Vergangene Narben
schob. „Ich glaube, das solltest du sie selber fragen.“
„Ich frage aber dich.“ Als ich nicht reagierte, bewegte er sich durch den Raum auf mich zu, und ließ sich lächelnd neben mir aufs Sofa fallen. „Du weißt dass es Vampiren verboten ist das Schloss zu betreten?“
„Rede mit deiner Mutter.“
Flair sah zu Ayden an, legte die Ohren nach hinten, und verkrümelte sich auf meine andere Seite, von wo aus sie ihn misstrauisch beachtete. Entweder sie spürte meine Anspannung, oder sie konnte ihn wirklich nicht leiden – was soweit ich mich zurückerinnern konnte, noch nie passiert war. Ehrlich, dieser Hund konnte an jedem etwas Gutes finden.
„Ich könnte die Wächter rufen“, überlegte Ayden. „Dann würden sie dich abführen, weil du eines unserer höchsten Gesetze gebrochen hast.“
Ich kiff die Lippen zusammen, und griff unbeirrt nach dem nächsten Brot. Das würde er doch nicht wirklich tun, oder?
„Natürlich würde ich auch davon absehen, du musst nur etwas entgegenkommend sein.“
Ich schwieg.
„Du musst es mir nur sagen.“
Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinem Knie, wie sie antastend darüber strich.
„Lass das!“, zischte ich, und schlug seine Hand weg. Dabei flog das Messer quer durch den Raum, und landete knapp vor Iesha auf dem Boden. Aber das war mir egal. Ayden hatte mich gerade angetatscht. Mein Bruder war bei mir auf Tuchfühlung gegangen. Natürlich, er wusste nicht dass wir Halbgeschwister waren, aber das machte es nicht wirklich besser.
Ayden kniff die Augen leicht zusammen. „Du hast gerade nach einem Prinzen geschlagen, ist dir das eigentlich klar?“
„Nein, ich habe nach einem Idioten geschlagen der glaubt sich alles rausnehmen zu können, weil er ein Prinz ist!“, fauchte ich ihn an, und erhob mich vom Sofa, um einigen Abstand zwischen uns zu bringen. „Und jetzt lass mich in Frieden!“
„Sonst was?“
Für dieses selbstgefällige Grinsen hätte ich ihn am liebsten geschlagen. „Sonst sage ich es deiner Mutter, und glaub mir, die wird ziemlich sauer werden.“
Das ließ ihn herzlichst auflachen. „Meine Mutter konnte noch nie sauer mit mir sein. Ich bin ihr kleiner Prinz, und als Prinz frage ich dich, was hast du hier zu suchen?“
Verdammt, warum musste dieser Blödmann ausgerechnet jetzt auftauchen? Als er dann auch noch aufstand, und auf mich zukam wich ich bis an den Kamin zurück, und warf einen hilfesuchenden Blick zu Cio. Klar, ich hätte Ayden auch alles erzählen können, aber ich glaubte nicht, dass das Cheyenne so recht gewesen wäre. Außerdem waren wir nicht alleine.
Cio fing meinen Blick auf. Es war ihm anzusehen, dass auch er wissen wollte, war ich hier zu suchen hatten, und trotzdem verließen die nächsten Worte seinen Mund. „Komm schon Ayden, lass das. Die ist den Ärger doch nicht wert.“
Autsch.
„Genau“, fügte Iesha noch hinzu. „An so einem kleinen Flittchen solltest du dir nicht deine Hände dreckig machen.“
Das brachte ihr einen eigentlich tödlichen Blick ein. Wer von uns beiden hier das Flittchen war, stand ja wohl auf einem ganz anderen Blatt. Schließlich war nicht ich es gewesen, die mit dem besten Freund meines Lovers in die Kiste gesprungen war. Aber ich hatte Cio versprochen es für mich zu behalten, und so schluckte ich die aufkommenden Worte schnell wieder hinunter. Doch Cio schien an meinem Blick ganz genau zu sehen, was mir auf der Zunge lag.
„Also, was ist nun?“ Ayden trat genau vor mich, und versuchte mein Gesicht am Kinn einzufangen, doch ich schlug seine Hand ein weiteres Mal weg. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? „Sagst du es mir?“
Auf der Couch fing Flair an wie wild zu bellen.
„Komm schon, Ayden, lass sie einfach“, sagte Cio da wieder.
„Nein, ich will jetzt wissen, was sie hier macht. Meine Mutter hat noch nie einen Vampir ins Schloss gelassen. Was also ist an dir so besonderes, dass sie dafür sogar das Frühstück mit der Familie ausfallen lässt?“
Das hatte sie ja gar nicht, ich gehörte auch zur Familie. Nur wusste er es nicht. „Ich hab es dir schon einmal gesagt, wenn du etwas wissen willst, dann frag deine Mutter. Meinetwegen auch deinen Vater, und jetzt lass mich endlich in Ruhe, bevor ich dir ein paar scheuern muss.“
Plötzlich war das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. Als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst, machte er einen Schritt vor mir zurück, und funkelte mich wütend an. „Mein Vater ist tot.“
„Was?“ Mein Mund klappte runter, ohne dass ich
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