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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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niemals akzeptieren, und da war es völlig egal wie gut sie seinen Job machte, und ob alle anderen scheiße waren.
Natürlich hätte meine leibliche Mutter auch einfach von ihrem Posten als Königin zurücktreten können, doch leider gab es damals noch keinen Nachfolger, der ihren Platz hätte einnehmen können. Sicher, irgendwann hätte sich auf jeden Fall jemand gefunden, doch bis sich ein Werwolf mit den Fähigkeiten die ein König brauchte aus der Masse herauskristallisierte, hätte es überall blutige Kämpfe gegeben, die den Menschen früher oder später aufgefallen wären. Die Verborgene Welt wäre aufgeflogen, und da Menschen auf alles Jagd machten, was sie nicht kannten, oder wovor sie sich fürchteten, hätte das ungeahnte Ausmaße auf unsere Existenz gehabt. Dabei war das erschießen unschuldiger Werwölfe und Vampire noch die harmloseste Variante. Großwildjagd, Seziertisch, Zirkus, Kuriositätenkabinett hätten dann wahrscheinlich auf der Tagesordnung gestanden. Die Menschen waren vielleicht kräftemäßig schwächer als wir, aber auch wenn es von uns viele gab, waren sie uns Zahlenmäßig bei weitem überlegen.
Meiner Erzeugerin war laut der Aussage meines Vaters gar nichts anderes übrig geblieben, als mich in seiner Obhut zu geben. Natürlich hatten sie Besuchstermine und sowas ausgemacht, doch dann war alles anders gekommen. Mamas Familie war aufgetaucht, und hatte versucht sie zu entführen, und daran war meine Erzeugerin wohl schuld gewesen. Was genau vorgefallen war, hatte mir nie jemand gesagt. Ich wusste nur, dass wir deswegen mehrere Jahre untergetaucht waren, bis mein Vater es für sicher genug erachtete, in ein kleines, unscheinbares Nest zu zeihen, weit weg von der Verborgenen Welt, und alles was seiner Familie gefährlich werden könnte. So waren wir nach Koenigshain gekommen, wo ich fast mein ganzes Leben verbracht hatte. In Sicherheit, fernab meiner Erzeugerin. Und nein, er hatte ihr nie mitgeteilt wo wir uns befanden, einfach weil er befürchtete, das Cheyenne in einem unachtsamen Moment wieder etwas ausplaudern würde, oder etwas unbedarftes tat, das nicht für dritte bestimmt war. Er traute ihr einfach nicht mehr.
So hatte mir mein Vater die damaligen Ereignisse erzählt. Es war eine Geschichte wie aus einem schlechten Film, es war …
Die Durchsage der Lautsprecher riss mich aus meinen Gedanken. In vier Minuten würden wir im Münchener Hauptbahnhof einfahren. Wo war nur die Zeit geblieben?
Langsam aber sicher kam in dem Wagon reges Treiben auf. Auch ich erhob mich von meinen Platz, und zog mit der unter den Arm geklemmten Flair meine Reisetasche aus dem Fach über mir. Dann begab ich mich durch das Gedränge zu der nächsten Tür.
Jetzt wurde es langsam ernst. Ich war im Begriff das erste Mal ein Wesen der Verborgenen Welt außerhalb meiner Familie zu treffen – nun ja, nachdem ich diesem Mädchen, diese Gwendolyn in diesen Vampirschuppen geschleppt hatte. Irgendwie war das schon traurig. Außerhalb meiner Familie kannte ich wirklich nur Menschen, und innerhalb nur den Zweig meines Vaters. Doch bis auf Onkel Tristan, Tante Lucy, und ihrer Adoptivtochter, meiner Cousine Aline, hatte ich mit allen nur sporadisch über den Videochat Kontakt. Oder auch mal ein Telefonat. Von der Seite meiner Erzeugerin dagegen kannte ich niemanden – naja, abgesehen aus den Geschichten meines Vaters, oder von Bildern und Zeitungsausschnitten. Jup, die Verborgene Welt hatte ihre eigene Zeitung, mehr als eine sogar. Und auch Internetseiten – man musste halt nur wissen, wie und wo man danach suchen musste.
Neben mir quiekte ein kleines Mädchen entzückt auf, als sie Flair in ihrem gestreiften Pulli sah. Langsam wurde das Gedränge ganz schön stark, und ich war heilfroh, als wir endlich in den Bahnhof einfuhren, und mich mit der Masse nach draußen schwemmen lassen konnte.
Dann kam der knifflige Teil. Ganz ehrlich, mein Orientierungssinn war schon immer das aller letzte gewesen, und so irrte ich erst mal zwanzig Minuten auf diesem riesigen Bahnhof herum, bis ich einen Ausgang fand. Natürlich den Falschen – das war hier aber auch mies beschildert. Gut, es konnte auch daran liegen, dass ich meine Augen überall hatte, nur nicht auf dem Weg, aber hey, ich war das erste Mal in meinem Leben in einer Großstadt, und hier war alles so … hektisch, laut, voll, so ganz anders als aufn Dorf. Da durfte man doch wohl mal gucken.
Doch als Flair in meinen Armen langsam unruhig wurde, weil sie das alles nicht

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