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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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vom Türknopf, und er ging zurück zum Bett. Er beugte sich über sie und küßte noch einmal ihren weichen Mund. »Ich liebe dich.«
    Er sah, wie sie erstaunt die Augen aufriß, wußte aber, daß ihm nicht die Zeit blieb, um ihre Fragen nach Details und Erklärungen anzuhören. Er ging zur Tür und öffnete sie.
    »Julian, warte -«
    »Ich bin so schnell wie möglich zurück, Schätzchen. Dann werden wir reden.«
    »Nein, warte, ich muß dir noch etwas sagen. Die Smaragde.«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Waycott hat sie. Er hat sie in der Nacht, als er Elizabeth tötete, gestohlen. Sie sind in dem Korb neben dem Kamin, gleich unter der Pistole.«
    »Das ist ja sehr interessant. Ich darf nicht vergessen, sie mitzunehmen«, sagte Julian und ging hinaus in den Gang.
    Die alte normannische Ruine war ein unheimliches, abweisendes Gewirr von Steinen und tiefen Schatten im Mondlicht. Zum ersten Mal seit Jahren hatte Julian wieder dasselbe Gefühl, das er hier als Junge oft gehabt hatte - es war ein Ort, an dem man leicht wieder an Geister glauben konnte. Der Gedanke, daß Sophy in den finsteren Verliesen dieses Ortes gefangen gewesen war, schürte das sengende Feuer seines Zorns.
    Es war ihm gelungen, seine maßlose Wut vor Sophy zu verbergen, weil er wußte, daß sie das verängstigen würde. Aber das hatte jedes Quentchen Selbstbeherrschung, das er besaß, gekostet.
    Eins war jedenfalls sicher: Waycott würde für das bezahlen, was er versucht hatte, Sophy anzutun.
    Soweit Julian sehen konnte, war alles ruhig in der Umgebung der Ruine. Er brachte seinen Rappen zur nächstgelegenen Baumgruppe, stieg ab und band die Zügel um einen günstig plazierten Ast. Dann tastete er sich durch die Reste der uralten Steinmauern zu dem einen Raum, der noch erhalten war. Kein Lichtschein war aus der schmalen Öffnung hoch oben an der Wand zu sehen. Das Feuer, von dem Sophy erzählt hatte, war wahrscheinlich inzwischen zur Glut hinuntergebrannt.
    Julian hatte großes Vertrauen in Sophys Gebrauch von Kräutern, aber er beschloß, kein Risiko einzugehen. Er schlich sich mit äußerster Vorsicht in den Raum, in dem sie gefangen gewesen war. Nichts und niemand regte sich darin. Er blieb in der offenen Tür stehen, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Und dann entdeckte er Waycott, der neben der Wand am Kamin lag.
    Sophy hatte recht. Es wäre alles viel einfacher, wenn jemand dem Viscount eine Pistole an die Stirn anlegen und abdrücken würde. Aber es gab eben Dinge, die ein Gentleman nicht tat. Julian schüttelte resigniert den Kopf und ging zum Kamin, um das Feuer zu schüren.
    Als er fertig war, zog er sich einen Hocker heran und setzte sich. Er warf einen kurzen Blick in den Korb und sah die Smaragde unter der Pistole schimmern. Befriedigt zog er das Kollier heraus und sah sich an, wie die Steine im Feuerschein funkelten. Die Ravenwood-Smaragde würden der neuen Gräfin von Ravenwood gut stehen.
    Zwanzig Minuten später regte sich der Viscount und stöhnte. Julian beobachtete reglos, wie Waycott langsam wieder zur Besinnung kam. Er wartete, während Waycott blinzelte und einen erstaunten Blick auf das Feuer warf, wartete, als der Mann sich aufsetzte und eine Hand an die Schläfe legte, wartete, bis der Viscount schließlich merkte, daß noch jemand im Raum war.
    »Ihr seht ganz richtig, Waycott. Sophy ist in Sicherheit, und jetzt müßt Ihr mit mir Vorlieb nehmen.« Julian ließ die Smaragde von einer Hand in die andere gleiten. »Es war wohl unvermeidlich, daß Ihr irgendwann zu weit geht. Ihr seid ein Besessener, nicht wahr?«
    Waycott rutschte zurück, bis er sich gegen die Wand lehnen konnte. Er legte seinen blonden Kopf gegen die feuchten Steine und sah Julian mit haßerfüllten Augen an. »Die liebe, kleine Sophy ist also direkt zu Euch gerannt, was? Und Ihr habt ihr jedes Wort geglaubt, nehm ich an. Ich mag ja besessen sein, Ravenwood, aber Ihr seid ein Narr.«
    Julian warf einen Blick auf die glitzernden Smaragde. »Zum Teil habt Ihr recht, Waycott. Ich war einst ein Narr, vor langer Zeit. Ich habe die Hexe im seidenen Ballkleid nicht erkannt. Aber diese Tage sind vorbei. Irgendwie tut Ihr mir fast leid. Dem Rest von uns ist es gelungen, sich vor Jahren aus Elizabeths Bann zu lösen. Ihr alleine habt Euch nicht aus dem Netz befreit.«
    »Weil nur ich sie geliebt habe. Ihr wolltet sie doch alle nur benutzen. Ihr wolltet ihre Unschuld und Schönheit rauben und sie für immer besudeln. Ich wollte sie

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