Vergessene Stimmen
Vorlage für eine Namenssuche kam.
»Mit wem willst du anfangen?«, fragte sie.
»Wie war’s mit Robert Lost?«
Sie gab den Namen und die Parameter für die Suche ein.
»Wie schnell geht das?«, fragte Bosch.
»Schnell.«
In wenigen Minuten hatte sie eine Adressenspur für Rebecca Losts Vater. Aber sie endete in dem Haus in Chatsworth. Robert Lost hatte in mehr als zehn Jahren weder seinen Führerschein erneuern lassen, noch hatte er eine Immobilie gekauft, sich ins Wahlregister eintragen lassen, eine Kreditkarte beantragt oder bei den städtischen Versorgungsbetrieben ein Kundenkonto gehabt. Er war ein weißer Fleck. Er war verschwunden – zumindest aus dem elektronischen Raster.
»Er muss sich noch auf der Straße herumtreiben«, sagte Rider.
»Falls er überhaupt noch am Leben ist.«
Rider gab die Namen Tara Wood und Daniel Kotchof ein und bekam für beide mehrere Treffer. Aber mithilfe ihres ungefähren Alters und einer Einengung auf Hawaii und Kalifornien reduzierte sie das Ergebnis auf zwei Adressenspuren, von denen sie annahmen, dass sie zur richtigen Tara Wood und zum richtigen Daniel Kotchof gehörten. Wenn Wood nicht zu ihrem Highschool-Klassentreffen gekommen war, hatte das sicher nicht daran gelegen, dass sie zu weit weg wohnte. Sie war aus dem Valley lediglich über die Berge nach Santa Monica gezogen. Gleichzeitig sah es so aus, als sei Daniel Kotchof schon vor einigen Jahren aus Hawaii nach Kalifornien zurückgekehrt, um ein paar Jahre in Venice zu leben und dann wieder nach Maui zurückzukehren, wo sich sein gegenwärtiger Wohnsitz befand.
Der letzte Name, den Rider für Bosch in AutoTrack eingab, war Sam Weiss, das Einbruchsopfer, mit dessen Pistole Rebecca Lost ermordet worden war. Obwohl sie Hunderte von Treffern für den Namen erhielt, war es nicht schwer, den richtigen Sam Weiss zu finden. Er wohnte immer noch in dem Haus, in dem der Einbruch stattgefunden hatte. Sogar dieselbe Telefonnummer hatte er noch. Er hatte die Stellung gehalten.
Rider druckte Bosch alles aus und gab ihm auch Grace Tanakas Nummer, die sie von Bailey Sable bekommen hatten. Dann packte sie alles zusammen, was sie brauchte, um zu Hause den Antrag für die Telefonüberwachung zu schreiben.
»Wenn du was brauchst, ruf mich einfach über den Pager«, sagte sie, als sie das Notebook in eine gepolsterte Tasche packte.
Als sie gegangen war, sah Bosch auf die Uhr über Pratts Tür. Es war kurz nach sechs. Er beschloss, erst mal eine Stunde lang Namen auf seiner Liste abzuhaken, bevor er in den Toy District fuhr, um nach Robert Lost zu suchen. Ihm war klar, dass er sich nur vor der Suche in der menschlichen Ausschusszone drückte, die ihn mit Sicherheit deprimieren würde. Deshalb sah er noch einmal auf die Uhr und schwor sich, nicht mehr als eine Stunde am Telefon zu verbringen.
Er beschloss, den Anfang mit den Einheimischen zu machen, gab aber rasch auf. Die Anrufe bei Tara Wood und Sam Weiss wurden von Anrufbeantwortern entgegengenommen. Bosch hinterließ Tara Wood eine kurze Nachricht mit seinem Namen und seiner Handynummer sowie dem Hinweis, er rufe wegen Becky Lost an. Er hoffte, der Name ihrer Freundin würde genügen, ihr Interesse zu wecken und eine Reaktion hervorzurufen. Weiss hinterließ er nur seinen Namen und seine Telefonnummer, um ihn nicht darauf hinzuweisen, dass der Anruf eine Angelegenheit betraf, die bei dem Mann, der indirekt die Waffe für die Ermordung eines 16-jährigen Mädchens zur Verfügung gestellt hatte, Schuldgefühle auslösen könnte.
Als Nächstes rief er Grace Tanaka in Hayward an. Sie meldete sich nach dem sechsten Läuten. Zunächst schien sie über den Anruf verärgert, als hätte er sie bei etwas Wichtigem gestört, aber ihre mürrische Stimme wurde milder, sobald Bosch sagte, er rufe wegen Rebecca Lost an.
»O mein Gott, tut sich denn da doch noch was?«, fragte sie.
»Bei der Polizei hat man ein starkes Interesse daran, den Fall neu aufzurollen«, sagte Bosch. »Ein Name ist aufgetaucht. Dabei handelt es sich um eine Person, die 1988 in die Sache verwickelt gewesen sein könnte, und nun versuchen wir, herauszufinden, ob der Betreffende in irgendeinem Zusammenhang mit Becky oder ihren Freundinnen stand.«
»Wie heißt er?«, fragte sie rasch.
»Roland Mackey. Er war ein paar Jahre älter als Becky. Ging nicht in die Hillside, wohnte aber ganz in der Nähe in Chatsworth. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Eigentlich nicht. Ich kann mich nicht an ihn erinnern. Was hatte er mit
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