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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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gerade dazu bei, ihre Stimmung zu heben. „Stellen wir sie in eine Vase und dann dort drüben auf den Tisch.“
    Als der Butler gegangen war, nahm sie die kleine Karte aus dem Umschlag und erkannte, dass die Blumen nicht für sie bestimmt waren. Sie waren für Georgie gedacht – und Rory hatte die Karte mit der schwungvollen Unterschrift versehen, die so typisch für ihn war.
    Es war zu spät – sie hatte die Karte schon gelesen. „Meine liebste Miss Fitzgerald“, hatte er geschrieben, „ich dachte, diese Blumen würden Ihnen vielleicht gefallen. Nehmen Sie sie als Eingeständnis meiner Niederlage und noch mehr als Zeichen meiner Bewunderung für Sie. Ihr ergebener Diener Rory T. McBane.“
    Lizzie war begeistert. Ganz offensichtlich machte Rory ihrer Schwester den Hof, und sie war fest entschlossen, seinem Erfolg nachzuhelfen. Es spielte keine Rolle, dass Georgie mit einer Ehe eigentlich finanziell abgesichert werden sollte – die beiden bildeten einfach ein perfektes Paar.
    Wieder erschien Leclerc an der Tür. Seine Miene war seltsam. „Miss Fitzgerald? Sie haben Besuch.“ Er reichte ihr das silberne Tablett mit der Visitenkarte.
    Lizzie nahm sie und erstarrte vor Schreck.
    Blanche Harrington hat vorgesprochen. Gerade in diesem Augenblick steht Blanche Harrington hier in der Halle.
    Leclerc schien einfach alles zu wissen, denn er fragte freundlich: „Soll ich ihr sagen, dass Sie nicht im Haus sind, Miss Fitzgerald?“
    Lizzie sah ihn an, während ihre Gedanken sich überschlugen. Was mochte sie wollen? „Nein“, erklärte sie atemlos. „Nein. Lassen Sie mir nur einen Moment Zeit, Leclerc. Schicken Sie sie dann herein – und bringen Sie bitte Tee.“
    Er nickte mit ernster Miene, verneigte sich und ging davon.
    Lizzie bemerkte, dass sie wie angewurzelt stehen geblieben war, und eilte schnell zu dem einzigen Spiegel im Zimmer. Sie kniff sich in die bleichen Wangen und steckte einzelne lose Haarsträhnen fest. Dann zog sie das Mieder ihres blassgrünen Kleides glatt und war plötzlich sehr froh, dass Eleanor darauf bestanden hatte, für sie und ihre Schwester eine angemessene Garderobe anfertigen zu lassen. Jetzt sah sie nicht mehr wie eine verarmte Landpomeranze aus, jetzt wirkte sie elegant und modisch, auch wenn sie lieber Smaragdohrringe gehabt hätte anstelle der Jadesteine, die sie jetzt trug. Weniger um sich zu beruhigen, als um Mut zu fassen, holte Lizzie noch einmal tief Luft, kniff sich ein letztes Mal in die Wangen und drehte sich dann lächelnd zur Tür.
    Keinen Augenblick zu früh, denn gerade erschien dort Leclerc mit Blanche. „Lady Harrington“, kündigte er an.
    Lizzie schluckte schwer und knickste dann, denn Blanche stand im Rang weit über ihr. Blanche deutete einen Knicks an, und dann standen die beiden Frauen einander gegenüber.
    Sie sah genauso aus wie im Frühsommer, als Lizzie sie auf dem Verlobungsball beobachtet hatte. Sie musterte Lizzie, und Lizzie musterte sie.
    Dann machte Lizzie einen Schritt auf sie zu. „Treten Sie näher, Mylady. Ihr Besuch ist eine Überraschung für mich.“ Sie zwang sich dazu, langsamer zu sprechen und gleichmäßig zu atmen. Daher holte sie tief Luft, aber es half nichts. „Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.“
    „Nein, wir sind einander noch nicht vorgestellt worden, und dass ich hier bin, ist nicht in Ordnung“, sagte Blanche.
    Lizzie hatte nicht den Eindruck, dass sie bei ihren Worten irgendeinen Hintergedanken hegte. Ihr Verhalten war eindeutig – Blanche wollte ihr nichts Böses, und wenn sie irgendetwas in ihrem Gesicht zu lesen glaubte, dann war es Mitleid. „Sie können kaum etwas Falsches tun“, sagte sie und bedeutete Blanche, näher zu treten. Dabei errötete sie bei dem Gedanken, mit dem Verlobten dieser Frau ein Verhältnis gehabt zu haben. Blanche nahm Platz, und Lizzie setzte sich ihr gegenüber in einen Lehnstuhl. Beide beschäftigten sich damit, ihre Röcke zu glätten, um die Stille zu überspielen. Endlich hob Lizzie den Kopf, und ihre Blicke begegneten sich.
    Noch immer vermochte Lizzie sich nicht vorzustellen, was Blanche wollte und warum sie überhaupt gekommen war. Aber unglücklicherweise schien sie über Lizzies Beziehung zu Tyrell Bescheid zu wissen.
    „Gerade habe ich erfahren, dass Sie Neds Mutter sind“, sagte Blanche leise und bestätigte damit Lizzies schlimmste Befürchtungen. Sie errötete. „Ich dachte, wir sollten uns kennenlernen – da wir uns früher oder später ohnehin begegnen würden.

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