Verfuehrung
treu bleibst wie er.«
»Verflucht. Der Mann war wahnsinnig.«
»Ja.« Sophy schwieg einen Augenblick. »Was wird jetzt passieren?«
»Seine Leiche wird in ein oder zwei Tagen gefunden werden, und man wird feststellen, daß Lord Waycott Selbstmord begangen hat. Damit wird die Sache beendet sein.«
»Und das mit Recht.« Sophy legte ihre Hand auf seinen Arm und lächelte zögernd. »Ich danke dir, Julian.«
»Wofür? Daß ich dich nicht ausreichend beschützt habe vor dem, was passiert ist? Du selbst hast deine Flucht bewerkstelligt, wenn du dich erinnerst. Das letzte, was ich von Euch verdient habe, ist Euer Dank, Madame.«
»Ich werde nicht dulden, daß Ihr Euch Vorwürfe macht, Mylord«, sagte sie streng. »Was heute passiert ist, hat keiner von uns voraussehen können. Das einzig Wichtige ist, daß es vorbei ist. Ich danke Euch, weil ich weiß, wie schwer es für Euch war, Lord Waycott nicht zu fordern. Ich kenne dich, Julian. Dein Ehrgefühl hätte ein Duell verlangt. Es muß sehr schwer für dich gewesen sein, deinen Schwur an mich zu halten.«
Julian rutschte verlegen auf seinem Stuhl herum. »Sophy, ich glaube, es wäre das beste, wenn wir das Thema wechseln.«
»Aber ich möchte, daß du weißt, wie dankbar ich bin, daß du dein Versprechen gehalten hast. Ich hoffe, du verstehst, daß ich nicht dulden konnte, daß du so ein Risiko eingehst, Julian. Ich liebe dich viel zu sehr, um so etwas zuzulassen.«
»Sophy -«
»Und ich könnte es nicht ertragen, wenn unser Kind seinen Vater nie kennenlernt.«
Julian stellte sein Weinglas ab und griff sich Sophys Hand. »Ich bin auch sehr neugierig darauf, meinen Sohn oder meine Tochter kennenzulernen. Das, was ich heute abend gesagt habe, als ich zur Tür hinausging, war mein voller Ernst, Sophy. Und, egal was passiert, egal wie oft ich deinem Idealbild von einem Gatten nicht gerecht werden kann, denk immer dran Sophy, ich liebe dich.«
Sie lächelte und drückte seine große Hand. »Ich weiß.«
Julian zog in altvertrauter Arroganz die Brauen hoch, aber seine Augen funkelten liebevoll amüsiert. »Ach ja? Wie kommt das?«
»Nun, sagen wir mal, ich hatte einige Zeit zum Nachdenken, während ich heute abend auf deine Rückkehr gewartet habe. Da ist mir mit einiger Verspätung der Gedanke gekommen, daß jeder Mann, der meine haarsträubende Geschichte über die wahren Ereignisse des heutigen Nachmittags glaubt, ein Mann sein muß, der wenigstens ein bißchen verliebt ist.«
»Nicht ein bißchen verliebt.« Julian küßte ihre Handfläche. Seine Augen strahlten in tiefstem Smaragdgrün. »Sehr, sehr verliebt. Wahnsinnig, überwältigend, total verliebt. Ich bedauere nur, daß es so lange gedauert hat, bis mir das klarwurde.«
»Du hattest schon immer einen Hang zur Sturheit und Dickköpfigkeit.«
Julian grinste und zog sie auf seinen Schoß. »Und du, mein süßes Weib, hast dieselben Neigungen. Glücklicherweise verstehen wir einander. Für einiges muß ich mich entschuldigen, Sophy. Ich habe dich nicht immer so gut behandelt, wie du es verdient hast. Ich habe die meisten unserer Eheabmachungen einfach niedergetrampelt, weil ich überzeugt war, es wäre das beste für dich und unsere Ehe. Und es wird zweifellos in Zukunft auch passieren, daß ich etwas mache, was ich für das Beste halte, auch wenn das nicht mit dem übereinstimmt, was du für das Beste hältst.«
Ihre Finger schlängelten sich in die dunklen Tiefen seiner Haare. »Wie ich schon sagte: stur und dickköpfig.«
»Was das Baby angeht, Schätzchen.«
»Dem Baby geht es wunderbar.« Die Erinnerung an Waycotts Anschuldigung kehrte zurück. »Du sollst wissen, daß ich nicht zu_ Old Bess gegangen bin, um unser Kind abzutreiben.«
»Das ist mir klar, so etwas würdest du nicht tun. Aber Tatsache bleibt, daß ich kein Recht hatte, dich so früh zu schwängern. Ich hätte es verhindern können.«
»Eines Tages, Mylord«, sagte Sophy mit einem herausfordernden Lächeln, »müßt Ihr mir genau erzählen, wie man das verhindert. Anne Silverthorne hat mir von einer Art Beutel aus Schafsdarm erzählt, den man mit kleinen roten Bändern um das männliche Glied bindet. Kennt Ihr das?«
Julian stöhnte verzweifelt. »Wie, zur Hölle, kann Anne Silverthorne von solchen Dingen wissen? Bei Gott, Sophy, du warst in London wirklich in sehr schlechter Gesellschaft. Ein Glück, daß ich dich aus der Stadt geschafft habe, ehe die Bekannten meiner Tante dich noch mehr verderben konnten.«
»Sehr richtig,
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