Vergangene Narben
was an.“ Ich hatte zwar keine Ahnung wie ich helfen sollte, aber diesem Blick konnte ich mich nicht entziehen.
Leise schloss ich die Tür, knipste dann das Licht an, und lief zu meinen Anziehsachen.
„Du wirst ganz sicher nicht mitten in der Nacht mit diesem Kerl verschwinden“, tönte es da hinter mir von meinem Vater.
Oh bitte, nicht jetzt. „Ich bin neunzehn, Papa, volljährig. Ich darf in der Zwischenzeit selber entscheiden, wann ich wo hingehe“, sagte ich völlig ruhig, und schlüpfte in meine Hose.
Vom Bett her blinzelte meine Mutter zu uns rüber, schwieg aber.
„Es ist mir egal wie alt du bist. Ich bin dein Vater, und als dieser ist es meine Pflicht aufzupassen, mit wem du dich abgibst.“
„So wie es deine Pflicht war Leute umzubringen?“ Ja, ich weiß, das war ziemlich unter der Gürtellinie, aber ich hatte im Moment wirklich keinen Nerv dafür mit ihm zu diskutieren. Ich zog mein Hemd über, und knöpfte es zu. Dann schlüpfte ich noch schnell ohne Socken in meine Schuhe, und sah in sein verkniffenes Gesicht. „Du hast mir gesagt, du hast getan, was getan werden musste. Jetzt tu ich, was ich tun muss. Komm Flair.“
Mein Hund lugte einmal unter meiner Bettdecke hervor, gähnte herzhaft, und verschwand dann wieder darunter.
Dann eben nicht. Ich würde es schon überleben, einmal ohne sie unterwegs zu sein. „Ich weiß nicht wann ich wieder zurück bin, du brauchst nicht warten.“ Beim Verlassen des Zimmers strich ich durch mein zerzaustes Haar, um ein wenig Ordnung reinzubringen, aber so wie Cio mich angrinste, brachte es wohl nicht viel.
„Na? Salonfähig?“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Obwohl du mir ja ohne Hose auch gefallen hast.“
Das würde ich nicht auch noch würdigen, indem ich darauf reagierte. Ich hob einfach den Kopf, und marschierte an ihm vorbei zur Treppe.
„Hey, warte doch mal.“ Hastig eilte er an meine Seite, und grinste mich wieder an. „Dein Vater kann ganz schön böse gucken.“
„Tu mir einen Gefallen, und erwähne ihn nicht.“ Dann musste ich nämlich immer daran denken, was ich erfahren hatte, und das versuchte ich gerade zu verdrängen. Wenn auch erfolglos.
Cio zog die Augenbrauen zusammen, gab dann aber ein schlichtes „Okay“ von sich. „Erzählst du mir dann, was mit Ayden los ist?“
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor ich die erste Stufe der Treppe betrat, und langsam hinaufging. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm das erzählen sollte. Ich war mir auch nicht sicher, ob es überhaupt richtig war mit ihm zu Ayden zu gehen. Was konnte ich schließlich schon ausrichten? Wahrscheinlich würde er sofort auf mich losgehen, wenn er mich nur sah. Zum Glück hatte Cio so breite Schultern, hinter denen konnte sogar ich mich verstecken.
„Zsa Zsa?“
„Lass uns einfach abwarten, was passiert“, erwiderte ich schlich, und verließ dann an seiner Seite das HQ.
Natürlich musste Cio mich unbemerkt hineinschmuggeln. Ich hatte nach wie vor keine Berechtigung, dass Schloss zu betreten. Er nutzte dazu die Gänge, durch die auch seine Mutter mich immer führte. Zutritt bekamen wir mit seinem ganz eigenen Schlüssel.
„Meine Mutter hat mir diese Wege schon als kleines Kind gezeigt“, erklärte er schlicht. „Ich kenn mich hier besser aus, als in meinem Kleiderschrank.“
Wenn das so war, wollte ich nicht wissen, wie sein Kleiderschrank aussah.
Cio brachte mich hinauf in die erste Etage, in den Westflügel, wie er mir erklärte. Der Teil des Schlosses, in dem die letzten Nachkommen untergebracht waren. Er als Umbra des Prinzen hatte hier natürlich auch ein Zimmer, um immer in der Nähe seines Schützlings sein zu können. Nur war das bei weitem nicht so luxuriös wie das von Ayden, schließlich war er ja nur ein kleiner Angestellter.
Trotzdem verbrachten sie mehr Zeit in seinem, als in Aydens Zimmer. Vielleicht aber auch deswegen, weil die Angestellten den Prinzen dort in Ruhe ließen.
Als Cio so davon erzählte, fragte ich mich mal wieder, wie er nachdem was Iesha und Ayden getan hatten, immer noch mit dem Prinzen befreundet sein konnte. War das Band zwischen ihnen wirklich so stark, oder war es einfach die Pflicht, die die beiden zusammentrieb? Ich wusste nur, dass ich über eine solche Tat nicht so einfach hätte hinwegsehen können.
„Okay, hier ist es“, sagte Cio, und hielt vor einer schlichten Tür, die sich in keinster Weise von den anderen Türen unterschied. „Warte kurz.“ Er spähte aus dem Bedienstetengang hinaus in den Korridor,
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