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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und das Bild begann sich zu bewegen. Bosch konnte Stoddards Stimme deutlich hören. Er nickte. Über dem Armaturenbrett des Streifenwagens war eine Kamera angebracht, die für Videoaufnahmen von Ampelkreuzungen und Häftlingstransporten verwendet wurde. Bei Stoddards Einlieferung war das Innenmikrofon eingeschaltet und das für außen ausgeschaltet worden.
    Es hatte gut funktioniert. Die Geständnisse, die Stoddard auf dem Rücksitz gemacht hatte, würden ihre Beweisführung zusätzlich untermauern. Daran gab es für Bosch keinen Zweifel. Er dankte dem Lieutenant und dem Streifenpolizisten und fragte, ob er einen Schreibtisch haben könnte, um ein paar Anrufe zu machen.
    Anschließend rief er Abel Pratt an, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen. Er teilte ihm mit, dass Rider zwar etwas angeschlagen, aber sonst wohlauf sei, und dass er sowohl für Stoddards wie für Muriel Losts Haus ein SID-Team für die Tatortanalyse brauche. Damit allerdings die Spurensicherung Stoddards Haus betreten dürfe, müsse erst ein Durchsuchungsbefehl beantragt und genehmigt werden. Stoddard werde in Kürze offiziell inhaftiert und die Fingerabdrücke abgenommen bekommen. Die Fingerabdrücke müssten mit denen verglichen werden, die auf dem Lattenrost unter Rebecca Losts Bett gefunden worden seien. Zum Schluss erzählte er Pratt von dem auf der Fahrt zur Devonshire Division aufgenommenen Video und den darauf festgehaltenen Geständnissen von Stoddard.
    »Es ist alles unanfechtbar, und wir haben es auf Band«, sagte Bosch. »Es kam alles nach Miranda.«
    »Sehr gut, Harry«, sagte Pratt. »Deswegen werden wir uns also keine Sorgen machen müssen, denke ich.«
    »Zumindest, was den Prozess angeht.«
    Womit gemeint war, dass Stoddard auf jeden Fall verurteilt würde. Nicht so sicher war sich Bosch, wie sein Vorgehen bei den Ermittlungen beurteilt würde.
    »Gegen Ergebnisse lässt sich schwer etwas einwenden«, sagte Pratt.
    »Das wird sich ja zeigen.«
    Bosch hörte das Anklopfsignal in seinem Telefon. Er sagte Pratt, er müsse Schluss machen, und nahm den neuen Anruf entgegen. Es war McKenzie Ward von der Daily News.
    »Meine Schwester hat auf dem Funkscanner in der Bildredaktion gerade gehört«, sagte sie aufgeregt, »dass für das Lost-Haus Verstärkung und ein Krankenwagen angefordert wurden. Sie hat sich noch an die Adresse erinnert.«
    »Das ist richtig.«
    »Was ist passiert, Detective? Wir haben eine Abmachung, erinnern Sie sich noch?«
    »Ja, ich erinnere mich. Ich wollte Sie auch gerade anrufen.«

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    42
    Die Küche des Metro Shelter war dunkel. Bosch ging in das kleine Foyer des Hotels nebenan und erkundigte sich bei dem Mann hinter dem Glasfenster nach Robert Losts Zimmernummer.
    »Der ist weg, Mann.«
    Etwas an der Endgültigkeit seines Tonfalls riss ein Loch in Boschs Brust. Es hörte sich nicht so an, als meinte er, Lost sei nur über Nacht mal weg.
    »Was meinen Sie damit, er ist weg?«
    »Ich meine, er ist weg. Er konnte es nicht lassen, und jetzt ist er weg. Das ist alles.«
    Bosch trat einen Schritt näher an die Glasscheibe heran. Der Mann hatte ein Taschenbuch vor sich liegen und hatte bisher nicht von seinen vergilbten Seiten aufgeblickt.
    »Hey, sehen Sie mich an.«
    Um die Seite nicht zu verschlagen, drehte der Mann das Buch um und schaute auf. Bosch zeigte ihm seine Dienstmarke. Dann schaute er nach unten und sah, dass das Buch Ich – Arturo Bandini hieß.
    »Ja, Officer.«
    Bosch blickte wieder in die müden Augen des Mannes.
    »Was meinen Sie mit er konnte es nicht lassen , und was heißt, er ist weg?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln.
    »Er kam betrunken an, und das ist die eine Regel, die wir hier haben: Kein Alkohol. Keine Säufer.«
    »Er wurde rausgeworfen?«
    Der Mann nickte.
    »Und sein Zimmer?«
    »Das Zimmer gehört zum Job. Wie gesagt, er ist weg.«
    »Und wo ist er hin?«
    Der Mann zuckte noch einmal mit den Achseln. Dann deutete er auf die Tür, die auf die Fifth Street hinausführte, und gab Bosch damit zu verstehen, dass Lost irgendwo da draußen war.
    »So was kommt vor«, sagte der Mann.
    Bosch sah ihn wieder an.
    »Wann ist er gegangen?«
    »Gestern. Das waren übrigens Sie von der Polizei, die ihn da reingeritten haben, nur damit Sie’s wissen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe gehört, dass irgendein Cop hier war und ihm irgendwelche Scheiße erzählt hat. Was genau, weiß ich nicht, aber das war unmittelbar davor – wenn Sie wissen, was ich meine.

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