Verfuhrt auf dem Maskenball
können.
Sie hielt seinem Blick stand, und seine Anspannung wuchs.
Immer schon hatte Tyrell Menschen gut beurteilen können. Es fiel ihm nicht schwer, andere zu durchschauen, ihre Pläne, Vorhaben, Absichten. Er selbst war in allem, was er tat, geradeheraus – ein Erbteil seines Vaters. Jetzt war er verwirrt. Elizabeth Fitzgerald hatte sich zu etwas Verwerflichem bekannt – und doch wusste er plötzlich, dass dieses Geständnis genauso eine Lüge war wie alles andere.
„Ich weiß, meine Eltern werden Sie jetzt für gewissenlos halten, aber das ist nicht wichtig.“, sagte sie leise. „Ich schwöre, nie wieder zu Ihnen zu kommen. Ich werde mit Ned nach Raven Hall gehen. Sie werden nach Dublin zurückkehren und Lord Harringtons Tochter heiraten. Alle werden diese unerfreuliche Episode schnell vergessen haben.“
Er fragte sich, warum in ihren Augen noch immer Tränen schimmerten. Jeden Eid hätte er darauf geschworen, dass sie nichts lieber wollte, als mit ihrem Kind nach Hause zurückzukehren, dass sie keine Heirat erpressen wollte. War es möglich, dass sie die Wahrheit sagte?
Er zögerte und zweifelte. Und sie wusste das, denn sie trat vor und berührte seinen Arm. „Ich würde alles tun, Mylord, wenn Sie dem Earl sagen, dass Sie nicht Neds Vater sind, und uns dann nach Hause gehen lassen.“
Er erkannte eine gute Gelegenheit, wenn sie sich ihm bot. Und er nahm ihre Hand.
„Alles?“, flüsterte er.
Beunruhigt sah sie ihn an und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Ich meine … ich meine, beinah alles.“
Er lachte. Nie zuvor hatte er sich besser gefühlt. „Sie meinen, Sie würden mir alles geben, was ich verlange, nicht wahr, Miss Fitzgerald?“
Langsam schüttelte sie den Kopf. Dabei sah sie aus, als würde sie am liebsten weglaufen. Doch er hatte nicht die Absicht, sie jetzt gehen zu lassen, und hielt sie nur noch fester. „Gestern bat ich Sie, meine Mätresse zu werden.“
Sie versuchte zurückzuweichen. „Ihre Verlobung steht kurz bevor“, sagte sie.
Langsam drängte er sie zurück, bis sie gegen eine Wand stieß. Es gefiel ihm, dass sie ihm nur bis an die Brust reichte. „Ich fürchte, das ist richtig. Doch das hat nichts mit Ihnen und mir zu tun“, sagte er leise.
„Was haben Sie vor?“, fragte sie angstvoll und stemmte sich gegen seine Brust. Dabei fühlte sie den raschen Schlag seines Herzens.
„Was ich vorhabe?“ Er dachte daran, diese Nacht mit ihr zu teilen, sich an ihrem üppigen Leib zu ergötzen, und er lächelte, umfasste ihre Hände und presste sie an seine Brust. „Ich werde Ihr Kind als meinen Sohn anerkennen“, sagte er.
„Wie bitte?“
Er ließ die Hände tiefer gleiten, umfasste ihre Taille und zog sie fester an sich. „Ich werde für euch beide sorgen. Ist das nicht ein Glückstag? Sie haben nichts weiter zu tun, als mein Bett zu wärmen. Als Gegenleistung kann Ihr Sohn meinen Namen tragen.“ Deutlich spürte er ihren weichen Leib, fühlte ihre Brüste an seinen Rippen. Mit einer Hand hob er ihr Gesicht an. Mit dem anderen Arm hielt er sie da fest, wo er sie haben wollte. Ihre großen Augen wirkten entsetzt und betörend zugleich.
Er verstand nicht, warum sie so angstvoll aussah. Leise sagte er: „Wenn diese Nacht vorbei ist, werden Sie sich nicht mehr wehren. Sie haben nichts zu fürchten, Elizabeth. Wie ich gestern schon sagte, wird es Ihnen an nichts fehlen und Ihrem Sohn genauso wenig.“
Sie seufzte leise, aber es war nur zum Teil aus Protest. Er hörte ihre Erregung heraus.
Sein Verlangen wurde übermächtig, und er vermochte nicht mehr zu denken. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und beugte sich über sie. Er konnte nicht länger darauf warten, sie zu küssen, ihre Lippen, ihre Zunge zu schmecken. Heftig sehnte er sich danach, ihre Brüste zu berühren, sie ganz zu besitzen. Seine Hose spannte. Er presste sie an sich und küsste sie.
Sie stöhnte auf, aber vor Verlangen, nicht vor Schreck. Er war nicht sicher, dass er sich beherrschen und den Abend abwarten konnte. Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt wie jetzt sie. Das alles ergab keinen Sinn – aber es war ihm egal.
Und sie drängte sich an ihn, erwiderte seinen Kuss, war so begierig und leidenschaftlich wie er.
So muss es sein. An nichts anderes konnte er denken, während sein Verlangen immer mehr wuchs und er immer und immer wieder diesen einen Gedanken im Geiste wiederholte.
„Tyrell.“ Es war der Earl, der sprach.
Tyrell hörte ihn wie aus weiter
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