Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergessene Stimmen

Titel: Vergessene Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
dem Ganzen zu tun? War er der Vater?«
    »Der Vater?«
    »Die Polizei sagte, dass sie schwanger war. Ich meine, dass sie schwanger gewesen war.«
    »Nein, wir wissen nicht, ob darin der Zusammenhang bestand. Der Name sagt Ihnen also nichts?«
    »Nein.«
    »Auch die Kurzform, Ro, nicht?«
    »Nein.«
    »Und Sie sagen, Sie wussten zunächst nichts von der Schwangerschaft – ist das richtig?«
    »Ja. Keine von uns wusste etwas davon. Von ihren Freundinnen, meine ich.«
    Bosch nickte, obwohl er wusste, dass sie es nicht sehen konnte. Er sagte nichts und hoffte, das Schweigen würde ihr unangenehm werden, sodass sie etwas sagte, was ihm weiterhalf.
    »Ähm, haben Sie ein Foto von diesem Mann?«, fragte sie schließlich.
    Das war nicht das, worauf es Bosch abgesehen hatte.
    »Ja«, sagte er. »Ich muss mal sehen, wie ich es Ihnen am besten zukommen lassen kann. Vielleicht ruft es irgendwelche Erinnerungen bei Ihnen wach.«
    »Können Sie es nicht einfach scannen und mailen?«
    Bosch wusste, was sie von ihm wollte, und obwohl er es selber nicht konnte, nahm er an, dass Kiz Rider es könnte.
    »Das müsste gehen. Für den Computer ist allerdings meine Partnerin zuständig, und sie ist im Moment nicht hier.«
    »Ich gebe Ihnen meine E-Mail-Adresse, dann kann sie mir das Bild ja mailen, wenn sie zurück ist.«
    Bosch notierte sich die Adresse in seinem kleinen Notizbuch. Er sagte ihr, dass sie das Bild am nächsten Morgen bekäme.
    »Gibt es sonst noch was, Detective?«
    Bosch wusste, er könnte das Gespräch jetzt beenden und es Rider überlassen, einen Draht zu Grace Tanaka zu finden, wenn sie ihr das Foto zugeschickt hatte. Doch er wollte sich diese Gelegenheit, Emotionen und Erinnerungen zu wecken, nicht entgehen lassen. Vielleicht würde irgendetwas an die Oberfläche kommen.
    »Nur noch ein paar Fragen. Ähm, damals, in diesem Sommer – wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Becky zu jener Zeit beschreiben?«
    »Wie meinen Sie das? Wir waren Freundinnen. Ich kannte sie seit der ersten Klasse.«
    »Richtig. Ähm, waren Sie ihre beste Freundin – was glauben Sie?«
    »Nein, ich glaube, das war Tara.«
    Eine weitere Bestätigung, dass Tara Wood zum Schluss Beckys beste Freundin gewesen war.
    »Dann hat sie Ihnen also nicht anvertraut, dass sie schwanger war.«
    »Nein, ich sagte Ihnen doch schon, dass ich das erst nach ihrem Tod erfuhr.«
    »Und Sie? Haben Sie ihr alles anvertraut?«
    »Natürlich.«
    »Alles?«
    »Detective, worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wusste sie, dass Sie lesbisch waren?«
    »Was soll das denn damit zu tun haben?«
    »Ich versuche nur, mir ein Bild von Ihrer Clique zu machen. Der Kitty Kat Club nannten Sie sich, glaube ich …«
    »Nein«, sagte sie abrupt. »Sie wusste es nicht. Keine von ihnen wusste es. Damals war mir das, glaube ich, noch nicht einmal selbst klar. Zufrieden, Detective? Reicht das?«
    »Sie müssen entschuldigen, Ms. Tanaka. Ich versuche nur, mir ein möglichst vollständiges Bild zu machen. Ich weiß Ihre Offenheit sehr zu schätzen. Nur noch eine letzte Frage. Wenn Becky in einer Klinik war und nach dem Eingriff jemanden brauchte, der sie nach Hause fuhr, weil sie sich das selbst nicht zutraute, an wen hätte sie sich da gewandt?«
    Darauf trat langes Schweigen ein, bevor Grace Tanaka antwortete.
    »Das weiß ich nicht, Detective. Ich hätte gehofft, dass ich es gewesen wäre. Dass ich eine so gute Freundin gewesen wäre. Aber offensichtlich war es jemand anders.«
    »Tara Wood?«
    »Das müssen Sie sie selber fragen. Guten Abend, Detective Bosch.«
    Sie legte auf, und Bosch klappte das Jahrbuch auf, um sich ihr Foto anzusehen. Sie war eine zierliche Asiatin, und das Foto – so viele Jahre alt – passte nicht zu der mürrischen Stimme, die er gerade am Telefon gehört hatte.
    Bosch schrieb Rider einen Zettel mit der E-Mail-Adresse und der Bitte, das Foto von Mackey zu scannen und an Tanaka zu mailen. Er fügte auch einen kurzen Hinweis an, dass er bei Tanaka auf Widerstand gestoßen sei, als er ihre sexuelle Orientierung zur Sprache gebracht hatte. Er schob den Zettel über den Schreibtisch, sodass sie ihn am Morgen als Erstes sähe.
    Damit blieb ein letzter Anruf, diesmal bei Daniel Kotchof, der laut AutoTrack auf Maui lebte, wo es zwei Stunden früher war.
    Er wählte die Nummer, die die AutoTrack-Suche ergeben hatte, und eine Frauenstimme meldete sich. Sie sagte, sie sei Daniel Kotchofs Frau und ihr Mann sei im Four Seasons Hotel, wo er als Veranstaltungsmanager arbeite. Bosch

Weitere Kostenlose Bücher