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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sich nach seinem Arbeitsverhältnis zu erkundigen.«
    Rider zog eine Augenbraue hoch.
    »Was hast du denn?«, fragte Bosch.
    »Kommt mir komisch vor, dass er eine Kreditkarte beantragt. Das macht ihn auffindbar, und genau das will er doch vermeiden, dachte ich.«
    »Vielleicht beginnt er, sich in Sicherheit zu wiegen.«
    Von der Toyota-Vertragswerkstätte fuhr Mackey direkt zum Einkaufszentrum, wo er einer Frau Starthilfe gab. Anschließend fuhr er zur Tankstelle zurück. Bis er dort ankam, war es fast zehn Uhr. Boschs sinkende Hoffnung schoss abrupt wieder nach oben, als er von dem Parkplatz gegenüber durchs Fernglas beobachtete, wie Mackey vom Abschleppwagen ins Büro ging.
    »Vielleicht war doch nicht alles umsonst«, sagte er zu Rider. »Er hat die Zeitung dabei.«
    Was Mackey in der Tankstelle machte, war schwer zu erkennen. Das Büro war auf zwei Seiten verglast; das war nicht das Problem, aber die Werkstatttore waren inzwischen geschlossen, und Mackey verschwand immer wieder dorthin, wo Bosch ihn nicht sehen konnte.
    »Soll ich ihn eine Weile beobachten?«, fragte Rider.
    Bosch ließ das Fernglas sinken und sah sie an. Im Dunkeln des Wageninnern konnte er ihr Gesicht nicht richtig erkennen.
    »Nein, nein, es geht schon noch. Außerdem fährst du die ganze Zeit. Ruh dich ein bisschen aus. Ich hab dich heute früh geweckt.«
    Er hob das Fernglas wieder an seine Augen.
    »Ich bin nicht müde«, sagte Rider. »Aber wenn du mal Pause machen willst …«
    »Außerdem«, sagte Bosch, »fühle ich mich irgendwie verantwortlich für diesen Typen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt schon. Die ganze Geschichte. Ich meine, wir hätten ihn einfach einkassieren und so lange in die Mangel nehmen können, bis er mit der Sprache rausgerückt wäre. Stattdessen haben wir es so gemacht, und das war mein Plan. Ich trage die Verantwortung.«
    »In die Mangel können wir ihn immer noch nehmen. Wenn das hier nicht klappt, wird uns wahrscheinlich gar nichts anderes übrig bleiben.«
    Boschs Handy begann zu läuten.
    »Vielleicht ist es genau das, worauf wir gewartet haben«, sagte er, als er dranging.
    Es war Nord.
    »Haben Sie uns nicht gesagt, dieser Typ hat irgendwann noch seinen Schulabschluss nachgeholt, Harry?«
    »Hat er auch. Wieso, was ist?«
    »Er hat gerade jemanden angerufen, damit er ihm den Artikel aus der Zeitung vorliest.«
    Bosch nahm eine aufrechtere Haltung ein. Sein Plan funktionierte. Wie Mackey der Inhalt des Artikels ü bermittelt wurde, spielte keine Rolle; Hauptsache, er wollte wissen, was darin stand.
    »Wen hat er angerufen?«
    »Eine gewisse Michelle Murphy. Hörte sich nach einer alten Freundin an. Er fragte sie, ob sie immer noch jeden Tag die Zeitung kriegt, als ob er sie schon länger nicht mehr gesehen hätte. Und als sie das bejahte, bat er sie, ihm den Artikel vorzulesen.«
    »Haben sie darüber gesprochen, nachdem sie ihn ihm vorgelesen hat?«
    »Ja. Sie wollte wissen, ob er das Mädchen aus dem Artikel kennen würde. Er sagte Nein, aber dann sagte er: ›Aber die Waffe kenne ich.‹ Einfach so. Und dann sagte sie, sie wollte nichts weiter darüber wissen, und damit hatte es sich. Sie legten beide auf.«
    Bosch dachte nach. Ihr Plan hatte funktioniert. Sie hatten einen Stein umgestoßen, der siebzehn Jahre nicht mehr bewegt worden war. Er war aufgeregt und spürte, wie das Blut in seinen Adern pulsierte.
    »Können Sie uns die Aufnahme hier rüberspielen?«, fragte er. »Ich würde mir das gern anhören.«
    »Das müsste gehen«, sagte Nord. »Ich sehe mal, ob ich einen der Techniker erwische, die hier überall rumschwirren, und – Moment, Harry, ich rufe Sie gleich wieder zurück. Mackey telefoniert gerade.«
    »Ja, rufen Sie zurück.«
    Bosch stellte schnell das Handy aus, damit Nord das Telefonat abhören konnte. Aufgeregt erzählte er Rider von Mackeys Anruf bei Michelle Murphy. Auch Rider hatte das Jagdfieber gepackt.
    »Sieht ganz so aus, als könnte es jetzt losgehen, Harry.«
    Bosch sah durchs Fernglas zur Tankstelle hinüber. Mackey saß im Büro am Schreibtisch und sprach in sein Handy.
    »Los, Mackey«, flüsterte Bosch. »Spuck’s aus. Erzähl uns die Geschichte.«
    Doch dann klappte Mackey das Handy zu. Der Anruf war zu kurz gewesen.
    Zehn Sekunden später rief Nord wieder an.
    »Er hat gerade Billy Blitzkrieg angerufen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gesagt: ›Ich könnte Ärger kriegen‹ und ›Könnte sein, dass ich was unternehmen muss‹, und dann schnitt ihm

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