Vergeltung am Degerloch
zu befreien. Als ich so weit war, es in den Mund zu stecken, packte er meine Hand. Seine Augen waren wirklich zu groß, zu fragend.
»Es ist vorbei«, sagte ich. »Ich hab’s kapiert.«
»Wie du willst.« Er ließ los.
»Louise, Uwe und Gabi«, sagte ich, »wurden letztlich mit Nitrolingual umgebracht. Nicht mit deinen K.-o.-Tropfen. Der Stein für Uwe oder die Barbiturate bei Louise dienten nur zur Abrundung. Darum hat Uwe sich auch nicht mehr fortbewegt. Er litt an Herzschmerzen und starb am Kollaps. Außerdem hat der Gerichtsmediziner in Uwes Blut keinen Alkohol festgestellt. Ich habe den Bericht gelesen. Mit dem Magenbitter hast du dich verhauen. Zufällig hatte ich am Sonntag, bevor ich umkippte, eines deiner Bonbons zerbissen. Aber du hättest doch wohl kaum den Notarzt geholt, wenn du vorhattest, mich umzubringen. Außerdem war mir am Dienstag davor schon einmal schwummrig. Das war die Generalprobe. Und da hatten wir gar keinen Kontakt.«
Krk hustete.
»Kaffee?«, erkundigte ich mich.
Er nickte, goss das Aspirin in sich hinein und schüttelte sich. Gänsehaut floss über seine behaarten nackten Beine. Männerknie waren doch ein ziemlich archaisch wirkendes Scharnier von lediglich funktioneller Eleganz.
»Es war der Kaffee«, sagte ich, während ich die Kaffeemaschine füllte. »Aber ich gebe zu, dass mich deine Bonbons ungeheuer beeindruckt haben. Es war eine grandiose Vorführung. Das Beste, was einem Looser einfallen kann, um eine kleine Detektivin für ihre Selbstgefälligkeit zu bestrafen. Außerdem wolltest du, dass ich dir Unrecht tue, dass ich mich schuldig fühle, dass ich alles Mögliche wieder gutmachen will, dass ich dich um Verzeihung bitte. Meine Schuldgefühle haben mir letztlich das Leben gerettet. Das also ist die Macht der Masochisten.«
Er lächelte.
»Und was kommt jetzt?«, fragte ich. »Dein Spiel funktioniert nicht mehr.«
Krk fuhr sich durch die Haare, zog die Zipfel seines Hemdes über die Scham, spielte mit dem leeren Glas.
Ich stellte Milch, Zucker und Tassen auf den Tisch. Seine Hand nestelte sich durch die Bonbons. Ich legte Löffel dazu. Seine Finger verfingen sich in meinen Fingern. Krk hüstelte.
»Vielleicht geht’s ja auch ohne Gewalt.«
Christine Lehmann bei Ariadne
»Christine Lehmann ist den meisten deutschen Krimischreibern stilistisch haushoch überlegen. Man kann sich diesen Sound nicht antrainieren. Bei Lehmann beruht er auf Menschenkenntnis, Lebenserfahrung, Selbstironie und Belesenheit.« Perlentaucher
»Einsam, aufsässig und notorisch respektlos – ein klarer Fall von hard-boiled woman.« Konkret
»Christine Lehmann schreibt mit Herz und, eine Rarität im D-Krimi, (Wort-)Witz.« Tobias Gohlis, Die Zeit
Harte Schule
Ariadne Krimi 1157 • ISBN 3-88619-887-1
Lisa Nerz, Zeitungsreporterin mit beträchtlicher Erfahrung und guten Verbindungen, trägt gern Männerkleidung und genießt es, ihre arrogante blonde Volontärin zu triezen. Als die Meldung hereinkommt, dass auf einem Stuttgarter Schulhof ein ermordeter Lehrer liegt, nimmt die narbengesichtige Journalistin die Fährte auf und folgt ihr bis in allerhöchste Kreise, wobei sie Kopf und Kragen riskiert …
Ein knallharter Whodunnit, der zynisch und treffsicher das Lebensgefühl heutiger Jugendlicher auf den Punkt bringt.
Höhlenangst
Ariadne Krimi 1161 • ISBN 3-88619-891-X
Tief und dunkel sind die berühmten Höhlen der Schwäbischen Alb. Doch das kann eine Journalistin vom Kaliber der narbengesichtigen Lisa Nerz nicht schrecken – wenn Gerüchte von Mord und Korruption umgehen, steckt sie ihre Nase auch ins finsterste Fledermausnest. Auf der Suche nach einem Staatsanwalt, einer Leiche, die eben noch da war, und ein bisschen Liebe nimmt Lisa Nerz waghalsige Klettertouren auf sich und entreißt dem unterirdischen Labyrinth die Wahrheit.
Ariadnes Schwaben-Anthologien
Mord isch hald a Gschäft
Ariadne Krimi 1154 • ISBN 3-88619-884-7
Fünfzehn dem Schwäbischen mit Herz und Magen verbundene Krimi-Autorinnen servieren mörderisch-spannende Kriminalkurzgeschichten. Da trifft sich Hartgesottenes mit Humoreskem und Ruppiges mit Rätselhaftem. Schwaben, deine Mörderinnen!
Die Kurzkrimis spielen in Stuttgart und allerlei idyllischen Städtchen in Baden-Württemberg: in Esslingen, Berkheim, Reutlingen, Brackenheim, Waiblingen und in Schönbronn im Eichenbachtal, beim Hasenwirt in Stuttgart-Uhlbach, am Feuerseeplatz, im Restaurant des Stuttgarter
Weitere Kostenlose Bücher