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Vergangene Narben

Vergangene Narben

Titel: Vergangene Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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entschied ich mich. „Du bist aber auch selber schuld. Wer seine Grenzen nicht kennt, sollte die Finger vom Alkohol lassen.“
Dafür bekam ich ein verschmitztes Lächeln.
Schon seit gut zwei Stunden raste ich mit Jaden über die deutschen Autobahnen, und kam mit jeder Minute meinem Ziel ein Stückchen näher. Der schwarze … äh … Wagen – ja, ich gab es ja zu, ich hatte keine Ahnung von Autos. Es hatte vier Räder, einen Motor und einen Auspuff, mehr musste ich nicht wissen –, schnurrte wie ein sanftes Kätzchen unter uns.
Jaden war eigentlich ganz niedlich. Selbst die etwas zu groß geratene Nase tat dem keinen Abbruch. Mit der gebräunten Haut, und den blonden Haaren, die ihm in die blassen, grauen Augen fielen, hatte er etwas von einem kleinen Sonnyboy, und er schien auch die Sonne im Herzen zu tragen. Genauso wie auf der Zunge. Ganz ehrlich, dieser Junge nahm kein Blatt vor dem Mund. Und neugierig war er. Zum Glück war er in der Zwischenzeit davon abgekommen, mich nach meinem nicht vorhandenen Liebesleben auszufragen.
„Eigentlich kenn ich meine Grenzen, aber das war alles Gratis gewesen, und ich wollt den anderen in nichts nachhängen. Nur leider hatte ich dabei nicht bedacht, dass ich auf leerem Magen trank.“
„Und dafür umgehend die Quittung bekommen.“
Er zuckte lässig mit den Schultern. „Kann halt passieren. Und heute redet meine Schwester ja auch wieder mit mir. Auch wenn sie mir die Geschichte immer noch vorhält.“
„Kann ich mir vorstellen.“ Ich firmelte mit den Fingern an einem kleinen Ast herum, der sich in Flairs langem Fell verknotet hatte. Davon ließ sie sich bei ihrem Schläfchen auf meinem Schoß aber nicht stören. Ganz im Gegenteil. Sie drehte sich auf den Rücken, und genoss es, dass ich an ihr rumfummelte. „Ich wäre auch voll angekotzt, wenn du mich … naja, eben angekotzt hättest.“
Das ließ ihn wieder grinsen. „Ach, das war doch noch gar nichts. Ich war mal mit ein paar Freunden zu Halloween in so ´ner Disco. Auf der Website hatten sie groß und breit für ihre Halloweenshow geworden, also dachten wir, hey, das müssen wir uns auf jeden Fall ansehen, und sind da dann natürlich voll verkleidet aufgeschlagen. Natürlich …“
Das Klingeln meines Handys unterbrach seine Anekdote. Ich pausierte bei dem Versuch diesen blöden Ast aus dem Fell zu bekommen, und zog mein iPhone aus der Innentasche meiner übergroßen, braunen Cordjacke. Ein Blick auf mein Display sagte schon alles. Mist, der Zuchtmeister. „Du musst jetzt mal ruhig sein“, wies ich Jaden an, atmete noch einmal tief durch, und hielt mir das Handy dann ans Ohr. Jetzt würde sich zeigen, ob meine Ausrede gut war. „Jup, hier bei mir“, sagte ich extra fröhlich, und hoffte einfach mal darauf, dass meine Nervosität nicht in meiner Stimme mitschwang.
„Wo zum Teufel steckst du?“
„Hallo, Papa.“
„Es ist schon fast neun, und du bist immer noch nicht hier!“
Fast neun? Ich riskierte einen Blick auf die Digitaluhr im Armaturenbrett. Na da übertrieb aber jemand kräftig. „Papa, es ist gerade mal fünf nach halb neun.“
„Das ist völlig irrelevant. Du hast gesagt du bist abends zurück, aber es ist Abend, und du bist noch nicht zurück!“
„Davon abgesehen, dass der Abend sich nicht nur auf eine einzige Minute beschränkt ist, haben wir Wochenende.“
„Werd ja nicht frech, Fräulein.“
Als wenn er mir dazu die Chance geben würde.
„Und beweg deinen Hintern schnellstens nach Hause, bevor ich ihn holen kommen!“
Oh ja, diese Drohung würde er durchaus wahr machen, beziehungsweise, hatte er schon einmal wahr gemacht. Aber da war ich erst fünfzehn gewesen, und die Uhr hatte bereits weit nach Mitternacht angezeigt. Noch dazu hatte er mich nicht auf meinem Handy erreichen können, weil der Empfang mal wieder echt mies gewesen war.
Das war wohl das einzige was meinen Vater an Koenigshain wirklich hasste, der ständig fehlende Handyempfang, ohne den er mich nicht vierundzwanzig Stunden am Tag kontrollieren konnte. Manchmal fragte ich mich, ob er schon sein ganzes Leben so ein Kontrollfreak gewesen war, oder das ein Zeichen von Altersstarsinn war. „Papa, du brauchst mich nicht holen kommen, ich bin ein großes Mädchen und kenne den Weg schon seit ich sieben war.“
Er schnaubte nur.
Okay, jetzt würde es ernst werden. „Außerdem komme ich heute nicht mehr nach Hause.“
„WAS?!“
„Schrei mich nicht an.“
„Und wie ich dich anschreie! Du wirst dich sofort auf den Weg nach Hause

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