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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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hyperaktiven Babyelefanten in einen Jutesack stecken.
    Zuerst müssen sie zu dem luftleeren Boot schwimmen und es gegen die Strömung festhalten. Jeder Einzelne muss seine zugewiesene Position einnehmen, während Cody und Michel das Boot aufpumpen. Dann gilt es, ausreichend Abstand einzuhalten, damit sich niemand verletzt, wenn sich das Boot mit einem Mal aufbläst – ein Vorgang der dem Entfalten eines Airbags bei einem Autounfall ähnelt –, gleichzeitig aber müssen sie dicht genug dranbleiben, um an Bord klettern zu können.
    Sich auf ein schaukelndes, wogendes Gummiboot zu hieven, während gleichzeitig vier weitere Männer dasselbe versuchen, ist Daves Ansicht nach der Inbegriff eines clusterfuck . Dazu kommt noch, dass man wasserdichte Säcke mit schwerer Ausrüstung an Bord ziehen muss, dabei aber weniger Lärm machen darf als in einer mongolischen Oper, und zwar ohne dabei zu ertrinken.
    »Hat eigentlich jemand die Haie erwähnt?«, fragt Cody.
    »Nein«, sagt Dave.
    Cody nickt. »Wahrscheinlich besser so.«
    Und ergänzt: »Große weiße.«
    Was einen zusätzlichen Anreiz liefert, ins Boot zu klettern.
    Aber auch dafür haben sie im Mar de Cortés hart trainiert, und heute Abend läuft alles glatt.
    Dave wirft seinen Sack an Bord und zieht sich selbst nach. Er und Lev balancieren jeweils auf einer Seite am Bug, Cody und Alessandro seitlich am Heck, während Michel hinten in der Mitte sitzt und mit dem kleinen Steuerruder lenkt.
    Cody reicht ihm das Plastikruder mit dem Teleskopschaft, den Dave jetzt ganz herauszieht. Er dreht sich um und sieht Michel auf den Kompass blicken. Er zeigt auf ein Uhr und sagt leise: » Commence .«
    Dave taucht das Ruder ins Wasser und paddelt. Ein Bein inden Wellen, das andere über dem Seitenbord, paddelt er im Einklang mit Cody. Links kann er gerade so das andere Boot erkennen, die Silhouetten der vor dem schwarzen Nachthimmel geduckten Männer.
    Jetzt setzt die Körpererinnerung aus dem Training ein, und sie fallen in einen lockeren, gleichmäßigen Rhythmus. Idealerweise bewegt man sich zügig, aber nicht hastig vorwärts, um den Strand mit gebündelter Energie zu erreichen.
    Er erinnert sich an die alte Delta-Maxime – Slow is smooth, smooth is fast.
    Michel gibt einen Befehl, und sie gleiten steuerbord in einen schmalen Kanal, kaum einen Kilometer breit, der Lamu von der Insel Manda trennt. Das ist einer der riskantesten Momente der Mission – das kleine Fischerdorf Ras Kitau befindet sich direkt an der Spitze von Manda an der Kanalmündung, und sie müssen es unentdeckt passieren, bevor sie am Strand im Süden von Shela landen können.
    Zu allem Überfluss liegt eine Sandbank vor Manda, die den Kanal weiter verengt, und vor der Sandbank treibt eine starke Strömung Richtung Ras Kitau.
    Dave sieht Fackeln im Dorf, das jetzt gerade mal knapp zweihundert Meter entfernt liegt, dann hört er Michel zweimal seitlich an die Bootswand klopfen.
    Schneller paddeln.
    Er senkt die Schulter und zieht das Paddel kraftvoll durchs Wasser. Jetzt spürt er die Strömung unter sich, die das Boot dem Fischerdorf entgegentreibt. Wenn sie von nur einem einzigen Dorfbewohner gesehen werden und dieser Alarm schlägt, ist die Mission beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.
    Dave paddelt immer energischer, spürt auch Cody hinter sich arbeiten. Auf der anderen Seite des Boots taucht Lev seinPaddel ins Wasser, beugt sich vor, und dann merkt Dave, dass die Strömung sie entlässt, wie eine Faust ihren Griff lockert.
    Lev sieht ihn an und grinst.
    Einen Kilometer vom Landepunkt entfernt können ihnen immer noch treibende Mangrovenbaumstämme, dhows oder kleine Fischerboote zum Verhängnis werden.
    Aber sie haben weiterhin Glück.
    Ein paar Minuten später hört Dave das Plätschern kleiner Wellen und sieht den Strand, der weiß leuchtet, auch wenn der Mond nur trübe scheint. Michel gibt den Befehl, sie gleiten aus dem Boot und ziehen es auf den Sand. Dave sieht die zweite Crew links von sich ebenso verfahren.
    Phase eins geschafft.
    Sie schlagen ihren LUP am Strand auf.
    Der LUP – Lying-Up Point – ein Begriff aus der Terminologie des SAS und Simon zuliebe innerhalb des Teams so genannt, ist ihr vorübergehendes Basislager, die Einsatzzentrale, ein Versteck oder – im schlimmsten Fall – der Ort, an dem sie’s bis zum Schluss ausfechten.
    Als C/C – Communications and Command – baut Michel rasch seinen BMATT – Briefcase Mission Advanced Tactical Terminal – zusammen –

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