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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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lügst du deine Eltern an?“
Was? Mist. Warum musste er ausgerechnet das Fragen? „Das hat seinen Grund.“ Den ich hier nicht näher erläutern würde.
„Deine Eltern wissen also gar nicht, dass ich dich gerade nach Tenor kutschiere?“
„Ähm … nein.“ Wenn sie das wüssten, würden sie wahrscheinlich an die Decke gehen.
Ein weiterer kritischer Blick. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?“
„Neunzehn.“
Er zog die Augenbrauen hoch, was ihn einen leicht erstaunten Blick gab.
„Okay, ich bin achtzehn, aber nur noch bis Freitag, da habe ich Geburtstag.“ Und deswegen zählte diese letzte Woche in meinen Augen auch nicht mehr besonders.
Jaden schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht ob mir das gefällt.“
Überlegte er etwa gerade, ob er mich zurückbringen sollte? Dem musste ich sofort entgegenwirken. „Hör mal, ja es ist richtig das meine Eltern nicht wissen wo ich gerade bin, aber ich habe auch nichts schlimmes oder so vor, ich will einfach nur jemanden Besuchen, von dem sie nicht wollen, dass ich ihn sehe.“
„Ich dachte du hast keinen Freund.“
Was bitte hatte das denn jetzt damit zu tun? „Ich hab ja auch keinen Freund.“
Wieder diese hochgezogenen Augenbrauen. „Wenn ein Mädchen von zu Hause abhaut, weil sie jemanden sehen will, von dem die Eltern nicht wollen dass sie ihn sieht, dann hat das meistens etwas mit einem Kerl zu tun.“
Ach echt? „Ich glaubt du guckst zu viele schlechte Filme.“
Dafür bekam ich ein Grinsen. „Da stimme ich dir voll und ganz zu, aber wenn du keinen Freund hast, und ich dich nicht gerade zu irgendeinem üblen Kerl kutschiere, von dem deine Eltern dich fernhalten wollen, dann stellt sich mir doch die Frage, wer dich an deinem Ziel erwartet.“
Dazu schwieg ich, denn wie hieß es so schön? Schweigen war Gold.
„Keine Antwort?“
„Es geht dich nichts an.“
„Da hast du wohl recht.“ Nachdenklich neigte er den Kopf. „Aber ich bin der Fahrer, und ich könnte jederzeit umkehren, und ich zurück zu Oliver bringen.“
Ich verengte die Augen zu schlitzen. „Dann gehen dir aber ein Haufen Kröten flöten.“
„Ja, das ist wohl war.“ Er grinste mich frech an. „Aber ich glaube damit kann ich leben. Also?“
„Das ist Erpressung.“
Er zuckte nur unschuldig mit den Schultern.
„Warum willst du es denn unbedingt wissen?“
„Ich bin halt neugierig.“
Na super. „Ich will eine alte Freundin besuchen.“
Er schnaubte belustigt. „Und jetzt versuchen wir es noch einmal mit der Wahrheit.“
„Das war die Wahrheit“, empörte ich mich. Nun gut, war sie nicht, aber dass er mich bezichtigte zu lügen fand ich schon ziemlich dreist von ihm.
„Eine alte Freundin also?“
„Ja.“
„Okay, ich glaub wir fahren doch besser zurück.“
Ich kniff die Augen zusammen. „Du bluffst.“ Hoffte ich mal. Er würde sich doch das Geld nicht entgehen lassen, oder? Doch dann setzte er plötzlich den Blinker, als die nächste Ausfahrt in Sicht kam. Er zog nach rechts. Er würde doch nicht wirklich, oder? Nein, so blöd konnte er nicht sein.
Und doch kam die Ausfahr immer näher. Und noch näher. Und dann nahm er sie wirklich!
„Nein, was machst du? Wir müssen nach Tenor!“
„Nein, ich kann mir das aussuchen, und du musst zu deinen Eltern zurück.“
„Nein … ich  … verdammt, okay, ich sag´s dir ja. Ich will nach Tenor um Erzeugerin zu sehen, und meine Eltern wollen nicht dass ich sie treffe. Zufrieden?“
„Deine Erzeugerin?“
„Ja. Ich will meine leibliche Mutter kennenlernen, aber mein Vater will das nicht, deswegen habe ich mich heimlich auf die Socken gemacht. Kannst du jetzt wieder umdrehen?“
„Nein.“
„Was?“
„Ich habe nein gesagt.“ Er grinste in mein fassungsloses Gesicht. „Davon abgesehen dass ich hier nicht einfach wenden kann, musste ich diese Ausfahrt nehmen um nach Tenor zu kommen.“
Und noch einmal. „Was?“
„Hast du wirklich geglaubt dass ich so kurz vor dem Ziel wieder umdrehen würde, um nächste Woche noch mal herfahren zu dürfen?“ Er schnaubte. „So blöd bin ich doch auch nicht.“
Er hatte mich reingelegt! War das zu fassen? Die Kröte hatte mich verarscht, und ich war auch noch voll darauf reingefallen. „Oh, du bist so ´ne richtig hinterhältige Bazille“, warf ich ihm vor.
„Ich weiß.“ Er hielt am Ende der Ausfahrt an einer roten Ampel, und bog dann nach links auf eine breite Straße. Dabei zerschnitten seine Scheinwerfer die Dunkelheit der Nacht. Hier war es gleich viel ruhiger als auf der Autobahn.

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