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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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suchten offensichtlich die Nähe
der Apatosaurier.
    Thorne wischte
sich den Schweiß aus den Augen und sagte: »Warum genau sind Sie denn so zufrieden?«
    »Wegen dem, was
wir hier sehen«, kam Malcolm Levine zuvor. Er sah auf die Uhr und schrieb etwas
in sein Notizbuch. »Wir bekommen genau die Daten, die wir erhofft haben. Das
ist sehr aufregend.«
    Thorne gähnte,
die Hitze machte ihn schläfrig. »Warum ist das aufregend? Die Dinosaurier saufen.
Was ist denn daran so besonders?«
    »Saufen schon
wieder «, korrigierte ihn Levine. »Zum zweitenmal in einer Stunde. Mittags.
Eine solch häufige Flüssigkeitsaufnahme ist ein starkes Indiz für die thermoregulativen
Strategien, die diese großen Tiere anwenden.«
    »Sie meinen, sie
saufen viel, um kühl zu bleiben«, sagte Thorne, der eine Abneigung gegen
Fachchinesisch hatte.
    »Ja. Ganz
offensichtlich. Sie saufen viel. Aber meiner Ansicht nach scheint ihre Rückkehr
zum Fluß auch noch eine ganz andere Bedeutung zu haben.«
    »Und die wäre?«
    »Also kommen
Sie«, sagte Levine und zeigte hinunter. »Sehen Sie sich die Herden an. Wir sehen
hier etwas, das kein Mensch bei Dinosauriern vermutet, geschweige denn nachgewiesen
hat. Wir sehen hier nichts Geringeres als eine Symbiose zwischen Arten.«
    »Tun wir das?«
    »Ja«, sagte
Levine. »Die Apatosaurier und die Parasaurier bilden eine Art Gemeinschaft. Ich
habe sie schon gestern zusammen gesehen. Ich wette, daß sie immer zusammen
sind, zumindest auf freier Fläche. Sie fragen sich jetzt zweifellos warum?«
    »Zweifellos.«
    »Der Grund dafür
ist«, sagte Levine, »daß die Apatosaurier zwar sehr stark, aber auch
schwachsichtig sind, während die Parasaurier zwar kleiner sind, aber sehr gut
sehen können. Die beiden Arten bleiben deshalb zusammen, weil sie sich
gegenseitig eine Hilfe bei der Verteidigung sind. So wie Zebras und Paviane in
der afrikanischen Savanne zusammenbleiben. Zebras haben einen ausgeprägten
Geruchssinn und Paviane eine gute Sehkraft. Gemeinsam können sie sich wirkungsvoller
gegen Raubtiere verteidigen als allein.«
    »Und Sie
glauben, daß das auch auf die Dinosaurier zutrifft, weil …«
    »Das ist doch
ziemlich offensichtlich«, sagte Levine. »Sehen Sie sich doch nur das Verhalten
an. Als die beiden Herden alleine waren, standen sie jeweils dicht gedrängt.
Aber wenn sie zusammen sind, verteilen sich die Parasaurier, sie geben ihre
vorherige Herdenformation auf, um einen Ring um die Apatosaurier zu bilden. So
wie Sie das jetzt sehen können. Das kann nur bedeuten, daß die einzelnen Paras
von der Apatosaurierherde beschützt werden. Und andersherum. Es kann sich nur
um eine gegenseitige Verteidigung gegen Raubtiere handeln.«
    Nun sahen sie,
wie einer der Parasaurier den Kopf hob und zum anderen Flußufer hinüberstarrte.
Er trötete traurig, ein langer, melodischer Ton. Die anderen Parasaurier hoben
nun ebenfalls die Köpfe und starrten hinüber. Die Apatosaurier soffen weiter,
nur ein paar der Erwachsenen hoben die langen Hälse.
    Insekten
umschwirrten sie in der Mittagshitze. Thorne fragte: »Und wo sind die Räuber?«
    »Gleich da
drüben«, sagte Malcolm und zeigte auf eine Baumgruppe am anderen Ufer, nicht
weit vom Wasserrand entfernt.
    Thorne sah
hinüber, konnte aber nichts entdecken.
    »Sehen Sie sie
denn nicht?«
    »Nein.«
    »Schauen Sie
genauer hin. Es sind kleine, eidechsenähnliche Tiere. Dunkelbraun. Raptoren«,
sagte Malcolm.
    Thorne zuckte
die Achseln. Er sah noch immer nichts. Levine, der neben ihm stand, begann, einen
Müsliriegel zu essen. Da er viel zu beschäftigt mit seinem Fernglas war, ließ
er die Hülle einfach auf den Boden der Hütte fallen. Papierfetzchen flatterten
auf die Erde.
    »Wie schmecken
diese Dinger?« fragte Arby.
    »Okay. Ein
bißchen süß.«
    »Haben Sie noch
mehr?« fragte er.
    Levine stöberte
in seinen Taschen und reichte ihm einen Riegel. Arby zerbrach ihn und gab Kelly
eine Hälfte. Er wickelte seine Hälfte aus, faltete das Papier sorgfältig zusammen
und steckte es in die Hosentasche.
    »Es versteht
sich wohl von selbst, daß das alles von großer Bedeutung ist«, sagte Malcolm.
»Für die Frage des Aussterbens. Schon jetzt ist offensichtlich, daß das
Aussterben ein viel komplexeres Problem ist, als irgend jemand vermutet hätte.«
    »Wirklich?«
fragte Arby.
    »Na, überleg
doch mal«, sagte Malcolm. »Alle Theorien über das Aussterben basieren auf
Fossilienfunden. Aber Fossilienfunde geben uns keinen Hinweis auf die Art von
Verhalten,

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