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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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verstehe mich darauf, wie eine Zeitung gemacht wird. Und die Wirklichkeit sieht so aus, dass das gesamte Personal der SMP in den letzten fünfzehn Jahren um hundertachtzehn Mitarbeiter gekürzt wurde. Die Hälfte davon mögen Grafiker gewesen sein, die durch neue Technik und so weiter überflüssig wurden, aber die Zahl der Reporter, die Texte produzieren, ist in dieser Zeit um ganze 48 Prozent gesunken.«
    »Das war ein notwendiger Stellenabbau. Ohne den hätte die Zeitung schon lange dichtmachen müssen.«
    »Wir wollen abwarten, was hier wirklich notwendig ist und was nicht. In den letzten drei Jahren sind achtzehn Reporterstellen gekürzt worden. Außerdem sind ganze neun Stellen derzeit nicht besetzt und werden nur hin und wieder mit Praktikanten aufgefüllt. Die Sportredaktion ist krass unterbesetzt. Seit über einem Jahr sind dort zwei freie Stellen nicht nachbesetzt worden.«
    »Wir reden hier von Einsparungen. So einfach ist das .«
    »In der Kulturredaktion sind drei Stellen nicht nachbesetzt worden. In der Wirtschaftsredaktion eine Stelle. Die Rechtsredaktion existiert praktisch gesehen überhaupt nicht … da haben wir einen Redaktionschef, der seine Berichte von der allgemeinen Nachrichtenredaktion bezieht. Und so weiter. Die SMP hat seit mindestens acht Jahren keine Berichterstattung mehr, was staatliche Ämter und Behörden angeht. Da sind wir völlig auf freiberufliche Mitarbeiter angewiesen und auf das Material, das uns die Nachrichtenagentur TT liefert … und wie Sie wissen, hat TT die betreffende Redaktion vor vielen Jahren ebenfalls geschlossen. Mit anderen Worten, es gibt in Schweden keine einzige Redaktion, die ein kritisches Auge auf öffentliche Einrichtungen und Behörden hat.«
    »Die Zeitungsbranche macht eben schwierige Zeiten durch …«
    »Die SMP kann nur dann überleben, wenn sich der Aufsichtsrat zu einem offensiven Vorgehen durchringt. Wir haben jeden Tag weniger Angestellte, die immer mehr Text produzieren sollen. Die Artikel werden immer schlechter und oberflächlicher. Deshalb laufen uns die Leser davon.«
    »Sie verstehen nicht, dass …«
    »Ich habe es satt, mir ständig anzuhören, dass ich etwas nicht verstehe. Ich bin keine Praktikantin und auch nicht zum Spaß hier!«
    »Aber Ihr Vorschlag ist völlig aberwitzig.«
    »Warum?«
    »Sie schlagen vor, dass die Zeitung keinen Gewinn mehr machen soll.«
    »Hören Sie, Sellberg, im Laufe dieses Jahres werden Sie eine hohe Summe als Dividende an die dreiundzwanzig Aktionäre dieser Zeitung auszahlen. Dazu kommen noch unverständliche Bonuszahlungen, die rund 10 Millionen Kronen kosten werden und insgesamt neun Personen im Aufsichtsrat zugute kommen. Sich selbst haben Sie einen Bonus von 400 000 Kronen gewährt, als Belohnung für die Stelleneinsparungen. Das ist zwar bei Weitem kein so großer Bonus, wie ihn sich einige andere Direktoren unter den Nagel reißen, aber in meinen Augen sind Sie keine Öre davon wert. Den Bonus hätten Sie sich verdient, wenn Sie die SMP gestärkt hätten. Aber Ihre Stelleneinsparungen haben die SMP geschwächt und die Krise verschärft.«
    »Das ist sehr ungerecht. Jede Maßnahme, die ich vorgeschlagen habe, ist vom Aufsichtsrat genehmigt worden.«
    »Der Aufsichtsrat hat Ihre Maßnahmen genehmigt, weil Sie ihnen eine jährliche Dividende versprochen haben. Und das muss auf der Stelle aufhören.«
    »Sie schlagen also allen Ernstes vor, dass der Aufsichtsrat beschließen soll, sämtliche Dividenden und jeglichen Bonus zu streichen. Wie können Sie nur glauben, dass die Aktionäre da zustimmen werden?«
    »Ich schlage vor, dass wir ein Jahr lang alle Überschüsse einfrieren. Das sollte eine Ersparnis von knapp 21 Millionen Kronen und die Möglichkeit ergeben, das Personal sowie die wirtschaftliche Situation der SMP entscheidend zu stärken. Außerdem schlage ich vor, dass die Löhne der leitenden Angestellten gesenkt werden. Ich habe ein Monatsgehalt von 88 000 Kronen, was vollkommen übertrieben ist bei einer Zeitung, die nicht einmal die Stellen ihrer Sportredaktion besetzen kann.«
    »Sie wollen also Ihr eigenes Gehalt kürzen? Also mit solchen sozialistischen Ideen …«
    »Reden Sie keinen Blödsinn! Sie haben einen Monatslohn von 112 000 Kronen, wenn man Ihren jährlichen Bonus mit einrechnet. Das ist doch Wahnsinn! Wenn die Zeitung gesund und profitabel wäre, würde ich Ihre Bonuszahlungen nicht kritisieren. Aber dass Sie sich dieses Jahr den eigenen Bonus erhöhen, ist der momentanen

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