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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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verbissen hatte, um Raphael zu verteidigen. Dieser kleine Hund, mit dem Herz eines Löwen. Sie wollte nicht mehr daran denken, wie Pandu das kleine Tier gegriffen hatte, um ihr mit einem schnell Griff das Genick zu brechen, wollte den Laut nicht mehr hören, den Flair dabei ausgestoßen hatte. Sie wusste das ihre Tochter dieses Tier liebte, es gehörte einfach zur Familie, war Zairas kleiner Schatz. Aber nun war sie tot.
Ein Schluchzen kroch ihre Kehle hinauf. „Bitte Ys-oog, wach doch endlich auf.“ Sie legte ihre Stirn auf Raphaels Kopf, benetzte seine Wange mit ihren Tränen, und bekam das Bild von dem kleinen Hund, den Pandu wie ein Stück Müll auf den Boden warf, einfach nicht aus dem Kopf. Und das war ihnen zum Verhängnis geworden.
Das Geräusch, das Flair in der Sekunde ihres Todes ausstieß, hatte Raphaels Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ihr Vater Rahsaan hatte diesen Moment sofort ausgenutzt, um Zairas Reittrophäe aus dem Regal zu reißen, und sie Raphael über den Kopf zu ziehen. Er war einfach in sich zusammengesackt, und auf den Boden aufgeschlagen.
Noch immer hämmerte Tarajikas Herz wie wild, wenn sie an diesem Moment dachte, wenn sie wieder vor ihrem inneren Auge sah, wie sein Körper leblos in sich zusammenfiel, und sich gleich darauf eine kleine Blutlache um seinen Kopf ausbreitete. Für eine Sekunde hatte sie wirklich geglaubt ihr Vater hätte Raphael getötet, nur nebenbei hatte sie registriert, dass er noch atmete, dass er nur bewusstlos war. Aber aus dieser Bewusstlosigkeit war er bis jetzt noch nicht wieder aufgewacht.
Wie lange war das jetzt her? Sie wusste es nicht. Seit in diesem fensterlosen, verdrecken Raum geschmissen wurden, der nur von einer flackernden Glühbirne beleuchtet wurde, hatte sie jegliches Gefühl für Zeit verloren. Es konnten Stunden gewesen sein, oder auch Tage. Es machte keinen Unterschied, nicht solange Raphael nicht zu sich kam. Und auch wenn sie die ganze Zeit darum flehte, das würde wohl nicht so schnell passieren.
Dieser Mann der bei ihnen gewesen war, dieser Amir hatte ihm etwas gespritzt, bevor er sie in diesem Raum eingeschlossen hatte. Eine klare Flüssigkeit.
Tarajika war sich sicher, dass es ein Betäubungsmittel war, mit dem sie Raphael ruhig stellen wollten. Ein gebundener Vampir konnte nämlich sehr gefährlich werden, wenn sein Gegenstück in Gefahr geriet. Das wussten sogar die Therianthropen, auch wenn sie sich meist von den anderen Völkern fern hielten.
In dieser ganzen Situation war Tarajika nur für eines Dankbar, und zwar dafür, dass Zaira nicht zuhause gewesen war, als sie in die Wohnung stürmten. Ihr ging es gut, sie war in Sicherheit. Das musste Tarajika sich immer wieder sagen, um nicht verrückt zu werden. Ihre Tochter war bei Alina und Kian. Sie würde sich sicher Sorgen machen, aber das war immer noch besser, als hier mit ihnen in dieses Loch eingesperrt zu sein.
Als draußen vor der dicken Eichentür Schritte laut wurden, spannte Tarajika jeden Muskel in ihrem Körper an. Jetzt war es so weit, jetzt kamen sie, um sie für Lalamikas Tot zu bestrafen. Sie hatte sich schon gefragt, wann es so weit sein würde, hatte sich gewundert, dass sie bisher eher unbeschadet davongekommen war.
Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht, dann ging die Tür leise knarzend auf, und ein schmaler Mann in Freizeitkleidung trat in den Raum. Amir, Hisams Sohn.
Tarajika fauchte ihn an, als er mit langsamen Schritten auf sie und Raphael zukam. In seiner Hand hielt er wieder eine Spritze. „Bleib weg von ihm!“
„Schweig, Ater Geminus, du nicht Erlaubnis sprechen.“
Diese Stimme gehörte Pandu, der mit ihrem Vater hinter Amir in den kleinen, versüfften Rum trat.
„Du hast mir nicht mehr zu sagen, wann ich sprechen darf!“, fauchte sie ihn an. Hass und Angst tanzen in ihren Augen, aber sie würde nicht kleinbeigeben. Sie musste Raphael schützen. „Diese Zeiten sind lange vorbei.“
Der Schlag von Amir in ihr Gesicht kam nicht unerwartet, doch sie hatte nicht mit der enormen Wucht gerechnet, die sich halb auf die Seite schleuderte.
„Ich gesagt, du schweigen!“, fuhr Pandu sie an, und fasste ihr mit festem Griff in die Haare. Sie Schlug nach ihm, schrie dass er sie in Ruhe lassen sollte, als er sie an den Haaren von Raphael wegzog, und kassierte dafür einen weiteren Schlag, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Aber sie hörte nicht auf zu schreien, wehrte sich immer heftiger, und gab sich auch nicht damit zufrieden, dass sie ihm die Arme

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