Vergebung
darüber gewundert. Aber dann ging ihr auch auf, dass das total verrückt ist und nicht so ganz Ihr Stil und dann …«
»Und dann?«
»Tja, ihr ist das sehr peinlich, und sie weiß nicht so recht, was sie machen soll. Dazu muss man noch sagen, dass Sie ihr wohl ziemlich imponieren und sie Sie gern mag … also, als Chefin. Deswegen ist sie zu mir gekommen und hat mich um Rat gefragt.«
»Verstehe. Und was haben Sie ihr gesagt?«
»Ich habe gesagt, dass jemand Ihre Adresse gefälscht hat und sie schikaniert. Oder Sie beide. Und ich habe ihr versprochen, mit Ihnen darüber zu reden.«
»Danke. Wären Sie so nett, sie in zehn Minuten zu mir zu schicken?«
Erika nutzte die Zeit, um eine eigene Mail aufzusetzen.
Aus aktuellem Anlass muss ich Sie informieren, dass eine Mitarbeiterin der SMP Mails bekommen hat, die scheinbar von mir stammen. Die Briefe enthalten sexuelle Anspielungen der vulgären Art. Ich selbst habe auch Mails vulgären Inhalts erhalten, von einem Absender, der sich »centralred /SMP« nennt. Wie man weiß, gibt es keine solche Adresse bei uns. Ich habe mit dem Technikchef gesprochen, der mir erklärt hat, dass es sehr einfach ist, einen Absender zu fingieren. Ich weiß nicht, wie das geht, aber offensichtlich gibt es Internetseiten, mit denen man das bewerkstelligen kann. Ich komme leider zu dem Schluss, dass sich irgendein kranker Mensch mit so etwas beschäftigt.
Ich würde gern wissen, ob noch weitere Mitarbeiter seltsame Mails erhalten haben. Wenn ja, sollen sie sich bitte umgehend beim Redaktionssekretär Peter Fredriksson melden. Wenn dieser Unfug weitergeht, müssen wir über eine Anzeige nachdenken.
Erika Berger, Chefredakteurin
Sie druckte eine Kopie der Mail aus und schickte sie dann an sämtliche Angestellte des SMP -Konzerns. Im selben Augenblick klopfte Eva Carlsson an die Tür.
»Hallo, setzen Sie sich doch«, bat Erika. »Ich habe gehört, dass Sie Mails von mir bekommen haben.«
»Ach wo, ich glaube nicht, dass die von Ihnen waren.«
»Vor dreißig Sekunden haben Sie alle eine Mail von mir bekommen. Die habe ich selbst geschrieben und an sämtliche Mitarbeiter geschickt.«
Sie reichte Eva Carlsson den Ausdruck.
»Verstehe schon«, sagte Eva Carlsson.
»Es tut mir leid, dass jemand Sie zur Zielscheibe dieser ungeheuerlichen Kampagne ausersehen hat.«
»Sie brauchen sich doch nicht für irgendwas zu entschuldigen, was sich ein krankes Hirn ausgedacht hat.«
»Ich wollte mich nur vergewissern, ob bei Ihnen jeder Zweifel ausgeräumt ist, dass ich irgendetwas mit diesen Briefen zu tun haben könnte.«
»Ich habe niemals geglaubt, dass Sie die wirklich geschickt haben.«
»Na, dann ist ja gut«, sagte Erika und lächelte.
Monica Figuerola verbrachte den Nachmittag mit dem Sammeln von Informationen. Sie begann damit, dass sie sich ein Passbild von Lars Faulsson besorgte, um zu klären, ob er wirklich die Person war, die sie zusammen mit Göran Mårtensson gesehen hatte. Dann startete sie eine Anfrage im Vorstrafenregister und erhielt sofort einen Treffer.
Lars Faulsson, 47 Jahre alt, bekannt unter dem Spitznamen »Falun«, hatte seine Karriere als 17-Jähriger mit Autodiebstählen begonnen. In den 70er- und 80er-Jahren wurde er zweimal gefasst und wegen Einbruchs, Diebstahls und Hehlerei angeklagt. Zunächst hatte man ihn zu einer kurzen Gefängnisstrafe verurteilt, beim zweiten Mal zu drei Jahren. Später war er noch dreier Einbrüche verdächtigt worden, wobei es in einem Fall um einen ziemlich komplizierten und aufsehenerregenden Einbruch in ein Kaufhaus in Västerås ging, bei dem der ganze Tresor ausgeräumt worden war. Nachdem er seine Gefängnisstrafe abgesessen hatte, riss er sich zusammen - oder zumindest landete er keinen Coup mehr, bei dem er gefasst und verurteilt wurde. Doch er schulte um auf Schlosser (ausgerechnet!) und gründete 1987 sein eigenes Unternehmen, »Lars Faulssons Schlüsseldienst«, mit einer Adresse am Norrtull.
Die unbekannte Frau zu identifizieren, die Mårtensson und Faulsson gefilmt hatte, stellte sich als einfacher heraus, als Monica Figuerola dachte. Sie rief ganz einfach bei der Rezeption von Milton Security an und erklärte, sie suche eine weibliche Angestellte, die sie vor einer Weile getroffen, deren Namen sie aber wieder vergessen habe. Sie konnte die betreffende Person gut beschreiben. Der Empfang erklärte, das klinge ganz nach Susanne Linder, und verband sie weiter. Als Susanne Linder den Hörer aufnahm, entschuldigte sich
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