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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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legte den einen Finger auf die Lippen, und winkte mir ihm zu folgen – aber leise.
Gemeinsam huschten wir auf Zehenspitzen hinaus, ein kurzes Stück den Flur hinunter, vorbei an Türen mit meisterhaften Holzschnitten von Wölfen bei Nacht und Vollmond im Wald, zu einer einfachen Tür in der Wand. Er drückte die Klinke, schob mich schnell hinein, schob sich dann selber hastig hinterher, und schloss die Tür wieder.
Dann stand ich in Cios Zimmer.
Ein einfacher, rechteckiger Raum, mit Bett, Schrank, Regal, und Schreibtisch. An den Fenstern hingen ein paar vergilbte gardienen, und auf dem Boden war ein äußerst hässlicher Teppich, den man unter den ganzen Klamotten aber zum Glück kaum erkannte. Die Wände waren bedeckt mit Postern von Fernsehserien, und Kinoplakaten – da war wohl jemand ein Filmfan. Der Kleiderschrank stand offen, und die Klamotten daraus verteilten sich in dem ganzen Zimmer. Auch über den Schreibtischstuhl, und der Fernsehanlage darauf. Das ganze Zimmer sah aus, als hätte hier ein Tornado gewütet. Nur das Regal mit den Hunderten von Filmen war sauber und ordentlich.
Am Kopfende des Bettes, mit dem Rücken an die Wand gelehnt saß Ayden mit angezogenen Knien, und starte mich finster an. Sein Jackett war verschwunden – wahrscheinlich von diesem Chaos aufgesaugt, Höchstwahrscheinlich ging das hier zu wie im Bermudadreieck. Ich hätte vorher noch mein Testament schreiben sollen –, und die Krawatte gelockert. Er trug nur weiße Socken an den Füßen, und das kleine Loch am Zeh brachte mich beinahe zum Schmunzeln. Ein Prinz mit einem Loch in der Socke. Also wirklich, Dinge gab´s.
Aydens Blick richtete sich auf Cio. „Hast du nicht gesagt, du wolltest dir etwas zu Essen aus der Küche holen?“
„Das hatte ich auch vor, aber dann hab ich etwas viel besseres gefunden.“ Er zeigte auf mich, als wollte er ein Meisterstück präsentieren. „Und da dachte ich mir, ich bring sie einfach mal mit, damit du jemanden zum Reden hast.“
So wie Ayden ihn ansah, hatte er aber keine Lust zu reden. Weder mit mir, noch mit jemand anderem. Davon ließ Cio sich aber nicht stören. Er streifte sich seine Schuhe ab, ließ sie an Ort und Stelle stehen, und hüpfte dann mit einem Satz in sein unordentliches Bett, wo er sich mit den Füßen zu Ayden auf dem Rücken lang machte, und mit hinter dem Kopf verschränken Armen sein Haupt auf dem Kissen bettete. Dann grinste er mich an. „Na komm schon, Zsa Zsa, such dir einen Platz.“
Einen Patz suchen? Gute Idee. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Vielleicht sollte ich mich auf den Stuhl setzten, aber der war so vollgepackt, dass ich glatt Angst bekam, da hineinzugreifen. Wer wusste schon so genau, was mich daraus angreifen würde, weil es glaubte, ich wolle in sein Nest eindringen? „Wo denn?“, fragte ich dann schlussendlich hilflos.
„Na hier.“ Er klopfte neben sich aufs Bett.
Ihm war wohl nicht bewusst, dass es eigentlich nur für eine Person ausgelegt war, und mit ihm und Ayden bereits mehr als voll war. Obwohl, da auf der Kante würde ich vielleicht noch ein Stückchen für mich ergattern können, ohne Ayden dabei zu nahe kommen zu müssen.
Achtsam bahnte ich mir einen Weg durch dieses Chaos, und ließ mich dann vorsichtig auf die Bettkannte sinken, nur um Ayden durch meine Brille einen schüchternen Blick zuzuwerfen.
„Nicht so“, sagte Cio. Im nächsten Moment packte er mich einfach, und zog mich auf Höhe seines Bauchs über sich rüber an die Wand, so dass meine Beine über ihn lagen. „So ist doch viel bequemer.“
Ich blinzelte. Er hatte recht, aber irgendwie war das alles viel zu eng, und zu nahe. Was sollte ich davon halten?
„Hier.“ Er hielt mir noch ein Kissen unter die Nase. „Das kannst du dir hinter den Rücken stopfen.“
Und dann saßen wir drei da – oder in Cios Fall, lagen –, und schwiegen.
Ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte. Ayden sah nicht so aus, als wenn er etwas sagen wollte. Und Cio hatte überhaupt keine Ahnung, was hier los war, und sagte deswegen nichts. Naja, zumindest für fünf Sekunden. „Na los, redet. Tut einfach so, als wäre ich nicht da. Ihr könnt völlig ungeniert miteinander quatschen.“
Aydens Blick richtete sich für eine volle Minute auf Cio, bevor er auf mich schweifte. „Erzähl es mir.“
„Erzählen?“, fragte ich etwas unsicher.
Cio spielte plötzlich an meinen Füßen rum. Genaugenommen zog er mir die Schuhe aus, als wäre ihm jetzt erst aufgefallen, dass ich sie noch

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