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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sich sah
Dodgson jetzt den zweiten Tyrannosaurier, der auf dem Pfad auf sie zurannte.
Jetzt kamen die Tiere von beiden Seiten. Dodgson und King saßen in der Falle.
    In panischer
Angst riß er das Lenkrad herum, der Jeep sprang vom Pfad und krachte rückwärts
durch dichtes Unterholz. Sie spürten einen Aufprall. Plötzlich kippte das Heck
weg, und Dodgson merkte, daß sie mit den Hinterrädern über einem Abgrund
hingen. Er gab verzweifelt Gas, aber die Räder drehten sich in der Luft. Es war
sinnlos. Und das Auto kippte weiter, sank langsam immer tiefer durch Laubwerk,
das so dicht war, daß er nichts mehr sehen konnte. Aber sie hingen über dem
Rand. King neben ihm schluchzte. Das Brüllen der Tyrannosaurier war jetzt schon
sehr nahe.
    Dodgson stieß
die Tür auf und sprang ins Leere. Er rauschte durch Blattwerk, fiel, knallte
schließlich gegen einen Baumstamm und rollte einen steilen Abhang hinunter. Irgendwann
spürte er einen heftigen Schmerz an der Stirn, und einen kurzen Augenblick lang
sah er Sterne. Dann hüllte ihn Schwärze ein, und er verlor das Bewußtsein.
     
     
     
     

Entscheidung
     
     
    Sie saßen im Explorer oben auf dem Grat
über dem dschungelbedeckten Osttal. Die Fenster waren geöffnet, und sie hörten
deutlich das Bellen der Tyrannosaurier, während die riesigen Tiere durch das
Unterholz brachen.
    »Sie haben beide
das Nest verlassen«, sagte Thorne.
    »Ja. Diese Kerle
müssen irgendwas mitgenommen haben«, seufzte Malcolm.
    Sie verstummten
wieder und horchten.
    Ein leises
Summen erklang, und Eddie hielt auf seinem Motorrad neben ihnen an. »Ich hab
mir gedacht, daß Sie vielleicht Hilfe brauchen. Wollen Sie da runter?«
    Malcolm
schüttelte den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Es ist zu gefährlich – wir wissen
nicht, wo sie sind.«
    Sarah Harding
fragte: »Warum ist Dodgson einfach stehengeblieben? So verhält man sich doch
nicht bei Raubtieren. Wenn man sich von Löwen bedroht sieht, macht man Lärm,
fuchtelt mit den Armen, wirft Sachen nach ihnen. Versucht, sie zu verscheuchen.
Man steht doch nicht einfach nur da.«
    »Er hat
wahrscheinlich den falschen Artikel gelesen«, erwiderte Malcolm kopfschüttelnd.
»Es gab da diese Theorie, daß Tyrannosaurier nur Bewegung sehen können. Ein
Kerl namens Roxton hat Abdrücke von Tyrannosaurierhirnschalen gemacht und ist
zu dem Schluß gekommen, daß Tyrannosaurier das Gehirn von Fröschen hatten.«
    Das Funkgerät
klickte. Levine sagte: »Roxton ist ein Idiot. Er weiß nicht mal genug über
Anatomie, um mit seiner Frau zu schlafen. Sein Paper war ein Witz.«
    »Was für ein
Paper?«
    Das Funkgerät
klickte noch einmal. »Roxton«, erklärte Levine, »war der Ansicht, daß
Tyrannosaurier ein visuelles System wie Amphibien hatten: wie Frösche. Ein
Frosch sieht Bewegung, aber etwas Unbewegtes sieht er nicht. Aber es ist ganz
ausgeschlossen, daß ein Raubtier wie der Tyrannosaurier ein visuelles System
hat, das so funktioniert. Völlig ausgeschlossen. Weil nämlich die verbreitetste
Verteidigungsstrategie von Beutetieren das Erstarren ist. Wenn ein Reh oder
ähnliches Gefahr wittert, erstarrt es. Ein Raubtier muß aber in der Lage sein,
sein Opfer trotzdem zu sehen. Und ein Tyrannosaurier konnte das natürlich.«
Über Funk hörten sie Levine empört schnauben. »Das ist genauso idiotisch wie
die Theorie, die Grant vor ein paar Jahren aufgestellt hat, daß nämlich ein
Tyrannosaurier in einem heftigen Wolkenbruch die Orientierung verlor, weil er
an feuchtes Klima nicht angepaßt war. Absurd. Die Kreidezeit war gar nicht so besonders
trocken. Außerdem waren Tyrannosaurier nordamerikanische Tiere – man fand sie
bislang nur in den USA und Kanada. Der Tyrannosaurus rex zum Beispiel lebte an
der Küste des großen Binnenmeers östlich der Rocky Mountains. Und an Berghängen
gibt es viele Gewitter. Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Tyrannosaurier
viel Regen erlebt und sich daran angepaßt haben.«
    »Na gut. Aber
gibt es dann einen anderen Grund, warum ein Tyrannosaurier ein potentielles
Opfer nicht angreift?« wollte Malcolm wissen.
    »Ja, natürlich.
Den offensichtlichsten«, sagte Levine.
    »Und der wäre?«
    »Wenn er keinen
Hunger hat. Wenn er gerade ein anderes Tier gefressen hat. Alles, was größer
ist als eine Ziege, stillt seinen Hunger für Stunden. Nein, nein. Der
Tyrannosaurier sieht sehr gut, Bewegtes und Unbewegtes.«
     
    Sie horchten auf das Brüllen, das aus
dem Tal zu ihnen herauf drang. Im Norden, etwa eine halbe Meile

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