Vergeben, nicht vergessen
leichenblass. »O mein Gott, Louey!« Sie rannte auf das brennende Wrack zu und hielt sich den Arm. »Louey!«
Ramsey bekam sie an der Taille zu fassen und riss sie zurück. »Nein, Molly. Er ist tot.« Er schloss kurz die Augen, denn jetzt wurde ihm klar, dass Emmas Vater eben gerade vor ihren Augen zerfetzt worden war. Sowohl er als auch Molly hatten beide einen Schock und konnten noch nicht wieder klar denken. Emma starrte auf den Wagen. Er kniete sich neben sie und drückte sie an sich. »Es wird alles gut werden, Emma, das verspreche ich dir. Es tut mir wirklich Leid, Liebling. Jemand hat in dem Auto eine Bombe gelegt. Als er die Zündung bedient hat, ist sie explodiert.«
Vom Haus her hörte er in seinem Rücken Stimmen, drehte sich jedoch nicht nach ihnen um.
Von dem Wagen war nichts mehr übrig. Von Louey Sante-ra auch nicht. Als Ramsey sich umdrehte, sah er alle, auf den Stufen versammelt, den verkohlten, zusammengeschmolzenen Wagen anstarren. Nach wie vor fraßen sich kleine Flammenherde in das Metall und brachen sporadisch in spuckende Feuerwerke aus.
Emmas Klavier war zerbrochen. Immer noch hielt sie es gegen die Brust gepresst. Sie sah erst ihre Mutter an, dann blickte sie wieder zu ihm auf. »Das verstehe ich nicht.«
»Er ist tot, Emma«, sagte Molly.
»Oh«, sagte sie schließlich und sah sich zu dem verkohlten Auto und den züngelnden Flammen um. »Ich sehe ihn aber gar nicht, Ramsey.«
»Nein«, erwiderte er. Er wollte ihr jetzt nicht erklären, dass man ihren Vater nun ganz einfach hätte zusammenfegen können.
Dann fingen alle auf einmal zu reden an, tätschelten ihre Schulter und redeten beruhigend auf sie ein. Mason Lord drückte sogar für einen kurzen Augenblick Molly an sich. Gunther hatte seine Pistole gezogen. Miles versuchte sich Emma zu nähern. Wachposten schwärmten schussbereit zum brennenden Wrack aus. Es waren junge, kerngesunde und durchtrainierte Männer, die jeder eine automatische Waffe trugen. Angesichts der enormen Zerstörung hielten sogar sie einen kurzen Moment lang inne.
Mit Blick auf Emma bemerkte Eve Lord langsam: »Ihr drei hättet in dem Auto sitzen sollen, nicht Louey Santera.«
»Es war dieser böse Mann«, sagte Emma. »Er hatte es auf mich abgesehen, hat aber stattdessen Papa getroffen.«
Sie betrachtete ihr zertrümmertes Klavier und legte es vorsichtig auf dem Rasen ab. »Schaut euch die zerbrochenen Tasten an.« Sie kniete sich daneben und drückte auf das C. Ein schneidender, klirrender Ton erklang. Ihr Gesicht blieb regungslos. Sie hob das Klavier auf und drückte es gegen den Körper, dann ging sie ins Haus. Molly holte sie ein und nahm sie in ihre Arme.
»Ich rufe die Polizei«, wandte sich Ramsey an Mason Lord.
»Meinen Grund und Boden betritt keine Polizei.«
»Und ob sie das tun wird.«
Molly gab keinen Ton von sich, während Mason Lords Leibarzt, Dr. Theodore Otterly, ihren Arm nähte. Ramsey spürte ihren Schmerz, die Anspannung ihrer Muskeln, aber sie beklagte sich nicht. Er hatte zwei Stühle zusammengestellt und sich auf den hinteren gesetzt. Dr. Otterly hatte ihn gebeten, Molly zu stützen, also hatte er seine Arme um ihr Kinn gelegt und hielt ihre Schultern fest. Ihr verwundeter Arm ruhte auf dem Tisch. Molly zuckte zusammen, dann atmete sie tief durch.
Plötzlich gab Emma einen maunzenden Ton von sich. Ramsey sagte: »Ich weiß, Em. Es ist alles ziemlich schlimm, aber deine Mutter hält das aus. Wenn du etwas sagen möchtest, sprich es ruhig aus.«
»Ist alles in Ordnung, Mama?«
Ihre Stimme war leise, ihre Angst nur zu offensichtlich. Molly brachte zu ihrem eigenen Erstaunen ein Lächeln zu Stande. »Em, das ist nicht so schlimm. Ich bin schließlich richtig hartgesotten, genau wie Ramsey. Ich bin eine Macha. Mach dir keine Sorgen, Süße, mir geht es gut.«
Er spürte, wie sie erneut zusammenfuhr und drückte sie noch fester an sich. Sie lehnte sich zurück und ließ sich gegen ihn fallen. Dr. Otterly hatte ihm aus seiner Jacke geholfen, sein Hemd kurz befühlt und dann gemeint, er wolle sich erst um Molly kümmern. Ramsey war sehr erleichtert gewesen. Unter allen Umständen wollte er jede Verletzung vermeiden, die ihn auch nur noch so kurzfristig aus dem Verkehr ziehen könnte. Die Ereignisse waren außer Kontrolle geraten, und er konnte es sich nicht leisten, ebenfalls die Kontrolle zu verlieren. Aber verflucht noch mal, sein Rücken tat ihm höllisch weh.
Er war sich der Tatsache bewusst, dass Mason Lord hinter ihm in der
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