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Vergeltung

Vergeltung

Titel: Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Gehweg, auf dem nun ein halbes Dutzend Beamte in voller Schutzausrüstung mit stichfesten Westen, Sicherheitshelmen, Rammbock und ein paar halbautomatischen Waffen auf sie zugelaufen kam. Paula drehte sich zu Kevin. »Hast du Bewaffnung verlangt?«
    »Nein«, antwortete er. »Diese Effekthascherei werden wir Pete Reekie zu verdanken haben.«
    Die schwarz gekleideten Kollegen hatten sie mittlerweile erreicht, nahmen Aufstellung und versuchten hart auszusehen. Keiner trug Nummern oder Rangabzeichen auf seiner Jacke. Sie machten Paula nervös.
    »Mein Einsatz«, sagte Kevin. »Wir machen das auf die altmodische Tour. Ich klopfe an die Tür, um zu schauen, ob Eric Fletcher zu Hause ist und ob er uns reinlässt. Wenn er es nicht tut, dann dürft ihr anklopfen«, erklärte er und pochte mit den Knöcheln auf den Rammbock. »Los geht’s.« Er drückte den Aufzugknopf.
    »Wir sollten die Treppe nehmen«, sagte einer, der anscheinend der Leiter der Gruppe war.
    »Wir hindern euch nicht«, meinte Paula. »Ich rauche zwanzig Kippen am Tag, und Eric wohnt im sechzehnten Stockwerk. Wir treffen euch oben«, fügte sie hinzu und schob sich, gefolgt von Kevin, durch die sich öffnenden Aufzugtüren. »In grauer Vorzeit hab ich mich im Prinzip mal für den gleichen Job wie diese Kerle beworben. Findest du das nicht erschreckend?«
    Kevin lachte. »Das sind doch nur Jungs. Die haben mehr Angst als die Verbrecher. Wir müssen sie nur aus der ganzen Action heraushalten.«
    Sie warteten beim Fahrstuhl auf die Kollegen von der Eingreiftruppe. Paula nutzte die Zeit, um eine weitere Zigarette zu rauchen. »Ich bin nervös«, stellte sie fest und bekam dafür einen missmutigen Blick von Kevin.
    Endlich erschien die taktische Einsatzgruppe und verteilte sich auf dem Stockwerk. Der Regen blies ihnen ins Gesicht, als sie die Galerie entlanggingen. Die Tür von 16C war so oft neu gestrichen worden, dass sie mit all ihren Farbblasen und Schrammen auf früheren Farbschichten aussah wie ein Beitrag für den Turner Preis für Gegenwartskunst. Vorwiegend war sie königsblau mit schmutzig weißen Plastikzahlen.
    Kevin klopfte an die Tür, und sofort hörten sie scharrende Schritte im Wohnungsflur. In weniger als einer Minute wurde die Tür geöffnet, und ein Mief von gebratenem Speck und Zigarettenrauch entwich der Wohnung. Der Mann, der in der Tür stand, sah auf den ersten Blick nicht spektakulär aus. Er war ein paar Zentimeter größer als Paula, mit feinem, mausgrauem Haar, das irgendwie an Kinderhaar erinnerte. Er trug Jeans und ein T-Shirt, das blasse, teigige Arme sehen ließ. Sein Gesicht war schwammiger als sein Körper, und seine blassblauen Augen ließen ihn unscheinbar wirken. Trotzdem merkte man ihm auf Anhieb eine gewisse Intensität an. Wenn er wirklich der Killer war, fragte sich Paula, wie hatte er es dann geschafft, dass die Prostituierten so einfach mitkamen?
    Ihrer Erfahrung nach hatten die Mädels von der Straße sonst einen recht guten Riecher dafür, ob ein Freier irgendwie komisch war. Und Eric Fletcher war eindeutig irgendwie komisch.
    Sie wiesen sich aus, und Kevin fragte, ob sie reinkommen könnten. »Und warum?«, fragte Fletcher. Seine Stimme klang seltsam dumpf und rauh. Er legte den Kopf schief und blickte sie herausfordernd an, ohne jedoch aufsässig zu wirken.
    »Wir müssen mit Ihnen über Ihre Tochter sprechen«, erklärte Paula.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Zu meiner Tochter habe ich nichts zu sagen. Sie wohnt nicht mehr hier.«
    »Wir machen uns Sorgen um sie«, fügte Kevin hinzu.
    Fletcher verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Ich für meinen Teil nicht, Karottenkopf.«
    »Haben Sie ein Auto, Mr. Fletcher?«, fragte Paula und hoffte, der Themenwechsel würde ihn verunsichern.
    »Was geht Sie das an? Erst reden Sie von meiner Tochter, jetzt von meinem Auto. Sie sollten sich entscheiden, was Sie eigentlich wollen, meine Beste. Ach nein, warten Sie. Dazu sind Sie ja gar nicht in der Lage, nicht wahr. Sie sind ja schließlich eine Frau und so weiter.« Er machte eine Bewegung und wollte die Tür schließen, doch Kevins Arm schoss nach vorne und verhinderte das.
    »Wir können es drinnen besprechen oder bei uns auf der Wache«, schlug Kevin vor. »Wie hätten Sie es gern?«
    »Ich kenne meine Rechte. Wenn Sie mich auf der Wache haben wollen, dann müssen Sie mich schon verhaften. Andernfalls können Sie sich verpissen.« Fletcher grinste und erhaschte den Blick, den Kevin und Paula

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