Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
sich und Rider sprach, »und machen damit weiter.«
    Bosch dachte dabei an den Zettel mit der Nachricht für Mackey, den er am Tag zuvor auf dem Schreibtisch der Tankstelle gesehen hatte. Der Anruf von Visa, um sich das feste Arbeitsverhältnis bestätigen zu lassen. Wie Rider ganz richtig bemerkt hatte, als Bosch ihr ursprünglich davon erzählt hatte, passte es nicht zu Mackey, eine Spur, wie sie die Beantragung einer Kreditkarte darstellte, zu hinterlassen. Das war etwas, was nicht ins Bild passte, und deshalb wollte er diesem Punkt weiter nachgehen.
    »Wir haben hier alle Ausdrucke«, sagte Robinson. »Die meisten Anrufe gingen in der Tankstelle ein. Lauter geschäftliche Gespräche.«
    »Okay, Harry, Kiz, wollen Sie die Register?«, fragte Pratt.
    Rider sah Bosch an und dann Pratt.
    »Wenn Harry das möchte. Er scheint heute einen Lauf zu haben.«
    Als ob das das Stichwort wäre, begann Boschs Handy zu läuten. Er sah auf das Display. Es war Raj Patel.
    »Was das für ein Lauf ist, werden wir gleich sehen«, sagte er, als er das Handy aufklappte.
    Patel sagte, er habe gute und schlechte Nachrichten.
    »Die gute Nachricht ist, wir haben noch alle Vergleichsmuster aus dem Haus im Archiv. Die Fingerabdrücke von heute Morgen stimmen mit keinem von ihnen überein. Sie haben also jemand Neuen gefunden, Harry. Es könnte ihr Mörder sein.«
    Das hieß Folgendes: Alle Fingerabdruckproben von Angehörigen der Familie Lost und von Personen, die Zugang zum Haus hatten, waren noch im Fingerabdrucklabor der SID. Keine dieser Proben passte zu den Fingerabdrücken und der Handfläche, die sie am Morgen unter Rebecca Losts Bett entdeckt hatten. Fingerabdrücke konnten natürlich nicht datiert werden, und es bestand die Möglichkeit, dass die an diesem Morgen gefundenen Abdrücke von der Person stammten, die das Bett aufgebaut hatte. Aber das war nicht sehr wahrscheinlich. Die Abdrücke hatten sich auf der Unterseite des Lattenrosts befunden. Wer sie dort hinterlassen hatte, war höchstwahrscheinlich unter dem Bett gewesen.
    »Und die schlechte Nachricht?«, fragte Bosch.
    »Ich habe sie gerade in die DOJ-Datenbank eingegeben. Keine Übereinstimmung.«
    »Und das FBI?«
    »Das ist der nächste Schritt, aber das wird nicht so schnell gehen. Sie müssen sie erst aufbereiten. Ich schicke sie ihnen zwar mit einem Dringlichkeitsvermerk, aber Sie wissen ja, wie es ist.«
    »Allerdings, Raj. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas hören, und vielen Dank für Ihre Bemühungen.«
    Bosch klappte das Handy zu. Er empfand diese Wendung als schweren Rückschlag, und es war ihm anzusehen. Er brauchte den anderen nicht eigens zu erklären, was das Ganze zu bedeuten hatte.
    »Keine Übereinstimmung in der DOJ-Datenbank«, sagte er. »Er will es beim FBI versuchen, aber das wird eine Weile dauern.«
    »Scheiße!«, sagte Renner.
    »Weil gerade von Raj Patel die Rede ist«, sagte Pratt. »Sein Bruder hat die Obduktion für zwei Uhr angesetzt. Ich möchte ein Team dabeihaben. Wer will das übernehmen?«
    Renner hob zaghaft die Hand. Er und Robleto würden an der Obduktion teilnehmen. Wenn einem der Anblick nichts ausmachte, war es ein leichter Auftrag.
    Dann war die Besprechung zu Ende. Vorher hatte Pratt noch Robinson und Nord die Tankstelle und die Vernehmung der Personen zugeteilt, die dort mit Mackey gearbeitet hatten. Marcia und Jackson würden sich damit befassen, die einzelnen Berichte zu sammeln und zu einer Mordakte zusammenzustellen. Sie leiteten weiterhin die Ermittlungen und würden die nötigen Schritte von Zimmer 503 aus koordinieren.
    Pratt sah auf die Rechnung, teilte den Endbetrag durch neun und bat jeden, einen Zehner beizusteuern. Das hieß, Bosch musste zehn Dollar abdrücken, obwohl er nicht einmal eine Tasse Kaffee gehabt hatte. Er protestierte nicht. Es war der Preis dafür, dass er zu spät und außerdem derjenige war, der sie in diese Lage gebracht hatte.
    Als alle aufstanden, fing Bosch Riders Blick auf.
    »Bist du allein hergekommen oder mit jemandem mitgefahren?«
    »Abel hat mich mitgenommen.«
    »Sollen wir zusammen zurückfahren?«
    »Gern.«
    Während sie vor dem Eingang warteten, dass Boschs Auto vorgefahren wurde, strafte sie Bosch mit Schweigen. Sie hatte den Ordner mit den Ausdrucken der Pen Register unter den Arm geklemmt und starrte wortlos auf die riesige Plastikkuh unter dem Schild des Restaurants.
    Endlich kam der Mercedes, und sie stiegen ein. Bevor Bosch losfuhr, wandte er sich ihr zu und sah sie

Weitere Kostenlose Bücher