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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Also hab ich sie wild durch die Gegend gescheucht und dann abgehängt.«
    »Warum hast du dich nicht gemeldet?«, fragt Lev. »Ein paar Leute denken sehr hässlich über dich.«
    »Siehst du, genau deshalb«, entgegnet Simon. »Ich hatte Angst vor dem, was sie denken, dass sie denken, ich wäre übergelaufen oder so.«
    »Du hättest Kontakt zu mir aufnehmen können«, sagt Lev. »Oder irgendeinem von uns.«
    »Du hast recht. Vollkommen recht. Eigentlich wollte ich das auch.«
    »Aber …«
    Simon blickt auf die Spritze. »Wisst ihr … Hört zu, jetzt seid ihr ja da. Könnt ihr mich wieder mitnehmen?«
    »Können wir«, sagt Lev.
    »Gott sei Dank«, sagt Simon. »Da bin ich echt froh, zum Glück. Hier draußen ist es ganz schön einsam, Freunde, das kann ich euch verraten.«
    »Noch eine Frage.«
    »Schieß los.«
    »Warum liegen plötzlich drei Millionen Dollar auf deinem Konto auf den Cook Islands?«
    Simon will zur Tür.
    Lev verpasst ihm einen Tritt in die Leber und reißt ihn zu Boden.
    Dann spürt Simon, wie ihm ein Tuch vor die Nase gepresst wird, und verliert erneut das Bewusstsein.
    »Der Chef will dich sprechen«, sagt Cody zu Dave.
    Dave geht den Hang runter zum »Kommandobunker« – einer großen, in den Hang gebauten Steinhütte. Darin befindet sich der kleine Besprechungsraum, in dem Donovan vor einer Reihe Laptops auf einem Regal aus unlackierten Brettern sitzt.
    »Glaubst du, Lev hat recht?«, fragt Donovan. »In Bezug auf Amir?«
    »Du kennst ihn besser als ich.«
    »Scheiße«, sagt Donovan, »lass es uns beim Namen nennen. Er ist Muslim, Palästinenser.«
    »Ich weiß nur«, sagt Dave, »dass wir die Operation erst fortsetzen können, wenn wir alle Zweifel ausgeräumt haben.«
    Das Team kann nichts unternehmen, wenn die Teammitglieder ständig voreinander auf der Hut sein müssen, sich nicht vertrauen und andauernd damit rechnen, eine Kugel in den Rücken zu bekommen.
    Donovan sieht auf die Uhr. »Ja, es wird Zeit. Zeit für ein Gespräch mit einer alten Freundin.«
    Er gibt etwas in einen der Laptops ein, und Miriams Gesicht taucht auf dem Bildschirm auf.
    Sie wirkt blass, käseweiß im Kontrast zu ihrem schwarzen Haar und dünn – viel zu dünn. Sie muss Daves Gedanken an seinem Gesichtsausdruck abgelesen haben, denn sie sagt: »Man sollte meinen, dass man zunimmt, wenn man nicht laufen kann, aber ich hab’s geschafft, Gewicht zu verlieren.«
    »Du siehst toll aus«, sagt Dave.
    »Und du bist ein charmanter Lügner«, erwidert Miriam. »Aber danke.«
    »Wie geht’s?«
    »Die Physio ist entsetzlich langweilig«, sagt sie. »Die ständigen Wiederholungen machen mich wahnsinnig, aber die Ärzte sagen, in ein paar Monaten kann ich wieder laufen.«
    »Das ist toll.«
    »Die Aussicht, den New-York-City-Marathon zu gewinnen, muss ich allerdings in den Wind schießen«, sagt sie. »Das sollte jetzt keine Anspielung sein …«
    »Miriam«, sagt Dave. »Tut mir wahnsinnig leid. Das ist alles meine Schuld.«
    Sie guckt genervt. »Ich mache dir keinen Vorwurf. MeinVorwurf gilt Aziz. Schuld ist das hirnverbrannte Arschloch, das auf mich geschossen hat. Wir können uns jetzt nicht gegenseitig unter Druck setzen, Dave, dafür ist es ein bisschen zu spät. Außerdem wäre das billig und unreif. Am Ende des Tages glaube ich immer noch daran, dass es die Guten und die Bösen gibt, und wir sind die Guten. Damit will ich sagen: ›Geh und mach sie fertig, Dave.‹«
    »Bin schon dabei.«
    »Ich setze volles Vertrauen in dich.«
    Ihr Gesicht verschwindet vom Bildschirm.
    Donovan schenkt Dave ein Glas Scotch ein und stößt mit ihm an.
    »Auf die Guten«, sagt er.


    Simon erwacht mit hämmerndem Schädel.
    Es ist dunkel, aber dann begreift er, dass sein Kopf unter einer geschlossenen Kapuze steckt. Im Mund hat er ein nach Chloroform stinkendes Tuch.
    Panik steigt in ihm auf, er kämpft sie nieder und versucht herauszubekommen, wo er sich befindet. Er spürt die Bewegungen eines Wagens und weiß, dass er auf einem Rücksitz liegt. Die Hände auf dem Rücken gefesselt.
    Er stöhnt, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Niemand reagiert.
    Also tritt er gegen die Tür und zwar so lange, bis ihm die Kapuze vom Kopf gerissen wird. Lev sieht ihn an.
    »Benimm dich, oder du wanderst in den Kofferraum.«
    Willem sieht das genauso und nickt.
    Dave sieht die Scheinwerfer eines Wagens über die Serpentinenstraße auf das Camp zukommen. Ein paar Minuten später hat der Wagen das Camp erreicht, und Dave sieht, wie Lev und

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