Vergangene Narben
bat meinen Vater sich ihnen anzuschließen. Und er, blöd wie er war – auch seine Worte – war ihrer Bitte gefolgt.
Er war in den Hof der Werwölfe gezogen, und hatte von dort aus wieder bei der Suche nach Sklaven geholfen. Die Gefühle die er immer noch für sie hegte, hatten ihn dazu getrieben, und eine kurze Zeit kamen die beiden sich sogar wieder nähr, doch im Hintergrund hatte immer dieser Freddy-Krüger-Verschnitt – ja, mein Vater hatte eine Vielzahl an ausgefallenen Spitznamen für seinen Rivalen gehabt – auf seine Chance gelauert ihm Cheyenne wegzunehmen.
Und dann, in dem Frühjahr in dem ich gezeugt wurde, eskalierte plötzlich alles. Diese Spezialwächter waren in ein Haus gegangen, bei dem meine Erzeugerin ausdrücklich verboten hatte es zu betreten, und hatten vier Sklaven befreit, darunter sogar eine Therianthropin, eine Werkatze. Nur was niemand außer meiner Mutter wusste, war, dass es sich bei dem Haus um das Anwesen von Markis Jegor Komarow gehandelt hatte. Diese hatte sich natürlich hintergangen gefühlt, und sofort Gegenmaßnahmen ergriffen. Kurz darauf war Vivien wieder verschwunden. Markis Jegor Komarow hatte sie sich zurückgeholt.
Ab dieser Stelle waren die Erzählungen meines Vaters sehr allgemein geworden. Ich wusste nur, dass sie Vivien irgendwie wieder befreit hatten. Dabei war König Nikolaj gestorben, genauso wie der Markis, und meine Erzeugerin hatte sich endgültig für ihren ehemaligen Mentor, den Vater meines Halbbruders Ayden, dieser verschissenen, narbengesichtigen Töle „solle sie doch in der Hölle schmoren“, entschieden.
Die Welt meines Vaters war ein weiteres Mal zusammengebrochen, doch er hatte gar keine Gelegenheit sich seines Verlustes hinzugeben, und Mordgedanken zu diesem weinerlichen, auf Mitgefühl machenden Möchtegernwolf zu machen, denn da war die Therianthropin die sie aus dem Haus von Markis Jegor Komarow befreit hatten, in sein Leben getreten. Meine Mutter Tarajika.
Noch heute musste ich lächeln, wenn ich an sein verträumtes Gesicht dachte, als er mir erzählte, wie die beiden sich näher gekommen waren. Sie hatte sich einfach ein seine Fersen geheftet, und wollte sich nicht mehr abschütteln lassen. Eigentlich hatte er vorgehabt in seinem Kummer zu versinken, und die ganze Welt zum Teufel zu jagen, doch das hatte sie mit ihrer kindlichen und unschuldigen Art nicht zugelassen. Jeden Tag aufs Neue hatte sie ihn mit ihrem Schabernack und seltsamen Verhalten auf Trab gehalten, und nebenbei seine geschundene Seele geheilt, ohne das er es überhaupt gemerkt hatte. Jeden Tag aufs Neue hatte er sich von ihr aus seinem Kummer reißen lassen, Monate, in denen sie sich langsam näher gekommen waren.
Er hatte wirklich angefangen Cheyenne zu vergessen, begann wieder zu leben, und das nur durch ihre Hilfe. Alles lief gut, bis im nächsten März plötzlich Onkel Tristan vor ihm gestanden hatte, mit der Bitte, zu meiner Erzeugerin Cheyenne ins Schloss zu fahren, weil sie dringend mit ihm reden musste.
Natürlich wollte mein Vater nicht. Er hatte sein Leben und seine Gefühlswelt gerade erst wieder in die Richtigen Bahnen gelenkt, und wollte mit dieser Frau nichts mehr zu tun haben, doch als Tristan drohte, das Cheyenne zu ihm kommen würde, wenn er nicht zu ihr ging, machte er sich mit Tarajika als Rückendeckung auf dem Weg zu ihr. Damals hatte er nicht die geringste Ahnung gehabt, was seine Ex von ihm wollen könnte, doch mit dem was ihm am Ziel erwartete, hätte er nie im Leben gerechnet. Den dort erwartete ich ihn.
Wahrscheinlich kann sich kaum einer vorstellen, wie es war aus heiterem Himmel ein Kind vor die Nase gesetzt zu bekommen, besonders, wenn man glaubte, mit dieser einen Frau gar keine Kinder zeugen zu können. Es war nämlich so, dass die Rassen sich untereinander nicht fortpflanzen konnten. Nur mit Ihresgleichen, oder mit Mensch, und genau da lag das Problem. Meine Mutter galt zwar als reinblütiger Werwolf, doch was kaum einer wusste, sie war ein Halbblut, ein Dimidius, und durch ihren menschlichen Anteil war es ihr sehr wohl möglich gewesen, ein Kind mit einem Vampir zu bekommen.
Meine Erzeugerin war damals nicht weniger überrascht gewesen, mich zu bekommen. Sie hatte geglaubt von diesem Alptraumverschnitt von einem Jason Voorhees schwanger zu sein. Tja das Schicksal hatte aber anderes im Sinn. Das Problem dabei war nur, jeder der mich zugesicht bekommen hätte, würde sofort wissen was los war, aber die Werwölfe würden ein Dimidius als Alpha
Weitere Kostenlose Bücher