Vergangene Narben
hässliches Mädchen überhaupt gib. Was meinst du Ayden?“
Doch Ayden ließ sich auf dieses Spielchen gar nicht erst ein. „Iesha, du störst gerade. Kannst du bitte wieder verschwinden?“
„Ich störe?!“, fragte sie beinahe fassungslos. „Wobei stör ich denn? Wolltet ihr sie etwa gerade Nageln, dieses eklige Ding da?! Seit wann steht ihr auf fette Monster?!“
Ich drückte die Lippen aufeinander, und versuchte ihr Worte zu ignorieren. Doch es waren Dinge, die ich in meinem Leben schon viel zu oft gehört hatte. Sie taten einfach weh. In solchen Momenten hasste ich es, dass ich mir hatte die Haare kurz geschnitten. So konnte ich mich nicht hinter ihnen verbergen, und jeder in diesem Raum konnte sehen, wie sehr mich ihre verbalen Angriffe trafen.
Cios Blick verfinsterte sich. „Iesha, das reicht jetzt. Zaira ist hier, weil wir etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen haben, und du führst dich gerade auf wie eine eifersüchtige Furie.“
„Das ist mein gutes Recht, wenn diese widerliche Schlampe sich so an meinen Freund ranschmeißt, und der noch nicht mal etwas dagegen zu haben scheint!
„Iesha“, knurrte Ayden, doch das schlanke Mädchen, mit den raspelkurzen braunen Haaren, und der lodernden Wut in den Augen ignorierte ihn einfach.
„Stehst du neuerdings auf fette Quallen? Muss ich jetzt auch hundert Kilo zunehmen?“
Okay, das musste ich mir nicht anhören. Nicht von einer kleinen Hexe, die es mit dem besten Kumpel ihres Freundes getrieben hatte. „Ich glaube ich gehe jetzt besser.“
„Du bleibst!“, kam es unison von Cio und Ayden, als ich mich gerade hochstemmen wollte. Cio hob nur meine Beine an, und stand auf. „Und du hör auf mit deinen Eifersuchtsnummer“, fuhr er Iesha an.
„Ich hab allen Grund zur Eifersucht, so wie die ständig an dir dran klebt! Die ist schlimmer als eine läufige Hündin!“
„Jetzt reicht’s.“ Er packt sie beim Arm, und zog sie zur Tür.
„Was? Willst du jetzt eine eigene Freundin rausschmeißen, damit du das hässliche Walross bumsen kannst?!“
„Nein, wir werden jetzt rausgehen, und ein kleines Gespräch unter vier Augen führen.“ Er schob sie raus, und dann war ich mit Ayden allein.
Die blöde Träne, die mir über die Wange rollte, wischte ich wütend weg.
Ayden hatte den Kopf an die Wand gelehnt, und beobachtete mich. „Hör nicht auf das was Iesha sagt. Sie ist etwas … speziell.“
„Ist doch egal. Es interessiert mich nicht, was sie sagt.“
Wir beide wussten dass ich log, aber er war wenigstens so Taktvoll, das unerwähnt zu lassen. Und so warteten wir schweigend auf Cios Rückkehr.
Mehr als einmal war ich versucht einfach aufzustehen, und zu gehen, um diesem Mitleidigen Blick von Ayden zu entkommen. Ja, ich wusste wie ich aussah, und dass ich sicher niemals einen Schönheitswettbewerb gewinnen würde, aber deswegen brauchte ich noch lange kein Mitleid von einem Schönling wie ihm.
Das einzige was mich am gehen hinderte, war die Ungewissheit, was sich dort draußen vor der Tür abspielte. Ich wollte sicher nicht in einen handfesten Beziehungsstreit platzen, und zwischen die Fronten geraten. Das hätte mir als Abschluss für diesen Tag gerade noch gefehlt.
Es dauerte fast zwanzig endlose Minuten, die durch das drückende Schweigen nur noch länger erschienen, bis die Tür auf ging, und ein grinsender Cio zurück in das Zimmer kam. An seinem Hals prangte ein Knutschfleck, der eben noch nicht da gewesen war, da war ich mir sicher. Das Gespräch schien ein voller Erfolg gewesen zu sein. „Sie hat sich wieder beruhig“, erzählte er, und machte sich wieder in der gleichen Position wie vorhin breit. „Und keine Sorge, sie wird dich ab jetzt in Ruhe lassen, das hat sie mir versprochen.“
„Okay“, sagte ich nur tonlos, und zog mein Bein weg, als er mich wieder am Fuß berührte. „Aber ich sollte trotzdem langsam gehen. Ich bin müde.“ Und ich wollte hier weg, einfach weil es mir mittlerweile unangenehm war hier zu sitzen.
„Erzählt bitte erst noch zu Ende“, bat Ayden mich.
Ich wollte nicht. Das einzige was ich noch wollte, war zurück in meinen Bett, in das Zimmer zu meinen Eltern, wo ich für mein Aussehen nicht verurteilt und beleidigt wurde. „Können wir das nicht ein anderes Mal machen? Es ist wirklich nicht mehr viel.“
„Dann kannst du es doch auch gleich erzählen“, warf Cio nicht sehr hilfreich ein. „Dann bring ich dich auch zurück zum HQ. Okay?“
„Aber …“
„Bitte, Zaira.“ Ayden sah mich fest an.
Verdammt.
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