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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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bezeichnet habt?«
    »Was ist mit ihr?« schrie Waycott.
    »Sie war Sophys Schwester.«
    Waycott erstarrte vor Entsetzen. »O mein Gott.«
    »Genau«, sagte Julian leise. »Allmählich begreift Ihr, wie groß Euer Problem ist. Ich sehe keinen Grund, mich noch länger hier aufzuhalten. Wägt Eure beiden Möglichkeiten sorgfältig ab, Waycott. An Eurer Stelle würde ich Amerika wählen. Ich habe von Mantons Kundschaft gehört, daß Ihr kein besonders guter Schütze seid.«
    Julian drehte Waycott den Rücken zu, hob die Smaragde auf und ging zur Tür hinaus. Er hatte gerade die Zügel des Rappen losgebunden, als er den gedämpften Schuß aus dem Inneren des alten Schloßes hörte.
    Er hatte sich geirrt. Waycott hatte drei Möglichkeiten gehabt, nicht zwei. Der Viscount hatte offensichtlich die Pistole im Korb gefunden und den dritten Weg gewählt.
    Julian stellte einen Fuß in den Steigbügel, und dann entschloß er sich, doch noch einmal in die bedrohlich stille Ruine zurückzukehren. Was ihn dort erwartete, würde, milde ausgedrückt, unangenehm sein. Aber angesichts Waycotts allgemeiner Unfähigkeit war es wohl das beste, sich zu vergewissern, daß der Viscount die Sache nicht auch noch vermasselt hatte.

Zwanzig
    Sophy kam es vor, als würde sie schon eine Ewigkeit in ihrem Stuhl kauern, als sie Julians festen Schritt im Gang hörte. Mit einem leisen Schrei der Erleichterung sprang sie aus dem Stuhl und flog zur Tür.
    Ein ängstlicher Blick auf das grimmige, erschöpfte Gesicht zeigte ihr, daß etwas Schreckliches passiert war. Die halbleere Flasche Wein und das Glas, das er sich wohl aus der Bibliothek geholt hatte, bestätigten diesen Eindruck.
    »Bist du in Ordnung, Julian?«
    »Ja.«
    Er betrat das Zimmer, schloß die Tür hinter sich und stellte den Wein auf den Toilettentisch. Dann griff er wortlos nach Sophy und zog sie in seine Arme. So blieben sie lange schweigend stehen.
    »Was ist passiert?« fragte Sophy schließlich.
    »Waycott ist tot.«
    Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie. Sie legte den Kopf zurück und sah ihm in die Augen. »Du hast ihn getötet?«
    »Das ist Ansichtssache. Einige würden sicher behaupten, ich war dafür verantwortlich. Trotzdem habe ich nicht den Abzug gedrückt. Das hat er selbst getan.«
    Sophy schloß die Augen. »Er hat Selbstmord begangen. Genau wie Amelia.«
    »Vielleicht ist das ein gerechtes Ende.«
    »Setz dich, Julian. Ich werde dir etwas Wein eingießen.«
    Er wehrte sich nicht, ließ sich in den Stuhl neben dem Fenster fallen und beobachtete mit schwermütigem Blick, wie Sophy den Wein eingoß und zu ihm brachte.
    »Danke«, sagte er und nahm das Glas. Ihre Blicke begegneten sich. »Du hast so eine Art, mir das zu geben, was ich will, wenn ich
    es brauche.« Er nahm einen kräftigen Schluck Wein. »Geht es dir gut? Hat dich die Nachricht über Waycott schockiert?«
    »Nein.« Sophy schüttelte den Kopf und setzte sich in Julians Nähe. »Gott verzeih mir, aber ich bin nur froh, daß alles vorbei ist, selbst wenn es noch einen Tod bedeutet. Er wollte nicht nach Amerika?«
    »Ich glaube, er war nicht mehr bei klarem Verstand. Ich habe ihm gesagt, ich würde ihn verfolgen, sein Leben zur Hölle machen, bis er England verließ, und dann hab ich ihm gesagt, das das Bauernmädchen, das er verführt hatte, deine Schwester gewesen wäre. Dann bin ich gegangen. Er hat die Pistole gefunden, und gerade als ich mein Pferd besteigen wollte, hat er abgedrückt. Ich bin noch einmal zurückgegangen, um zu sehen, ob er es richtig gemacht hat.« Julian nahm noch einen Schluck Wein. »Er hatte.«
    »Wie furchtbar für dich.«
    Er sah sie an. »Nein, Sophy. Schrecklich war nur, diese kleine Kammer zu betreten und die Schnur zu sehen, mit der du gefesselt warst und den Strohsack, auf dem er dich vergewaltigen wollte.«
    Sie fröstelte und verschränkte ihre Arme. »Bitte, erinnere mich nicht daran.«
    »Genau wie du bin ich froh, daß es vorbei ist. Selbst wenn die heutigen Ereignisse nicht stattgefunden hätten, wäre ich irgendwann gezwungen gewesen, Waycott das Handwerk zu legen. Der Bastard wurde immer schlimmer durch seine Besessenheit mit der Vergangenheit.«
    Sophy runzelte nachdenklich die Stirn. »Vielleicht hat sich sein Zustand verschlechtert, weil du beschlossen hast, wieder zu heiraten. Ein Teil von ihm konnte den Gedanken nicht ertragen, daß du eine Frau finden könntest, die es wert war, Elizabeths Platz einzunehmen. Er wollte, daß du ihrem Andenken genauso

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