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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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„Deine leibliche Mutter also. Versteht dein Vater sich nicht mit ihr?“
„Keine Ahnung.“
„Wie kannst du das nicht wissen?“
Ich versuchte wieder Flair von diesem kleinen Ast zu befreien. Der wollte einfach nicht von ihr ablassen. „Ich habe sie nie kennengelernt.“
Er warf mir einen erstaunten Blick zu. „Wie das?“
Seufz. Jetzt war es ja auch egal. „Sie hat mich direkt nach meiner Geburt zu meinem Vater gegeben.“
„Das ist hart.“
Ja, so konnte man das auch ausdrücken.
„Wollen wir dann was essen?“
„Essen?“ Wie kam er denn jetzt darauf?
„Ja, essen. Das tut man wenn man Hunger hat. Oliver hat mir versprochen, dass ich ein Gratisessen bekomme, und da dort vorne gerade ein Schnellrestaurant ist, dachte ich dass wir da mal kurz ranfahren können. Ich hab heute nämlich noch nichts Warmes zwischen die Zähne bekommen, und meine Mutter wird mir um diese Zeit bestimmt nichts mehr zubereiten.“
 „Und da glaubst du, dass Fast-Food eine gute Alternative ist?“
Zwar hatte ich noch nicht zugestimmt, aber trotzdem fuhr er bereits den Laden an.
„Klar, es gibt nichts besserer einen richtig gut durchgebratenen Burger.“
Ich verzog angewidert das Gesicht. „Igitt.“
„Was, du magst keine Burger?“
„Nein, ich mag kein Fleisch.“
Sein Blick schnellte zu mir. Erst überrascht, dann ungläubig, und dann schnaubte er. „Okay, jetzt hättest du mich fast gehabt.“ Er schüttelte den Kopf über sich selber. „Das hast du so gut rübergebracht … fast hätte ich es dir geglaubt.“
„Glaub es oder lass es, aber ich esse wirklich kein Fleisch. Ich bin Vegetarier.“
„Ist das dein Ernst?“
Der Wagen rollte auf den kleinen, fast leeren Parkplatz, und hielt nahe des Eingangs.
  „Warum bitte sollte ich da lügen?“
„Ein vegetarischer Vampir“, sagte er wie zu sich selbst, und schaltete den Motor aus. „Hat man sowas schon gehört?“
Wie erstaunt er erst gewesen wäre, wenn er wüsste, dass ich viel mehr als ein Vampir war, dass unter meiner Haut noch ein Wolf lauerte – und nein, auch als Wolf mochte ich kein Fleisch, da fraß ich lieber ein Büschel Gras.
Er lehnte sich in die Polsterung, und musterte mich wohl mit neuen Augen. „Aber du trinkst doch Blut, oder?“
„Ja natürlich.“  Das war mal wirklich eine saublöde Frage gewesen.
„Wie kannst du da kein Fleisch mögen?“
„Ich esse Tofu.“
Das brachte mir einen echt schellen Blick ein. „Das ist ja wohl nicht das selbe.“
 „Blut ist kein Fleisch“, verteidigte ich mich.
Wieder schüttelte er den Kopf. „Ein Vampir der kein Fleisch ist und dazu noch eine Brille brauch.“
Was hatten die nur immer alle mit meiner Brille? „Ich bin eben einmalig.“ Ich öffnete die Wangentür, und ließ Flair von meinem Schoß springen. Eine Sekunde später flitzte sie bereits über den Parkplatz zu der kleinen Grünfläche in der Mitte – man, diese Hund konnte nicht nur futtern ohne Ende, die musste auch eine Blase von der Größe eines Mammuts haben, so viel wie die pinkelte. Oder sie einer Maus.
„Da stimme ich dir voll und ganz zu.“ Auch Jaden stieg aus dem Wagen, streckte sich einmal kräftig, und schloss dann den Wagen ab. „Einmalig und auch ein wenig … seltsam.“
„Hey!“ Dem ging’s es wohl zu gut. „Nur zur Information, ich kann dich hören.“
Er grinste nur breit, so breit, dass ich seine Fänge sehen konnte.
Blödmann.
Ich musste noch auf Flair warten. Dann betraten wir das Schnellrestaurant, und ich fand heraus, wie viel so ein junger Vampir verdrücken konnte – er stand Flair in nichts nach.
Als wir uns wieder auf den Weg machten war es schon fast zehn, und es hatte wieder zu schneien angefangen. Dicke Flocken schwebten lautlos zur Erde und bedeckten alles was sie erreichen konnten unter einer dicken Schicht Unschuld, und ließen die Welt wie einen verzauberten Juwel wirken. Völlig rein.
Die festen Straßen wurden zu abgelegenen Landwegen, auf denen sich selten andere Autos verloren. Weiße Wiesen und Felder, immer wieder abgelöst von kleinen, zwischen Hügel gebetteten Wäldern. Wir fuhren in die Ausläufer der Gebirge, hinein in die Alpen, wo so manches kleine Dörfchen friedlich in dieser weißen Nacht schlummerte.
Die Landschaft zog nur so vorbei an mir. Unbekannte Weiten, die ich niemals gesehen hätte, wenn es nach meinem Vater gegangen wäre, und mit jedem Kilometer den wir zurücklegten, kamen wir Tenor ein Stück näher. Mit jedem Kilometer den wir hinter uns ließen, wurde ich ein wenig

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