so sanft wurde, konnte ihm niemand widerstehen.
„Das kann ich unmöglich annehmen.“ Sie fühlte sich verpflichtet abzulehnen, auch wenn ihr Herz bei dem Gedanken, dass Sam ein solcher Start ins Leben ermöglicht werden sollte, höher schlug.
„Du kannst, und du wirst. Weil es Sinn macht. Alle anderen Kindergärten liegen weiter weg. Du würdest endlos Zeit verlieren, um ihn hinzubringen. Was wiederum bedeutet, dass dir weniger Zeit für die Aufgaben bleibt, die du für mich erledigst. Warum siehst du es nicht einfach als Bonus an, der zum Job gehört? Anstatt dir einen Wagen zu stellen … den du ja im Londoner Stadtverkehr sowieso nicht fahren wollen würdest.“
So betrachtet konnte sie das Angebot dankbar annehmen. Nie würde sie ihre Freude vergessen, als Sam vom Kindergarten zurückkam und seine ersten Worte auf Italienisch sprach. Von dem Tag an sprach Raffaele nur noch Italienisch mit Sam, und so stolz Natasha auch war, sie fühlte sich gleichzeitig ausgeschlossen. Und zwar so sehr, dass sie heimlich Italienischkurse besuchte. Heimlich, weil sie nicht wollte, dass es so aussah, als würde sie mehr von Raffaele erwarten.
Natürlich war nicht immer alles eitel Sonnenschein. Einmal war Sam die Treppe im Garten hinuntergestürzt und hatte sich böse blaue Flecke zugezogen. Natasha hatte ihn völlig aufgelöst in die Krankenhausnotaufnahme gebracht, doch zum Glück war alles in Ordnung. Raffaele war damals geschäftlich außer Landes, aber am Telefon stauchte er Natasha barsch zusammen, als sie ihm davon berichtete.
„Du hättest verdammt noch mal besser auf ihn aufpassen müssen!“
Ein anderes Mal hatte Sam die Handtasche von Raffaeles damaliger Freundin gefunden und beschlossen, sich so anzumalen wie seine Lieblingsfigur, Corky, der Clown.
„Das war mein bester Lippenstift!“, hatte diese hysterisch gekreischt und war angewidert zurückgezuckt, als Sam ihr mit pink verschmierten Händchen das demolierte Schminkutensil zurückgeben wollte.
Raffaele hatte nur gelacht. „Ich kauf dir einen neuen.“
Die Frau hatte verächtlich den Mund verzogen. „Diese Marke kann man hier nicht kaufen, die bekommt man nur in Amerika“, hatte sie gefaucht. „Was für ein schreckliches kleines Gör!“
Und Raffaele hatte sie angesehen und gewusst, dass auch der fantastischste Sex
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