Vergangene Narben
dass ihr Essen jetzt an mich gegangen war, schwieg aber.
„Und?“, fragte sie dann, und befüllte einen neuen Teller – einer extra große Portion – die sie erneut Cio reichte. „Du gehörst zu den Neunen, oder? Zu denen, die mit der Königin gekommen sind.“
„Jup. Ich bin der Umbra des Prinzen.“ Er nahm den Teller, tauchte den Finger in die Soße, und steckte ihn sich in den Mund. „Hm, lecker, genau das richtige für einen hungrigen Wolf.“
Ihr Lächeln wurde intensiver. „So, du bist also ein Umbra.“
„Ich setzte mich wohl besser schon“, murmelte ich, und wandte mich von den beiden ab. Das musste ich mit nun wirklich nicht antun.
„Hey, warte auf mich.“ Er rief Shiva noch ein kurzes „Danke“ zu, und schon war er an meiner Seite.
„Du hättest bei ihr bleiben können.“
„Warum? Alles was ich wollte, habe ich.“ Zu Demonstrationszwecken hielt er seinen Teller ein Stück hör.
„Sie schien sich aber noch unterhalten zu wollen.“
Wir kamen an unseren Tisch, wo Alina gerade dabei war Ayden in allen Einzelheiten zu erklären, wie ihr Zimmer zuhause aussah. Eine Mischung aus Chaos, Klamotten, und Farbexplosion. Da musste man echt gesehen haben.
„Tja, das liegt wohl an meiner charmanten Art“, erklärte Cio mir. „Mir kann einfach keiner wiederstehen.“
Gleichzeitig stellten wir unsere Teller auf den Sechsertisch, und ließen uns auf die Stühle sinken.
Kian schnaubte auf Cios letzten Anmerkung hin. Mehr war nicht drinnen, weil er gerade den Mund voll hatte.
„Kommentare von den billigen Plätzen sind unerwünscht“, ließ der junge Umbra ihn wissen.
Mein bester Freund ignorierte ihn einfach, aß in Ruhe seinen Mund leer, und musterte mich dabei. „Du siehst immer noch müde aus.“
Ich zuckte mit den Schultern, und stocherte mit der Gabel zwischen den Fleischbröckchen herum. Es war seltsam, aber ich hatte wirklich keinen Hunger. Zum Glück, sonst müsste ich den Leuten erklären, warum ich ihr leckeres Fleisch verschmähte. „Das kann daran liegen, dass Cio mich nicht hat schlafen lassen.“
Der letzte freie Stuhl wurde von Tisch gerückt, und eine lächelnde Shiva ließ sich genau neben Cio nieder. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Alina verstummte einen Moment, und sah sie genau wie die anderen etwas irritiert an. Nur Kian nicht, sein Blick blieb argwöhnisch auf mir haften.
„Was hat er gemacht?“, wollte er wissen.
„Mich geweckt.“ Als ich mich daran erinnerte, wie er das getan hatte, röteten meine Wangen sich leicht. Mist, das brauchte ich jetzt echt nicht. „Er hat mir mit dem Finger ins Gesicht gepikt, bis ich aufgewacht bin“, schob ich noch schnell hinterher, damit hier auch ja keine falschen Eindrücke entstanden.
„Hey, ich wollte nur, dass du etwas isst. Also beschwer dich nicht.“ Er warf mir einen bösen Blick zu. „Außerdem war das gar kein Piken.“
„Für mich …“
„Du bist der Prinz, oder?“, störte Shiva mich einfach. „Der Sohn von Königin Cheyenne.“
Ayden unterbrach sich einen Moment beim Essen. „Ja.“ Und schon verschwand die Gabel mit der Kartoffel in seinem Mund, und er widmete sich wieder Alinas Erzählungen, auch wenn sie ihn nicht sonderlich zu interessieren schienen. War wahrscheinlich immer noch besser, als sich mit einem verrückten Groupie abgeben zu müssen.
Bevor sie wieder den Mund aufmachen konnte, wandte Cio sich mir zu. „Wenn ich aufgegessen habe, will ich noch mal zu meinem Vater. Vielleicht gibt es in der Zwischenzeit ja Neuigkeiten. Kommst du mit?“
„Klar, kann ich machen.“ Ich hatte ja sonst nichts Besseres zu tun, außer vielleicht noch ein paar Stunden zu schlafen. Obwohl, wenn ich mich jetzt aufs Ohr hauen würde, könnte ich sicher wieder nicht pennen, und würde ich nur sinnlos von einer Seite auf die andere drehen, weil meine Gedanken mich nicht in Ruhe lassen würden. Da war es doch besser, mit Cio zu gehen, und sich ein bisschen ablenken zu lassen.
„Kommt danach mal in mein Zimmer“, kam es von Alina, die uns mit einem halben Ohr gelauscht hatte. „Ich muss euch unbedingt die tolle Einrichtung dort zeigen.“
Zimmereinrichtung. Als wenn es im Moment nichts Wichtigeres gab. Aber so war Alina nun einmal, und ich hielt es nicht für angebracht, sie deswegen anzuschnauzen. Wahrscheinich wollte sie auch nur versuchen, uns alle ein wenig abzulenken.
Lustlos stocherte ich weiter in meinem Essen, während sich die Teller der anderen nach und nach leerten. Shiva versuchte dabei immer wieder Ayden und
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