Vergangene Narben
und Prinz David daran die Schuld trug. Doch er hatte dieses Tot vertuscht, und wohl nur seinen Eltern gestanden, was passiert war.
Das war jetzt etwas über vierzig Jahre her.
Kurz zuvor hatte es im Hof der Werwölfe einen großen Skandal gegeben. Einer der jüngeren Prinzen der letzten Generation – mein Großvater Egon um genau zu sein – hatte sich in eine Menschenfrau verliebt. Das war an sich nicht verwerflich, doch er hatte einen fatalen Fehler begangen. Er hatte dieser Frau seine wahre Natur gezeigt, und sie in die Verborgende Welt geführt. Damit hatte er gegen das erste und wichtigste Gesetz der Werwölfe und Vampire verstoßen: Das Geheimnis ihrer Rassen vor den Menschen zu bewahren. Für diese Tat gab es nur eine Strafe, die Verbannung aus der Verborgenen Welt. Er wurde zu einem Einsamen Wolf verdammt, das schlimmste was einem Lykanthropen zustoßen konnte. Sie waren auf die Gemeinschaft, auf den Zusammenhalt angewiesen. Ihre Natur verlange Berührungen, Umarmungen, und Nähe Ihresgleichen. Wenn sie die nicht bekamen, wurden sie langsam aber sicher verrückt, und würden irgendwann einfach vor die Hunde gehen. Doch bei Ex-Prinz Egon war die ganze Sache nicht so einfach. Er war ein Alphawolf, einer der obersten. An sich konnte er natürlich verbannt werden, doch das Problem dabei war einfach, er hatte seine menschliche Gefährtin geschwängert.
Nun gaben die Alphatiere sehr viel auf Macht, um das Rudel zu sichern, und sahen natürlich eine Chance, den Verlust durch Ex-Prinz Egon durch sein Kind wieder auszugleichen.
Die Menschenfrau gebar eine Tochter, und nannte sie Cheyenne, nach der Tochter des Ersten Werwolfes. Cheyenne Aurora Octavia Lupus, meine Erzeugerin. Doch die Königsfamilie konnte sich nicht sicher sein dass sie einen Wolf in sich trug, oder dieser jemals erwachte. Andererseits konnten sie sie aber auch nicht vergessen, dass sie vom Blut her eine Prinzessin war, und das sogenannte
Odor
in sich trug. Was genau das war hatte ich bis heute nicht herausgefunden, aber es musste wichtig sein.
Auf jeden Fall schmiedete man einen Plan. Die Geburt der Prinzessin wurde vor den Werwölfen verschwiegen, und sie wurde aus der Ferne überwacht, um sofort eingreifen zu können, sollte der Wolf in ihr sich regen. Ohne ihr Wissen haben überall um sie herum Werwölfe gelebt, um sie zu bewachen. Und an dieser Stelle begann die eigentliche Tragödie.
Markis Jegor Komarow hatte nach dem Tod seiner Tochter herausgefunden, dass Prinz David dafür verantwortlich war, und das seine Familie ihn Deckte, weil sie sich nach der Sache mit Prinz Egon keinen weiteren Skandal leisten konnten. Auch hatte er das Geheimnis um die Verborgene Prinzessin entdeckt, und aus diesem Wissen heraus einen perfiden Racheplan geschmiedet, der das Leben so vieler Seelen zerstörte.
Als erstes hatte er Prinz David erschossen, und es nach einem Jagdunfall aussehen lassen. Dann hatte der den damaligen König dazu überredet, die Verborgene Prinzessin mit seinem noch ungeborenen Sohn zu vermählen, sollte ihr Wolf jemals erwachen. Und insgeheim hatte er sich geschworen, dafür zu sorgen, dass der Wolf erwachte. Doch das Schicksal kam ihm nicht entgegen. Seine Frau erlitt über die Trauer der verstorbenen Tochter eine Fehlgeburt, und verstarb ein knappes Jahr später selber. Aber Markis Jegor Komarow wollte an seinem Plan festhalten, und begab sich so in die Reihen der Sklavenhändler, die in der Verborgenen Welt allgegenwärtig waren. Dort suchte er sich einen Jungen im passenden Alter, und zog ihn wie einen eigenen Sohn auf. Doch er verlor sich auch in seinen Verlusten, und wurde zu einem unglücklichen Mann, der nur noch für seine Rache lebte, und auch jenen Unrecht tat, die nichts damit zu tun hatten.
Ungefähr fünfzehn Jahre später gab es in einem kleinen Dorf, das nur von Werwölfen und Vampiren bewohnt wurde, einen Überfall der Sklavenhändler. Sie verletzten nicht nur die Bewohner, und verbrannten die Häuser, sie nahmen auch ein Dutzend Frauen mit, die sie als Sklaven verkaufen wollten.
Einer der Verletzten in dieser Katastrophe war ein junger Vampir von sechzehn Jahren gewesen, Raphael Voss, mein Vater. Er hatte überlebt, war nur leicht verletzt worden, genau wie seine Familie. Zumindest der Teil der sich noch im Dorf befand, denn seine Schwester, meine Tante Vivien Hell war von den Sklavenhändlern mitgenommen worden. Okay, sie war nicht wirklich seine Schwester, zumindest nicht vom Blut her – abgesehen davon war sie auch noch
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