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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sollen wir runtersteigen?«
    »Auf keinen
Fall«, sagte Levine, ohne das Fernglas von den Augen zu nehmen. »Ich würde
nicht im Traum daran denken, jetzt von hier wegzugehen.«
    Malcolm drehte
sich um. »Doc? Wollen Sie runter?«
    »Klar«,
antwortete Thorrie und wischte sich die Stirn. »Es ist heiß.«
    »So wie ich
Sarah kenne«, sagte Malcolm und kletterte das Gerüst hinunter, »kommt sie hier
an und sieht einfach großartig aus.«

Höhle
     
     
    Sarah kämpfte sich nach oben, ihr Kopf
durchstieß die Oberfläche, aber sie sah nur Wasser – riesige Wellen, die um sie
herum bis zu fünf Metern in die Höhe stiegen. Die Kraft des Meeres war
gigantisch. Die Dünung zog sie vorwärts und warf sie wieder zurück, sie konnte
nichts dagegen tun. Das Boot konnte sie nirgends sehen, nur schäumende See auf
allen Seiten. Auch die Insel konnte sie nicht sehen, nur Wasser. Nur Wasser.
Eine überwältigende Panik stieg in ihr auf.
    Sie versuchte,
sich mit Strampeln gegen die Strömung zu wehren, aber ihre Stiefel waren
bleischwer. Ihr Kopf tauchte unter, dann kämpfte sie sich wieder an die Wasseroberfläche
und schnappte nach Luft. Irgendwie mußte sie ihre Schuhe ausziehen. Sie holte
einmal tief Atem, tauchte und versuchte, die Stiefel aufzubinden. Ihre Lunge
brannte, während sie an den Knoten herumfummelte. Das Meer warf sie unaufhörlich
hin und her.
    Sie schaffte es,
einen Stiefel auszuziehen, schnappte nach Luft und tauchte wieder. Mit vor
Kälte und Angst steifen Fingern machte sie sich an dem zweiten Stiefel zu
schaffen. Schließlich waren ihre Füße frei und leicht, und sie paddelte wie ein
Hund vorwärts und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Eine Welle hob sie hoch,
ließ sie wieder fallen. Nach wie vor kein Land in Sicht. Wieder erfaßte sie Panik.
Sie drehte sich um, spürte, wie die nächste Welle sie hob. Und dann sah sie die
Insel.
    Die Steilhänge
waren nah, furchterregend nah. Donnernd krachten die Wellen gegen die Felsen.
Sie war nur noch 50 Meter vom Ufer entfernt und wurde unerbittlich auf die donnernde
Brandung zugetrieben. Auf dem nächsten Wellenkamm reitend sah sie, etwa 100
Meter rechts von sich, eine Höhle. Sie versuchte, darauf zuzuschwimmen, aber es
war hoffnungslos. Sie hatte nicht die Kraft, sich in diesem gigantischen Wogen
eine Richtung zu geben. Sie spürte nur die Gewalt des Meeres, das sie den Felsen
entgegenwarf.
    Ihr Herz raste
vor panischer Angst. Sie wußte, daß der Aufprall sie sofort töten würde. Eine
Welle überspülte sie, sie schluckte Salzwasser und hustete. Ihr Blick verschwamm.
Sie spürte Übelkeit und tiefes, tiefes Entsetzen.
    Sie tauchte den
Kopf unter und begann zu kraulen und mit den Füßen zu strampeln. Sie hatte kein
Gefühl des Vorwärtskommens, spürte nur den Seitwärtszug der Wellen. Hochzusehen
wagte sie nicht. Sie strampelte noch fester. Als sie den Kopf hob, um Atem zu
holen, sah sie, daß sie sich ein Stückchen – nicht viel, aber ein Stückchen –
in nördlicher Richtung bewegt hatte. Sie war der Höhle ein klein wenig näher.
    Plötzlich faßte
sie wieder Mut, aber die Angst blieb. Sie hatte so wenig Kraft! Arme und Beine
schmerzten schon vor Anstrengung. Die Lunge brannte. Ihr Atem ging keuchend,
stoßweise. Sie hustete noch einmal, atmete ein, tauchte den Kopf wieder unter
und strampelte weiter.
    Auch mit dem
Kopf unter Wasser hörte sie das tiefe Donnern der Brandung an den Klippen. Sie
strampelte mit all ihrer Kraft. Die Dünung warf sie nach rechts und nach links,
vor und zurück. Es war hoffnungslos. Aber sie versuchte es trotzdem.
    Langsam wurde
das Ziehen in ihren Muskeln zu einem beständigen dumpfen Schmerz. Sie fühlte
sich, als hätte sie schon immer mit diesem Schmerz gelebt. Sie achtete gar
nicht mehr auf ihn. Selbstversunken strampelte sie weiter.
    Als sie spürte,
daß sie wieder hochgehoben wurde, streckte sie den Kopf aus dem Wasser, um Atem
zu holen. Überrascht sah sie, daß die Höhle jetzt sehr nahe war. Noch ein paar
Schwimmzüge, und sie würde hineingespült werden. Sie hatte geglaubt, die Strömung
würde in der Umgebung der Höhle schwächer sein. Aber das war sie nicht, zu beiden
Seiten der Öffnung krachten die Wellen mächtig gegen die Klippen, krochen die
Wände hoch und fielen wieder zurück. Das Boot war nirgendwo zu sehen.
    Sie tauchte den
Kopf wieder unter und strampelte mit allerletzter Kraft. Sie spürte jetzt, wie
Schwäche ihren ganzen Körper erfaßte, wußte gleichzeitig, daß sie auf die

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