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Vergeltung am Degerloch

Vergeltung am Degerloch

Titel: Vergeltung am Degerloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Hefeweizen und Maultaschen, ich einen Salat und ein Pils. Sally gab sich servil. »Kommt sofort.«
    Ich bot Zigaretten an und eröffnete die Verhandlung. »Al so, was haben Sie rausgekriegt.«
    »Nicht viel.« Er versuchte, mir nicht ins Gesicht zu starren. »Ich kenne einen bei der Polizei. Der hat mir wenigstens ein bisschen was erzählt. Ihre Freundin Gabriele Weiß …«
    Ich zog die Brauen hoch. »Freundin is’ nicht.«
    »Also gut. Gabi ist heute früh zur Polizei marschiert und hat erklärt, sie wolle einen Mord gestehen.«
    »Es war Notwehr.«
    Krk hüstelte. »Die Polizei hat das Ganze zunächst auch für Spinnerei gehalten. Es gibt immer wieder Leute, die gestehen, sobald es einen Toten gibt. Aber der Tote an der Johanneskirche war nicht sonderlich spektakulär. Und die Brille, die man am Tatort gefunden hat, passt auf Gabi. Man fertigte ein Protokoll an und übergab Gabi der Staatsanwaltschaft, die einen Antrag auf Einweisung in eine psychiatrische Klinik stellte zur Überprüfung von Gabis Schuldfähigkeit oder so ähnlich. Sie muss einen ziemlich verwirrten Eindruck gemacht haben.«
    »Aber sie ermitteln doch nicht in Richtung Mord?«
    Krk zuckte mit den Schultern. »Da müssten Sie bei der Staatsanwaltschaft nachfragen. Mein Gewährsmann bei der Polizei sagt, Gabi beharre auf Mord, wenn sie auch nicht ge nau beschreiben konnte, was wirklich passiert ist.«
    »Vermutlich ist Gabi mit den juristischen Begriffen nicht vertraut«, sagte ich. »Oder sie ist realistisch. Frauen werden nicht wegen Totschlags angeklagt, sondern immer wegen Mordes.«
    »Soso.« Ein Lächeln zuckte in Krks Mundwinkeln. »Oder es war Mord.«
    »Unsinn. Sie ist angegriffen worden und hat sich verteidigt.«
    »Waren Sie dabei? Die Polizei hat jedenfalls das von Ihnen erwähnte Messer nicht gefunden. Gabi soll auch der Polizei gegenüber das Messer nicht erwähnt haben. Sie soll erklärt haben: ›Ich habe den Jungen ermordet, weil die Männer alle Schweine sind.‹«
    Sally brachte das Bier. »Recht hat sie!« Sie legte die Bierdeckel aus und stellte die beschlagenen Gläser darauf. Dann eilte sie geschäftsmäßig weiter. Sie hatte straffe, runde Waden. Leider schämte sie sich ihres großflächigen Hinterns, auch wenn sie Röcke trug, und bedeckte ihn stets mit Hemdblusen.
    Krks Fackelaugen gingen denselben Weg. Dann sah er mich an. Es war ihm peinlich. Gleichzeitig erschien ein streitsüchtiges Grinsen auf seinem Gesicht.
    »Was wissen wir denn über die Leiche?«, erkundigte ich mich friedlich.
    »Er wurde von hinten mit einem Stein erschlagen und lag auf dem Bauch neben dem Sandhaufen einer Baustelle nahe dem Eingang zur U-Bahn. Die Stadt gräbt da Kabel aus. Ein Obdachloser hat die Leiche gefunden. Aber die Obdachlosen, die in der Toilette an der Kirche übernachteten, wollen nichts bemerkt haben. Übrigens kein Grund zum Misstrauen. Die Penner sind der Polizei bekannt. Man nimmt nicht an, dass sie die Mithilfe böswillig verweigern. Sie müssen vielmehr ein Interesse daran haben, dass der Verdacht nicht auf sie fällt.«
    »Weiß man inzwischen, wer der Tote ist?«
    »Nein.«
    »Hatte er denn nichts bei sich?«
    »Zumindest keinen Ausweis, falls Sie das meinen. Übrigens auch keinen Geldbeutel. Ein paar Münzen und Scheine trug er in der Jackentasche, außerdem eine Fahrkarte der Straßenbahn, abgestempelt am Schillerplatz in Vaihingen, ein Päckchen Taschentücher und eine abgerissene Kinokarte vom Palast . Er hat den Film Die dreizehn Kammern der Schaolin gesehen. Das ist kein Porno, sondern ein Kung-Fu-Film …«
    »Karate«, sagte ich.
    Krk blinzelte. Wahrscheinlich befürchtete er, dass ich zu den Weibern gehörte, die den Lotuskick beherrschten. Die meisten Männer dachten an ihre Eier, wenn das Thema Selbstverteidigung aufkam.
    »Der Film war Viertel vor elf zu Ende«, sagte er.
    »Gabi hat gegen elf das Sarah verlassen. Der Junge muss sich allerdings ganz schön beeilt haben, um vom Kino in der Bolzstraße durch die Innenstadt bis zum Feuersee zu wetzen. Und was wollte er da?«
    Krk zog die Schultern hoch. »Übrigens hatte er außerdem noch einen Draht in der Jackentasche …«
    »Ah«, machte ich hoffnungsvoll. »Draht taugt immerhin dazu, jemanden umzubringen.«
    »Leider«, sagte Krk, »ist er der Tote, nicht der Mörder, oder nicht? Außerdem hatte er Kaugummi bei sich und einen Rasierapparat.«
    »Was?«
    »Richtige Männer müssen sich zuweilen rasieren.«
    »Haben Sie auch Ihren Apparat dabei?«
    Krk fuhr

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