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Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Strafverteidiger wäre«, fuhr Pratt fort, »würde ich Mackey raten, sich zu dem Einbruch zu bekennen, der ohnehin längst verjährt ist. Ich würde sagen, die Waffe hätte mich gebissen, als ich sie mal ausprobiert habe, und deshalb wäre ich sie schleunigst wieder losgeworden – lange vor dem Mord. Ich würde sagen: ›Nein, Sir, ich habe diese Kleine nicht damit erschossen, und Sie können auch nicht beweisen, dass ich es getan habe. Sie können nicht mal beweisen, dass ich sie überhaupt mal gesehen habe.‹«
    Rider und Bosch nickten.
    »Sie haben also nichts in der Hand.«
    Sie nickten wieder.
    »Nicht schlecht für einen Tag Arbeit. Was wollen Sie jetzt weiter tun?«
    »Wir wollen eine Telefonüberwachung beantragen«, sagte Bosch. »Auf jeden Fall eine für sein Handy und eine für das Telefon der Tankstelle. Und dann noch eine für seine Wohnung, sobald wir herausgefunden haben, wo er wohnt, und falls er dort einen Festnetzanschluss hat. Wir setzen eine Meldung in die Zeitung, dass wir den Fall neu aufrollen, und sorgen dafür, dass er sie zu sehen bekommt. Und dann sehen wir, ob er mit jemandem darüber spricht.«
    »Und wie kommen Sie darauf, dass er mit jemandem über einen Mord sprechen könnte, den er – vielleicht – vor siebzehn Jahren begangen hat?«
    »Weil wir, wie bereits gesagt, bisher keine Verbindung zwischen diesem Kerl und dem Mädchen herstellen konnten. Deshalb glauben wir, dass es bei dieser Geschichte einen dritten Beteiligten geben muss. Mackey hat es entweder für jemand anders getan, oder er hat diesem Jemand die Pistole besorgt, damit dieser es selbst tun konnte.«
    »Und es gibt noch eine dritte Möglichkeit«, fügte Rider hinzu. »Dass er dem Täter geholfen hat. Das Mädchen wurde einen steilen Hang hinaufgetragen. Das kann nur jemand getan haben, der entweder sehr kräftig war oder einen Helfer hatte.«
    Pratt schob sich noch zwei Löffel Joghurt in den Mund und schaute stirnrunzelnd in den Becher, bevor er antwortete.
    »Okay, und wie stellen Sie sich das mit der Zeitung vor? Glauben Sie denn, Sie können irgendwo so eine Meldung unterbringen?«
    »Ja«, sagte Rider. »Und zwar mithilfe von Commander Garcia vom Valley Bureau. Er hat ursprünglich in dem Fall ermittelt. Der Täter, der ungestraft davonkam, lässt ihm keine Ruhe – diese Nummer. Er hat außerdem gesagt, er hätte Beziehungen zur Daily News. «
    »Okay, hört sich an wie ein Plan. Dann füllen Sie schon mal die Antragsformulare aus und geben Sie sie mir. Sobald sie der Captain genehmigt hat, gehen sie erst noch an die Staatsanwaltschaft, bevor sie der Richter kriegt. Das wird etwas dauern. Sobald wir das Okay eines Richters haben, ziehen wir die anderen Teams von dem ab, was sie gerade tun, und lassen sie die Telefone abhören, während Sie den Kerl observieren.«
    Bosch und Rider standen gleichzeitig auf. Bosch spürte, wie sein Herz etwas schneller zu schlagen begann.
    »Dieser Mackey ist nicht zufällig gerade in irgendwelche krumme Touren verwickelt?«, fragte Pratt.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Bosch.
    »Na ja, wenn wir geltend machen könnten, dass er irgendwas im Schilde führt, bekämen wir schneller eine Genehmigung.«
    Das ließ sich Bosch durch den Kopf gehen.
    »Im Moment haben wir noch nichts«, sagte er. »Aber es ließe sich vielleicht machen.«
    »Gut. Das würde die Sache vereinfachen.«

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    15
    Den Schreibkram übernahm Rider. Sie war gut am Computer und im juristischen Jargon. Bosch hatte diese Fähigkeiten schon bei einigen früheren Ermittlungsverfahren an ihr beobachten können. Deshalb erfolgte diese Arbeitsteilung unausgesprochen. Sie würde die Anträge für die Anordnung zum Abhören der Telefongespräche abfassen, die Roland Mackey auf seinem Handy sowie über das Telefon der Tankstelle und den Festnetzanschluss in seiner Wohnung führte, falls er einen solchen hatte. Das war mit einigem Aufwand verbunden; sie musste die Verdachtsmomente gegen Mackey darlegen und darauf achten, dass die Kette von logischen und wahrscheinlichen Schlüssen keine Schwachstellen aufwies. Ihr Antrag musste zuerst Pratt überzeugen, dann Captain Norona, dann einen stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt, dessen Aufgabe darin bestand, sicherzugehen, dass sich die lokalen Polizeibehörden nicht über die Bürgerrechte hinwegsetzten, und schließlich einen Richter, der die gleichen Pflichten hatte, aber darüber hinaus auch noch den Wählern Rechenschaft schuldig wäre, wenn

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