Vergebung
lächelte. Dort passten sowohl das Ladegerät als auch der Palm hinein. Um den Palm am Tag aufzuladen, konnte sie die Steckdose an ihrem Nachttisch benutzen.
Lisbeth Salander war glücklich. Ihr Herz pochte, als sie zum ersten Mal seit zwei Monaten den Palm hochfuhr und ins Internet ging.
Auf einem Palm mit seinem winzig kleinen Bildschirm zu surfen war zwar nicht dasselbe wie auf einem PowerBook mit 17-Zoll-Bildschirm. Aber sie war im Netz . Von ihrem Bett aus konnte sie jetzt die ganze Welt erreichen.
Sie öffnete eine private Homepage, die Werbung für ziemlich uninteressante Bilder eines nicht sonderlich begabten Amateurfotografen namens Gill Bates in Jobsville, Pennsylvania, machte. Lisbeth hatte einmal nachgesehen und festgestellt, dass der Ort Jobsville gar nicht existierte. Trotzdem hatte Bates über zweihundert Bilder von der Gemeinde gemacht, die er in seiner Internetgalerie ausstellte. Sie scrollte bis zu Bild 167 und klickte auf »Vergrößern«. Das Bild stellte die Kirche in Jobsville dar. Sie ging mit dem Cursor auf die Kirchturmspitze und klickte. Sofort erschien ein Fenster, das nach ID und Passwort fragte. Mit ihrem digitalen Stift schrieb sie Remarkable in das ID-Feld und gab A(89)Cx#magnolia als Passwort ein.
Dann erschien ein Fenster mit dem Text [ERROR - You have the wrong password] und einem anklickbaren Feld [OK - Try again]. Lisbeth wusste, wenn sie auf dieses Feld klickte, würde sie nur wieder dasselbe Fenster bekommen - egal wie lange sie es versuchte. Stattdessen klickte sie nun auf den Buchstaben »O« im Wort »ERROR«.
Der Bildschirm wurde schwarz. Dann öffnete sich eine animierte Tür, und eine Figur, die aussah wie Lara Croft, kam heraus. Es erschien eine Sprechblase, mit dem Text [WHO GOES THERE?].
Lisbeth klickte auf die Sprechblase und schrieb das Wort Wasp . Sofort kam die Antwort: [PROVE IT - OR ELSE …], wobei die animierte Lara Croft eine Pistole entsicherte. Lisbeth wusste, dass diese Drohung ernst gemeint war. Wenn sie dreimal das falsche Passwort schrieb, würde die Seite verschwinden und der Name Wasp aus der Mitgliederliste gestrichen. Sorgfältig schrieb sie das Passwort: MonkeyBusiness .
Erneut veränderte der Bildschirm sein Aussehen. Nun hatte sie einen blauen Hintergrund vor sich, mit folgendem Text:
Welcome to Hacker Republic, citizen Wasp. It is 56 days since your last visit. There are 10 citizens online. Do you want to (a) Browse the Forum (b) Send a Message (c) Search the Archive (d) Talk (e) Get Laid?
Sie klickte auf [(d) Talk] und ging dann zur Menüzeile [Who’s online?], wo sie eine Liste der Namen erhielt: Andy, Bambi, Dakota, Jabba, BuckRogers, Mandrake, Pred, Slip, SisterJen, SixOfOne und Trinity.
Hi gang , schrieb Wasp.
Wasp. That really U? , schrieb SixOfOne sofort. Look who’s home.
Wo bist du denn gewesen? , fragte Trinity.
Plague meinte, du hast voll den Ärger , schrieb Dakota.
Lisbeth war nicht sicher, aber sie hatte den Verdacht, dass Dakota eine Frau war. Die anderen Bürger, die jetzt online waren, inklusive SisterJen, waren alles Jungs. Hacker Republic hatte insgesamt zweiundsechzig aktive Bürger, unter denen sich vier Frauen befanden.
Hallo, Trinity , schrieb Lisbeth. Hallo, alle zusammen.
Warum begrüßt du Trinity extra? Habt ihr zwei was am Start, oder stimmt mit uns andern irgendwas nicht? , wollte Dakota wissen.
Wir hatten ein paar Dates , schrieb Trinity. Wasp gibt sich nur mit intelligenten Menschen ab.
Was ihm sofortige Beschimpfungen von den fünf anderen Teilnehmern einbrachte.
Von ihren zweiundsechzig Bürgern hatte Wasp nur zwei von Angesicht zu Angesicht getroffen. Plague, der ungewöhnlicherweise nicht online war, war der eine. Trinity der andere. Er war Engländer und wohnte in London. Vor zwei Jahren hatte sie ihn für ein paar Stunden getroffen, als er Mikael Blomkvist und ihr bei der Jagd auf Harriet Vanger half, indem er ein privates Telefon in dem hübschen kleinen Vorort St. Albans illegal abhörte. Lisbeth fummelte mit ihrem unhandlichen digitalen Stift und wünschte, sie hätte eine richtige Tastatur.
Bist du noch da? , erkundigte sich Mandrake.
Sie buchstabierte.
Sorry. Hab bloß einen Palm. Das geht ziemlich langsam.
Was ist mit deinem Computer passiert? , fragte Pred.
Mein Computer ist okay. Ich selbst hab hier die Probleme.
Erzähl’s deinem großen Bruder , schrieb Slip.
Ich bin eine Gefangene des Staates.
Was? Warum? , kam es sofort von drei Chattern.
Lisbeth fasste ihre
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