Vergessene Welt
entfernt, sahen
sie Bewegung im Unterholz. Wieder Brüllen. Die Tyrannosaurier schienen einander
zu antworten.
»Welche Waffen
haben wir?« fragte Sarah Harding.
Thorne
antwortete: »Drei Lindstradts. Mit vollen Magazinen.«
»Okay«, sagte
sie, »Fahren wir.«
Das Funkgerät
knisterte. »Ich bin zwar nicht dort«, sagte Levine. »Aber ich würde euch raten,
zu warten.«
»Scheiß-Warten«,
sagte Malcolm. »Sarah hat recht. Fahren wir los und sehen nach, wie schlimm es
ist.«
»Viel Spaß bei
eurer Beerdigung«, sagte Levine.
Arby kam wieder zum Monitor und wischte
sich über das Kinn. Er war noch immer ein wenig grün im Gesicht. »Was tun sie
jetzt?«
»Dr. Malcolm und
die anderen fahren zum Nest.«
»Machst du
Witze?« fragte er erschrocken.
»Keine Angst«,
sagte Kelly. »Sarah hat alles im Griff.«
»Das hoffst du«,
sagte Arby.
Nest
Kurz vor der Lichtung stellten sie den
Explorer ab. Eddie kam auf dem Motorrad dazu, lehnte es gegen einen Baum und
wartete, bis die anderen ausgestiegen waren.
Sarah Harding
roch den vertrauten Gestank von fauligem Fleisch und Exkrementen, der immer den
Nistplatz eines Fleischfressers markiert. In der nachmittäglichen Hitze war es
fast Übelkeit erregend. Fliegen summten durch die stille Luft. Sarah nahm eins
der Gewehre und hängte es sich über die Schulter. Die drei Männer standen verkrampft
da und rührten sich nicht. Malcolm war sehr blaß, vor allem um den Mund. Sarah
fiel plötzlich wieder ein, wie Coffmann, ihr alter Professor, sie einmal in
Afrika besucht hatte. Coffmann war einer dieser heftig trinkenden Hemingway-Typen
mit vielen Affären zu Hause und vielen Geschichten über seine Abenteuer mit den
Orang-Utans auf Sumatra und den Ringelschwanz-Lemuren auf Madagaskar. Sarah
hatte ihn mit zu einem Freßplatz in der Savanne genommen, und er wurde prompt
ohnmächtig. Er wog 100 Kilo, und sie mußte ihn am Kragen wegschleifen, während
die Löwen sie umkreisten und anfauchten. Das war ihr eine Lehre gewesen.
Jetzt baute sie
sich vor den drei Männern auf und sagte: »Wer Angst hat, braucht nicht zu gehen.
Der bleibt einfach hier. Ich will mich um den nicht auch noch kümmern müssen.
Ich schaffe das allein.« Und damit marschierte sie los.
»Bist du sicher
–«, sagte Malcolm.
»Ja. Und jetzt
Ruhe.« Sie ging direkt in Richtung Sauriernest, Malcolm und die anderen eilten
ihr nach. Sie schob ein paar Palmwedel beiseite und trat auf die Lichtung. Die
Tyrannosaurier waren verschwunden, der Schlammkegel war verlassen. Rechts von
ihnen lag ein Schuh, aus dem ausgefransten Socken ragte noch ein Stückchen
zerfetzten Fleisches. Das war alles, was von Baselton übrig war.
Aus dem Nest
drang ein flehendes, schrilles Kreischen. Sarah kletterte den Rand hoch, und
Malcolm bemühte sich, ihr zu folgen. Im Inneren lagen zwei wimmernde
Tyrannosaurierbabys, daneben drei große Eier. Überall im Schlamm waren tiefe
Fußabdrücke.
»Sie haben eins
der Eier mitgenommen«, sagte Malcolm. »Verdammt.«
»Du wolltest
wohl nicht, daß irgendwas ihr kleines Ökosystem stört, oder?«
Malcolm verzog
den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Das hatte ich gehofft, ja.«
»Schade«, sagte
sie und stieg in die Senke hinunter. Sie bückte sich und sah sich die kleinen
Tyrannosaurier an. Das eine Baby duckte sich, zog den flauschigen Hals in den
Körper. Aber das zweite verhielt sich ganz anders. Es rührte sich nicht, als Sarah
sich näherte, sondern lag bewegungslos und lang hingestreckt auf der Seite.
Sein Atem ging flach, die Augen waren glasig.
»Das da ist
verletzt«, sagte sie.
Levine stand im Hochsitz. Er drückte
sich den Kopfhörer ins Ohr und sprach in das Mikrofon an seiner Wange. »Ich
brauche eine Beschreibung«, sagte er.
Thorne sagte:
»Es sind zwei, etwa 60 Zentimeter lang, um die 40 Pfund schwer. Ungefähr so
groß wie kleine Kasuare. Große Augen. Kurze Schnauzen. Hellbraune Haut. Und um
den Hals einen Flaumring.«
»Können sie
stehen?«
»Äh … wenn sie
es können, dann nicht sehr gut. Zappeln ein bißchen herum. Kreischen ziemlich
viel.«
»Dann sind es
ganz junge«, sagte Levine nickend. »Wahrscheinlich erst ein paar Tage alt.
Haben das Nest noch nie verlassen. Ich wäre sehr vorsichtig.«
»Warum?«
»Einen so jungen
Nachwuchs«, sagte Levine, »lassen die Eltern nicht lange allein.«
Sarah näherte sich dem verletzten Baby.
Noch immer wimmernd, versuchte es, mit linkischen Bewegungen auf sie
zuzukriechen. Ein Bein
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