Vergangene Narben
sondern ließ ich einfach in dem Nachhall des Rauschs gewähren. Genoss es sogar, wie er versuchte bei mir Schutz zu suchen. Dieser große, kräftige Kerl mit dem kantigen Gesicht, und dem etwas schrägen Sinn für Humor, der mich zumindest im Moment für sowas einfaches wie eine Umarmung brauchte, um sich nicht zu verlieren.
„Es tut mir leid“, flüsterte er irgendwann in die Stille hinein, und drückte mich ein wenig fester an sich. „Ich wusste es nicht.“
Ich spannte mich ein kleinen wenig an. Wovon redete er? Hatte er etwa gepeilt, dass ich mich in ihn verguckt hatte? Oh nein, bitte nicht. „Was meinst du?“, fragte ich vorsichtig.
Nur ein Wort kam über seine Lippen. „Iesha.“
„Ähm …“ Ich drückte kurz die Lippen aufeinander. Dass er jetzt, genau in diesem Moment über seine Freundin reden musste, machte meine Träumereien irgendwie zunichte. „Was ist mit ihr?“
„Sie hat es mir gebeichtet. Das sie dich angegriffen und verletzt hat.“ Bei jedem seiner Worte strich sein warmer Atem über meine Haut. „An deinem Geburtstag, nachdem du gegangen warst. Wir haben geredet, und da hat sie es mir gestanden.“
Hatte er deswegen am nächsten Morgen so übermüdet und fertig ausgesehen? Weil er die Augen für etwas öffnen musste, bei dem er sich lieber blind gestellte hatte?
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, wollte er wissen, und löste sich so weit von mir, dass er mir ins Gesicht sehen konnte. „Warum hast du deinen Mund nicht aufgemacht, und mir erzählt, was sie getan hat?“
Weil ich Angst vor Iesha hatte. „Was hätte es gebracht?“, fragte ich ausweichend, und wandte den Blick von ihm am, studierte stattdessen lieber das Muster des Teppichs neben dem Sessel. Schade nur, dass ich meine Brille nicht aufhatte, und nur verschwommen sah.
„Was hat dir dein Schweigen gebracht?“, fragte er mit leiser Stimme. Sie Finger legte sich um mein Kinn, und drehten mein Gesicht, bis ich ihn wieder ansehen musste. „Es tut mir leid, und ich weiß nicht was ich getan hätte, wenn du es mir gesagt hättest, aber du hast mich angelogen.“ Er drückte Lippen kurz aufeinander. „Und ich dachte, du bist ehrlich mit mir.“
Das so aus seinem Mund zu hören, das tat weh. Ich hatte ihn mit der Lüge doch nicht verletzten wollen, ich hatte nur versucht mich zu schützen. „Es tut mir leid“, flüsterte ich, und senkte den Blick. Ich konnte einfach nicht länger in diese gekränkten Augen sehen.
„Warum hast du es dann getan?“ Er drückte meine Kopf etwas hör. „Warum hast du mich angelogen?“
Ich drückte die Lippen fest aufeinander.
„Bitte, Zsa Zsa, sag es mir.“
Ich wollte es ihm nicht sagen, wollte mir vor ihm nicht die Blöße meiner Feigheit geben, und trotzdem öffnete sich mein Mund. „Ich … sie ist … ich wollte nicht …“ Nein, ich konnte es nicht sagen, konnte ihm nicht zeigen, wie ängstlich ich war.
„Bitte“, wiederholte er schlicht, und dieses eine Wort, dieser Ton, er traf mich bis ins Herz.
„Ich habe Angst vor ihr, Cio“, hörte ich mich sagen, und befreite dabei mein Gesicht aus seinem Griff, um seinem Blick auszuweichen. „Iesha, sie ist … sie hat gesagt …“
Halt dich von meinem Freund fern, Schlampe, sonst wirst du mich mal von einer anderen Seite kennenlernen.
„Sie hat mir verboten etwas zu sagen, und ich … ich hatte … ich habe Angst vor ihr.“ Eine unerwünschte Träne löste sich aus meinem Auge, und wurde gleich ärgerlich weggewischt. „Ich bin halt nicht so stark oder mutig wie ihr anderen. Ich bin nur Zaira, nur … Zaira.“ Die feige Zaira.
„Du bist so viel mehr“, sagte er sanft, und wischte mir die neuerliche Träne von der Wange. „Du bist meine Zsa Zsa, und zuzuschlagen, oder angreifen ist kein Zeichen von Stärke.“ Er schlang die Arme um mich, und zog mich wieder an seine Brust, ließ es zu, dass ich mein Gesicht an seiner Schulter versteckte. „Du bist so stark, Zsa Zsa, dass du es nicht mal merkst.“
Das entlockte mir ein freudloses Lachen. „Ich bin ein verschüchtertes Schäfchen mit Krallen und Zähnen, das nicht weiß wie es sie einsetzten soll, und jeder Konfrontation sofort aus dem Weg geht.“ Einfach weil ich Angst hatte verletzt zu werden.
„Du bist mein verschüchtertes Schäfchen“, flüsterte er an meinem Ohr, und drückte mich etwas fester an sich, bis ich meine Arme um seinen Nacken schlang.
Sein
Schäfchen. Warum nur musste mein dummes Herz dabei nur so einen elendigen Hüpfer machen? Es hatte doch nichts
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