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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Willem etwas vom Rücksitz ziehen und wie einen Sack mit unerwünschten Waren auf den Boden knallen lassen.
    Gemeinsam mit Donovan geht er rüber und erkennt entsetzt Simon auf dem Rücken liegend im Schnee. Der britische Sanitäter blickt zu Dave und Donovan auf.
    »Master Sergeant Simon Norris«, sagt er, »meldet sich zum Dienst.«
    »Schafft ihn mir aus den Augen«, erwidert Donovan.
    Sie schleifen Simon runter in einen Keller, in dem Kartoffeln lagern, und setzen ihn an die Wand.
    »Wenn ich dir die Hände losbinde«, fragt Lev, »versuchst du dann zu türmen?«
    Simon sieht Willem an, der in der Tür steht. »Wo soll ich denn hin? Ich weiß ja nicht mal, wo ich bin.«
    Lev klärt ihn nicht auf, aber es ist auch egal. Simon weiß, wie man sich orientiert, wie man überlebt und überall herauskommt.
    Lev hockt sich neben ihn und nimmt ihm die Fesseln ab.
    Simon reibt sich die Handgelenke. »Danke, mein Freund.«
    »Ich bin nicht mehr dein Freund.«
    Er schämt sich für Simon. Sie alle können sich nur auf eins verlassen: nämlich darauf, dass sie sich aufeinander verlassen können. Das ist das Einzige, was sie unumstößlich und sicher wissen, und nur deshalb funktioniert alles andere.
    Ohne diese Gewissheit haben sie nichts.
    »Soll das jetzt so weitergehen?«, fragt Simon.
    »Ich muss wissen, was du ihnen verraten hast«, sagt Lev. »Wen du verkauft hast, welche Namen du genannt hast.«
    »Nur den von Collins.«
    »Lüg mich nicht an.«
    »Das ist die Wahrheit. Ich schwör’s.«
    Lev explodiert. »Manche dieser Männer haben Familien!«
    »Collins ja wohl nicht mehr, oder?«
    Lev schlägt ihm ins Gesicht. Mit geöffneter Hand, aber fest. Simon richtet den Kopf wieder auf, sieht Lev an und sagt: »So geht’s also weiter.«
    Anstelle einer Antwort schlägt Lev ihn erneut.
    Später, als er jede einzelne Information aus ihm herausgepresst hat, hockt sich Lev neben ihn und sagt: »Eine Frage habe ich noch – warum?«
    »Warum?«, nuschelt Simon. Seine Lippen sind aufgeplatzt und geschwollen, ein Auge fast zugequollen. »Ich hab mir mein Leben angesehen. Meine Zukunft. Und da war nichts außer weiteren zwanzig Jahren Töten, Bluten, Sterben. Ich wollte nur ein bisschen Frieden, Alter. Nur ein bisschen Frieden.«
    »Den kannst du haben«, sagt Lev.
    »Willst du wissen, was du wert bist?«, fragt Donovan Dave eine Stunde später. »Drei Millionen US-Dollar. Ich persönlich halte das ja für ein bisschen überteuert.«
    »Hat er gestanden?«
    »Ein bisschen Überredung hat es schon gebraucht«, sagt Donovan.
    Dave schüttelt den Kopf. »So was machen wir nicht. So sind wir nicht.«
    »Nein?«, fragt Donovan. »Wo warst du in Balad?«
    Dave fällt keine Antwort ein.
    »Verschwende dein Mitgefühl nicht auf Norris«, sagt Donovan. »Er hat dich verraten. Und nur damit du’s weißt, Miriam hat er auch verkauft. Durch ihn weiß Aziz, wer wir sind und dass wir kommen.«
    »Und jetzt?«, fragt Dave.
    Donovan sieht ihn einfach nur an.
    »Ich mach’s«, sagt Dave.
    Er steht auf.
    »Nein«, sagt Donovan. »Wir müssen das richtig machen.«
    Kurz vor Morgengrauen gehen sie mit Simon unter schiefergrauem Himmel nach draußen.
    Lev hat ihn auf der einen Seite am Ellbogen gepackt, Willem auf der anderen, und sie führen ihn aus dem Camp hinaus zu einer Gruppe von Birken.
    Dave folgt mit dem restlichen Team.
    Es ist kalt, und der Schnee knirscht unter seinen Stiefeln.
    »Mag ein Klischee sein«, sagt Simon zu Lev, »aber darf ich noch eine rauchen? In meiner Tasche steckt ein Päckchen Regals.«
    Lev schüttelt eine Zigarette aus dem Päckchen und steckt sie Simon in den Mund.
    »Darf ich sie selbst anzünden?«, fragt Simon. »Nur ein kleines Vergnügen, aber immerhin.«
    Lev reicht Simon sein Feuerzeug. Mit zitternden Händen führt er die Flamme an die Zigarette und nimmt einen tiefen Zug.
    Die Spitze glüht rot im noch matten Licht.
    »Gott, schmeckt die gut.« Simon zieht noch zwei Mal tief, lässt die Zigarette in den Schnee fallen und tritt sie mit dem Fuß aus. »Okay.«
    Sie binden ihn mit einem Seil an einem Baum fest, dann treten sie ein paar Schritte zurück und stellen sich zum Restdes Teams, bilden in circa zehn Metern Entfernung eine Reihe. Michel starrt Simon an. Alessandro entsichert sein Gewehr. Cody starrt zu Boden und scharrt mit dem Stiefel im Schnee.
    »Fahnenflucht im Angesicht des Feindes«, sagt Donovan, »außerdem Hochverrat an den eigenen Kameraden. Beides hast du gestanden. Willst du noch etwas

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