Vergebung
festgehalten.«
»Ist es dasselbe Gutachten, das ich gerade Richter Iversen gegeben habe?«
»Wenn auf der Rückseite des Berichts meine Signatur zu sehen ist, ist es dasselbe.«
Iversen drehte das Dokument um und stellte fest, dass sich dort Torsten Edklinths Namenszug befand.
»Kommissar Edklinth, können Sie mir erklären, wie es sein kann, dass Sie ein rechtspsychiatrisches Gutachten erhalten, das von einer Person handelt, die immer noch in einem isolierten Einzelzimmer im Sahlgrenska-Krankenhaus liegt?«
»Ja, das kann ich.«
»Erzählen Sie.«
»Dr. Teleborians rechtspsychiatrisches Gutachten ist eine Fälschung, die er zusammen mit einer Person namens Jonas Sandberg erstellt hat. Genauso, wie er 1991 eine ähnliche Fälschung zusammen mit Gunnar Björck produziert hat.«
»Das ist eine Lüge«, protestierte Teleborian schwach.
»Ist das eine Lüge?«, fragte Annika Giannini.
»Keinesfalls. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass Jonas Sandberg einer von rund zehn Leuten ist, die heute auf Beschluss des Generalstaatsanwalts verhaftet worden sind. Sandberg wird der Beteiligung am Mord an Gunnar Björck beschuldigt. Er gehört zu einer illegalen Gruppe, die innerhalb der Sicherheitspolizei operierte und seit den 70er-Jahren Alexander Zalatschenko beschützt hat. Es war dieselbe Gruppe, die hinter dem Beschluss steckte, Lisbeth Salander 1991 einzusperren. Wir haben jede Menge Beweise sowie ein Geständnis vom Chef dieser Gruppe.«
Es wurde totenstill im Gerichtssaal.
»Will Dr. Teleborian das Gesagte kommentieren?«, erkundigte sich Richter Iversen.
Teleborian schüttelte den Kopf.
»Wenn das so ist, kann ich Ihnen mitteilen, dass Sie wegen Meineids und eventuell noch anderer Anklagepunkte angezeigt werden«, verkündete Richter Iversen.
»Wenn Sie entschuldigen wollen …«, warf Mikael Blomkvist ein.
»Ja?«
»Dr. Teleborian hat viel größere Probleme als dieses. Vor der Tür stehen bereits zwei Polizisten, die ihn zum Verhör abholen wollen.«
»Meinen Sie, ich sollte die beiden hereinbitten?«, schlug Iversen vor.
»Das wäre sicher eine gute Idee.«
Iversen gab dem Wachmann ein Zeichen, woraufhin dieser Kriminalinspektorin Sonja Modig und eine weitere Frau einließ, die Staatsanwalt Ekström sofort wiedererkannte. Ihr Name war Lisa Collsjö, Kriminalinspektorin beim Sonderdezernat der Reichspolizeileitung, das unter anderem die Aufgabe hatte, bei sexuellen Übergriffen auf Kinder und Kinderpornografie zu ermitteln.
»Und was wäre Ihr Anliegen?«, wollte Iversen wissen.
»Wir wollen Dr. Teleborian festnehmen, sobald wir das können, ohne die Abläufe des Gerichts zu stören.«
Iversen warf Annika Giannini einen fragenden Blick zu.
»Ich bin noch nicht ganz fertig mit ihm, aber lassen wir’s gut sein.«
»Bitte sehr«, sagte Iversen.
Lisa Collsjö trat auf Peter Teleborian zu.
»Sie sind verhaftet wegen schwerer Verbrechen gegen die Gesetze zur Kinderpornografie.«
Atemlos saß Peter Teleborian vor ihr. Annika Giannini stellte fest, dass jedes Licht in seinen Augen erloschen war.
»Genauer gesagt, wegen Besitzes von knapp achttausend kinderpornografischen Bildern in Ihrem Computer.«
Sie bückte sich und nahm seine Laptoptasche, die er dabeihatte.
»Der ist beschlagnahmt«, erklärte sie.
Während Teleborian durch die Tür des Gerichts abgeführt wurde, brannte Lisbeths Blick wie Feuer auf seinem Rücken.
28. Kapitel
Freitag, 15. Juli - Samstag, 16. Juli
Richter Jörgen Iversen klopfte mit seinem Stift auf die Tischkante, um das Stimmengewirr zu beenden, das aufgekommen war, als man Dr. Teleborian abführte. Dann saß er lange schweigend da und war sich offensichtlich nicht ganz sicher, wie der Prozess weitergeführt werden sollte. Er wandte sich an Staatsanwalt Ekström.
»Haben Sie den Geschehnissen der letzten Stunde noch etwas hinzuzufügen?«
Richard Ekström hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Er stand auf, sah Iversen und dann Torsten Edklinth an, bevor er den Kopf drehte und Lisbeth Salanders unbarmherzigen Blick auffing. Er begriff, dass die Schlacht bereits verloren war. Als er den Blick zu Mikael Blomkvist weiterwandern ließ, ging ihm zu seinem großen Schrecken plötzlich auf, dass er selbst Gefahr lief, in der Zeitschrift Millennium zu landen … Was zu einer Katastrophe führen würde, die ihn schlichtweg vernichtete.
Was nun eigentlich geschehen war, begriff er allerdings immer noch nicht so recht. Er hatte diesen Prozess in der Gewissheit eröffnet,
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