Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
von der Polizei bist?«
    »Genau.«
    »Scheiße.«
    »Genau.«
    »Möchtest du, dass wir irgendwas Bestimmtes tun? Tim und Rick sind noch in der Nähe.«
    »Ruf sie an und sag ihnen, was los ist. Und dass sie sich bereithalten sollen, bis ich hier Entwarnung gebe. Ich werde, so lange es geht, im Abschleppwagen sitzen bleiben. Wenn ich das Handy hochhalte, als ob ich telefonieren würde, kann ich mein Gesicht vor ihm verbergen.«
    »Okay.«
    »Ich hoffe nur, Mackey will mich ihm nicht vorstellen. Ich glaube nämlich, ich habe mächtig Eindruck auf ihn gemacht. Könnte gut sein, dass er mit mir angeben will.«
    »Okay, Harry, nur keine Aufregung, wir sind sofort zur Stelle, wenn …«
    »Ich mache mir nicht meinetwegen Sorgen. Ich mache mir wegen unseres Plans Sorgen, falls …«
    »Er kommt.«
    Im selben Moment, in dem sie die Warnung aussprach, ertönte an Boschs Fenster ein lautes Klopfen. Er nahm das Handy vom Ohr und drehte sich herum. Mackey sah zu ihm herein. Bosch ließ das Fenster herunter.
    »Fertig«, sagte Mackey.
    »Schon?«
    »Klar. Sie können schon mal ins Büro kommen und zahlen, während er das Rad wieder draufmacht. In ein paar Stunden sind Sie zu Hause.«
    »Sehr gut.«
    Als Bosch ausstieg und ins Büro ging, hielt er das Handy wieder an sein Ohr, um sein Gesicht vor Spider zu verbergen. Er telefonierte im Gehen weiter mit Rider.
    »Wie es aussieht, komme ich unerkannt von hier weg«, sagte er.
    »Gut«, sagte sie. »Der Typ montiert gerade dein Rad. Pass auf, wenn du gehst.«
    »Mach ich.«
    Sobald er in dem kleinen Büro war, klappte Bosch das Handy zu. Mackey war hinter einen schmierigen, voll gemüllten Schreibtisch gegangen. Er brauchte ein paar Sekunden, um die Abschlepp- und Reparaturkosten mit einem Taschenrechner zusammenzuzählen.
    »Macht genau hundertfünfundzwanzig«, sagte er. »Vier Meilen abschleppen und drei Dollar für das Ventil.«
    Bosch setzte sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und zog seine Geldspange heraus.
    »Könnte ich auch eine Quittung haben?«
    Während er sechs Zwanziger und einen Fünfer abzählte, hörte er draußen den Pressluftschrauber. Der Reifen wurde montiert. Er hielt Mackey das Geld hin, aber dessen ganze Aufmerksamkeit wurde gerade von einer Haftnotiz in Anspruch genommen, die er auf dem Schreibtisch entdeckt hatte. Er griff danach und hielt sie so, dass auch Bosch lesen konnte, was darauf stand.
     
    Ro – Von Visa haben sie angerufen, um sich wegen deines Antrags nach deinem Arbeitsverhältnis zu erkundigen.
     
    Bosch hatte die Nachricht in wenigen Sekunden gelesen, aber Mackey starrte wesentlich länger darauf, bevor er den Zettel auf den Schreibtisch fallen ließ und das Geld von Bosch entgegennahm. Er legte die Scheine in eine Geldschublade und begann dann, auf dem Schreibtisch nach einem Quittungsblock zu suchen. Er brauchte ziemlich lange.
    »Normalerweise stellt Kenny die Quittungen aus«, sagte er. »Aber er ist gerade weg, Hähnchen holen.«
    Bosch wollte schon sagen, er bräuchte die Quittung nicht, als er hinter sich das Scharren eines Schritts hörte. Jemand war in das Büro gekommen. Für den Fall, dass es Spider war, drehte er sich nicht um.
    »Okay, Ro, ich bin fertig. Du musst ihn nur noch runterlassen.«
    Das war der kritische Moment. Mackey würde ihn entweder vorstellen oder nicht.
    »Okay, Spider«, sagte Mackey.
    »Ich mach dann mal die Fliege.«
    »Klar, Mann, und danke, dass du noch geblieben bist. Bis morgen.«
    Spider verließ das Büro, ohne dass sich Bosch zu ihm umgedreht hatte. Mackey fand, was er suchte, in der mittleren Schublade und kritzelte etwas darauf. Er gab den Zettel Bosch. Es war ein Zahlungsbeleg. Er hatte in kindlichem Gekrakel 125 Dollar darauf geschrieben.
    »Den Rest können Sie selber eintragen«, sagte er und stand auf. »Ich lasse schon mal Ihren Wagen runter. Dann können Sie los.«
    Als Bosch ihm nach draußen folgte, merkte er, dass er die Zeitung im Abschleppwagen liegen lassen hatte. Er überlegte, ob er sie dort lassen oder einen Vorwand suchen sollte, weshalb er noch einmal in den Abschleppwagen müsste, damit er sie herausnehmen und vielleicht im Büro liegen lassen konnte, wo Mackey, wie er wusste, fernsah, wenn er nichts zu tun hatte.
    Er beschloss, sie zu lassen, wo sie war. Er hatte den Anstoß gegeben, so gut es ging. Jetzt galt es, zurückzutreten und abzuwarten, was daraus wurde.
    Inzwischen war der Mercedes abgehängt. Bosch ging auf die Fahrerseite. Mackey verstaute das Geschirr

Weitere Kostenlose Bücher