Vergangene Zukunft
sichtlich angetan war.
»Ich nicht«, sagte Alice mannhaft (obwohl sie natürlich keineswegs mannhaft wirkte, sondern im Gegenteil sehr weiblich und bezaubernd).
»Verstehen Sie denn nicht?« fragte Professor Johns. »Sobald die Paare verheiratet sind, verlieren die amatogenen Prinzipien, die sich ja nur auf Unverheiratete anwenden lassen, ihre Kraft. Die Personen, die sich auch ohne die Hilfe der Hormone lieben würden, bleiben natürlich miteinander verbunden. Die anderen werden die Ehe annullieren lassen.«
»Großer Gott«, sagte Nitely, »wie wunderbar einfach! Natürlich! Das muß auch Gilbert beabsichtigt haben, bis ein schockierter Theaterleiter oder -manager die Änderung erzwungen hat.«
»Und es hat funktioniert?« fragte ich. »Du hast doch ausdrücklich gesagt, die Hormone des Professors sollten außereheliche Beziehungen verhindern und …«
»Es hat funktioniert«, sagte Nitely und ignorierte meine Bemerkung.
Eine Träne zitterte auf seinem Augenlid, und ich kann nicht sagen, ob das von den traurigen Erinnerungen kam oder von der Tatsache, daß er schon bei seinem vierten Gin Tonic angelangt war.
»Es hat funktioniert«, erzählte er. »Alice und ich heirateten, und unsere Ehe wurde fast sofort in stummer Übereinstimmung annulliert. Mit der Begründung, daß die Eheschließung unter Zwang erfolgt war. Und da wir uns ständig unter der Aufsicht von Anstandsdamen befanden, führte dieser Zwang unglücklicherweise zu gar nichts.« Er seufzte. »Jedenfalls heirateten Alice und Alexander bald danach, und soviel ich weiß, erwartet sie jetzt als Ergebnis verschiedener Begleitumstände ein Kind.«
Er hob den Blick von den spärlichen Überresten in seinem Glas, und plötzlich stockte ihm der Atem.
»Du lieber Gott! Schon wieder sie!«
Überrascht hob ich den Kopf. Eine Vision in Hellblau erschien in der Tür. Stellen Sie sich ein Gesicht vor, wie zum Küssen gemacht, eine Gestalt, wie zur Liebe geschaffen.
»Nicholas!« rief sie. »So warte doch!«
»Ist das Alice?« fragte ich.
»Nein, nein. Das ist jemand ganz anderer – eine völlig andere Geschichte. Aber ich muß jetzt gehen.«
Er stand auf, und mit einer für seine Jahre und sein Körpergewicht bemerkenswerten Behendigkeit verschwand er durch das Fenster. Die begehrenswerte weibliche Erscheinung folgte ihm mit ebenso bemerkenswerter Behendigkeit.
Ich schüttelte mitleidig den Kopf. Offensichtlich wurde der arme Mann ständig von diesen wunderbaren Schönheiten geplagt, die aus diesem oder jenem Grund für ihn erglühten. In Gedanken an ein solch schreckliches Geschick leerte ich mein Glas in einem Zug und wunderte mich über die seltsame Tatsache, daß ich noch niemals ähnliche Schwierigkeiten gehabt hatte.
Und wütend bestellte ich einen weiteren Drink, während sich ein sehr vulgärer Ausruf unaufgefordert auf meine Lippen drängte.
Bis in die vierte Generation
Kurz nachdem »Der moderne Zauberer« erschienen war, zog sich Mr. Boucher als Herausgeber von F & SF zurück. Sein Nachfolger war Robert P. Mills.
Mr. Mills tat mir den größten Gefallen in meinem schriftstellerischen Leben, seit Mr. Campbell das Gespräch begonnen hatte, das zu »Und Finsternis wird kommen …« geführt hatte.
Mr. Mills ersuchte mich, jeden Monat eine wissenschaftliche Kolumne für F & SF zu schreiben, und ich erfüllte seine Bitte sofort. Seit der November-Ausgabe 1958, in der meine erste Kolumne erschienen war, wurde ich Monat für Monat meiner Aufgabe gerecht.
Von allen schriftstellerischen Arbeiten, die ich produziere, erfunden oder nicht erfunden, für Erwachsene oder für Jugendliche, bereiten mir diese Artikel für F & SF bei weitem die größte Freude, und während seiner ganzen Amtsdauer nannte ich Mr. Mills niemals anders als »meinen gütigen Herausgeber«.
Als wir eines Tages beim Lunch saßen, sagte Mr. Mills, er hätte am selben Tag den Namen Lefkowitz bei mehreren verschiedenen und unzusammenhängenden Gelegenheiten gelesen, und das erscheine ihm als ein sehr seltsames Zusammentreffen. Ob ich nicht daraus eine Geschichte machen könne? In meiner üblichen ungezwungenen Art sagte ich: »Sicher« und überlegte.
Das Ergebnis war eine Erzählung, die auch Mr. Boucher Tribut zollte. Er war gläubiger Katholik. (Ich muß sagen »er war«, denn er starb im April 1968, und alle, die ihn kannten, trauerten aufrichtig um ihn. Er war ein so liebenswerter, gütiger Mann, daß ihn sogar die Autoren liebten, die er abgelehnt hatte, und
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