Verfuhrt auf dem Maskenball
Tochter, aber ich kann meinen Enkel nicht verleugnen, nicht einmal, wenn er illegitimer Geburt ist.“
Lizzie geriet in Panik. Das hatte sie nicht erwartet. So eilig, dass sie dabei stolperte, lief sie zu Ned hinüber. Er strahlte sie an und sagte: „Mama!“, als sie ihn auf den Arm nahm.
„Was meinen Sie dann, Mylord?“, fragte Papa.
„Mein Sohn wird sich mit Lord Harringtons Tochter verloben, und ich werde diese Verbindung nicht lösen.“
Lizzie kniff die Augen zu. Jetzt würde man sie bestimmt nach Hause schicken. Ihr Herz schlug immer schneller, ihre Beine trugen sie kaum noch. Das Atmen fiel ihr zusehends schwerer.
„Gern werden wir meinen Enkel hier aufziehen“, sagte der Earl. „Genau genommen gibt es gar keine andere Möglichkeit.“
Lizzie schüttelte den Kopf. „Nein.“
Er musterte sie kühl. „Ihnen werde ich eine Pension aussetzen. Noch einmal, ich bedaure diese unglücklichen Umstände sehr. Aber Sie können sicher sein, dass mein Sohn sich in Zukunft ehrenhaft verhalten wird. Ich weiß, das ist nur ein schwacher Trost, aber mehr kann ich Ihnen nicht bieten. Es wird Ihnen an nichts fehlen, Miss Fitzgerald.“
Lizzie schrie auf. „Mein Sohn wird mir fehlen! Ich lasse ihn mir nicht wegnehmen!“
Überrascht sah der Earl sie an. Die Countess trat vor. Offensichtlich war sie berührt von Lizzies Flehen – oder jedenfalls hoffte Lizzie, dass es so war. „Mylady“, rief sie, „ich kann meinen Sohn nicht hier zurücklassen!“
„Lizzie“, sagte Mama und nahm ihre Hand. „Vielleicht ist es so am besten.“
„Unsere Lizzie ist ruiniert!“, sagte Papa. Seine Nase war ganz rot geworden.
Mit einer heftigen Bewegung schüttelte Lizzie die Hand ihrer Mutter ab. „Ned braucht mich“, rief sie verzweifelt. „Ich gebe ihn nicht auf. Ich kann ihn allein aufziehen – und das werde ich auch tun!“
Der Earl sah sie fassungslos an.
Und in genau diesem Augenblick, sie hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, betrat Tyrell das Zimmer. Lizzie, die noch immer Ned auf dem Arm hielt, erstarrte. Tyrell sah sie an. „Man sucht nach mir?“, erkundigte er sich höflich. Die Frage schien an seine Eltern gerichtet zu sein, aber Lizzie war nicht ganz sicher, denn er ließ sie nicht aus den Augen.
Ihr Herzschlag fühlte sich nun an wie das Flattern eines verängstigten Vogels. Gleich würde sie in Ohnmacht fallen! Aber wenigstens war er jetzt hier und konnte leugnen, Neds Vater zu sein, damit sie vielleicht endlich entkommen konnte!
„Ich glaube, du kennst Mr. Und Mrs. Fitzgerald“, sagte der Earl. „Und ihre Tochter, Miss Elizabeth Anne.“
Tyrell verbeugte sich nicht. Nur ganz leicht neigte er den Kopf, und Lizzie war bereit zu schwören, dass sie seine Anspannung fühlen konnte. Sie machte sich auf eine spöttische Bemerkung gefasst. Jetzt schämte sie sich ihrer Lüge, auch wenn sie nur Anna damit hatte schützen und Ned behalten wollen.
„Aber deinen Sohn kennst du, so glaube ich, noch nicht.“
Tyrell zuckte zusammen und blickte von Lizzie zu dem Kind auf ihrem Arm. „Wie bitte?“
Die Countess berührte ihn am Arm. „Ich weiß, das ist ein Schock für dich. Wir alle sind schockiert“, sagte sie leise.
Sprachlos starrte Tyrell Ned an und blickte dann wieder hinüber zu Lizzie.
Lizzie biss sich auf die Lippe.
„Sie behaupten, das sei mein Kind?“, fragte er sie ungläubig.
Sie konnte nicht antworten.
„Soweit ich es verstanden habe, wurde es an Allerheiligen empfangen, nicht wahr, Miss Fitzgerald?“
Tyrell, noch immer starr und kerzengerade aufgerichtet, sah erst seinen Vater an und danach wieder Lizzie. Dann sagte er kühl: „An Allerheiligen?“
Das läuft nicht so, wie ich es mir gedacht habe, ging es Lizzie durch den Kopf.
„Ned ist mein Sohn“, flüsterte sie, aber niemand schien ihr zuzuhören.
Papa trat vor und zeigte auf Tyrell. Sein Gesicht war rot vor Zorn. „Es ist mir egal, welche Lügengeschichte meine Tochter hier auftischt, um Sie zu schützen, Sir. Sie haben sie geschwängert! Sie haben ihr Leben zerstört! Ihr Vater weigert sich, einer Heirat zuzustimmen. Was sind Sie für ein Mann, meine unschuldige Tochter so zu benutzen und sie dann einfach fallen zu lassen?“
Tyrell erstarrte. Es schien, als begänne er allmählich zu begreifen und könnte es doch nicht glauben. „Ich soll Sie geschwängert haben?“, fragte er Lizzie ungläubig.
Lizzie schloss die Augen und fühlte, wie ihr eine Träne über die Wange lief. Wenigstens, so dachte
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