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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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bleiben.
    Ich weiß nicht, wie viel du von dem mitbekommst, was außerhalb deines Zimmers passiert, aber seltsamerweise hast du (trotz deines Charakters) eine ganze Reihe loyaler Blödmänner, die für dich arbeiten. Wenn das hier vorbei ist, werde ich einen gemeinnützigen Verein gründen, den ich »Die Ritter der Verrückten Tafelrunde« nennen werde. Die einzige Aufgabe dieses Vereins wird darin bestehen, einmal im Jahr zu einem Abendessen zusammenzukommen und nach Herzenslust über dich herzuziehen. (Nein - du wirst nicht dazu eingeladen.)
    Na gut, also zur Sache. Annika bereitet gerade den Prozess vor. Ein Problem in diesem Zusammenhang ist natürlich, dass sie für dich arbeitet und sich eisern an diesen ganzen bescheuerten Privatsphärenquark hält. Das bedeutet, dass sie mir nicht mal erzählt, was ihr beide besprecht, und das ist in dieser Situation schon ein gewisses Handicap. Gott sei Dank nimmt sie wenigstens Informationen von mir an.
    Wir müssen reden, du und ich.
    Benutze nicht meine Mailadresse.
    Vielleicht bin ich paranoid, aber ich habe guten Grund zu der Annahme, dass ich nicht der Einzige bin, der meine Mails liest. Wenn du etwas schicken willst, musst du stattdessen zu der Yahoo-Group [Verrückte_Tafelrunde] gehen. Die ID heißt Pippi und das Passwort p9i2p7p7i. / Mikael
    Lisbeth las Mikaels Brief zwei Mal und sah verblüfft auf ihren Palm. Nach einer Phase völligen Datenzölibats hatte sie totale Cyber-Entzugserscheinungen. Sie fragte sich, ob Kalle Fucking Blomkvist sein Hirn eingeschaltet hatte, als er einen Computer zu ihr schmuggeln ließ, aber vergaß, dass sie ein Handy brauchte, um ins Netz zu kommen.
    Während sie so dalag und überlegte, hörte sie plötzlich Schritte auf dem Flur. Sofort schaltete sie den Palm aus und schob ihn unter ihr Kissen. Als sie hörte, wie der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, sah sie, dass die Stofftasche und das Ladegerät immer noch auf dem Nachttisch lagen. Schnell streckte sie die Hand aus, zog die Tasche unter ihre Bettdecke und drückte sich den Kabelsalat zwischen die Beine. Dann blieb sie regungslos liegen und starrte an die Decke, als die Nachtschwester hereinkam und fragte, wie es ihr gehe und ob sie etwas brauche.
    Lisbeth erklärte, es gehe ihr gut und sie hätte gern eine Schachtel Zigaretten. Dieser Wunsch wurde ihr freundlich, aber bestimmt abgeschlagen. Stattdessen bekam sie ein Päckchen Nikotinkaugummis. Als die Nachtschwester die Tür zumachte, konnte Lisbeth einen kurzen Blick auf den Securitas-Wachmann erhaschen, der auf einem Stuhl im Korridor saß. Sie wartete, bis die Schritte sich entfernt hatten, und zog dann wieder ihren Palm hervor.
    Sie schaltete ihn ein und versuchte, ins Internet zu gelangen.
    Es war fast ein Schock, als der Palm ihr plötzlich mitteilte, dass er eine Verbindung hatte. Kontakt mit dem Netz. Unmöglich .
    Sie sprang so schnell aus dem Bett, dass ihre verletzte Hüfte wieder wehtat. Verblüfft sah sie sich im Zimmer um. Wie war das möglich? Langsam drehte sie eine Runde und untersuchte jeden Winkel. Nein, es ist kein Handy im Raum . Trotzdem hatte sie Verbindung zum Internet. Doch dann breitete sich ein schiefes Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Die Verbindung war drahtlos und via Bluetooth an ein Handy gekoppelt, das eine Reichweite von zehn bis zwölf Metern hatte. Ihr Blick glitt zu einem Schacht knapp unter der Decke.
    Kalle Fucking Blomkvist hatte direkt neben ihrem Zimmer ein Handy deponiert. Das war die einzig mögliche Erklärung.
    Aber warum hatte er nicht auch gleich das Telefon mit hereinschmuggeln lassen … Natürlich. Der Akku .
    Ihr Palm musste nur jeden dritten Tag aufgeladen werden. Ein eingeschaltetes Handy, über das sie viel im Internet surfte, würde seine Batterien im Handumdrehen aufbrauchen. Blomkvist oder vielmehr eine Person, die er dafür engagiert hatte, musste in regelmäßigen Abständen den Akku austauschen.
    Doch das Ladegerät für den Palm hatte er ihr mitgegeben. Das musste sie immer in Reichweite haben. Aber es war einfacher, einen Gegenstand zu verstecken als zwei. Eigentlich war er ja gar nicht so blöd.
    Lisbeth dachte als Erstes darüber nach, wo sie den Palm verstecken wollte. Neben der Tür war eine Steckdose und eine weitere an der Wand hinter dem Nachttisch. Das dortige Paneel versorgte auch ihre Nachttischlampe und ihre Digitaluhr mit Strom. Ein Radio, das sich früher auch darin befunden hatte, war herausgenommen worden, sodass ein Hohlraum entstanden war. Sie

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