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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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und sah einen einzelnen Dinosaurier heraushüpfen. Er
war relativ schmal, bewegte sich behende auf seinen Hinterläufen und balancierte
mit steifem Schwanz. Er war etwa 1,80 hoch, grün-braun mit dunkelroten Streifen,
die Musterung ein bißchen wie bei einem Tiger.
    »Das«, sagte
Malcolm, »ist ein Velociraptor.«
    Thorne wandte
sich an Levine. »Und so was hat Sie auf den Baum hinaufgescheucht? Sieht häßlich
aus.«
    »Sehr
effizient«, erwiderte Levine. »Diese Tiere sind hochentwickelte Tötungsmaschinen.
Vermutlich die erfolgreichsten Jäger in der Geschichte dieses Planeten. Dasjenige,
das eben herausgetreten ist, dürfte das Alpha-Tier sein. Es führt das Rudel
an.«
    Thorne sah
Bewegung zwischen den Bäumen. »Da sind noch mehr.«
    »O ja«, sagte
Levine. »Dieses spezielle Rudel ist sehr groß.« Er nahm sein Fernglas zur Hand
und spähte hindurch. »Ich würde gern ihr Nest lokalisieren«, sagte er. »Bis jetzt
habe ich es noch nirgendwo auf der Insel entdecken können. Natürlich suchen sie
sich einen abgeschiedenen Platz dafür, aber trotzdem …«
    Die Parasaurier
schrien laut und drängten sich dabei näher an die Apatosaurierherde. Aber die
Apatosaurier wirkten ziemlich gleichgültig; die Erwachsenen, die dem Wasser am
nächsten standen, drehten dem näher kommenden Raptor sogar den Rücken zu.
    »Ist ihnen das
egal?« fragte Arby. »Sie sehen ihn ja nicht einmal an.«
    »Laß dich nicht
täuschen«, sagte Levine. »Den Apatosauriern ist das alles andere als egal. Sie
sehen vielleicht aus wie gigantische Kühe, aber sie sind nichts dergleichen.
Diese peitschenartigen Schwänze sind 10 bis 15 Meter lang und wiegen mehrere
Tonnen. Schau, wie schnell sie sie schwenken können. Ein Schlag von einem solchen
Schwanz würde einem Angreifer das Rückgrat brechen.«
    »Das Umdrehen
ist also Teil ihrer Verteidigung?«
    »Zweifellos, ja.
Und jetzt sieht man auch, wie die langen Hälse die Schwänze ausbalancieren.«
    Die Schwänze der
erwachsenen Tiere waren so lang, daß sie über den Fluß bis ans andere Ufer
reichten. Angesichts der wedelnden Schwänze und der Schreie der Parasaurier
machte das Leittier der Raptoren kehrt. Augenblicke später schlich sich das
ganze Rudel am Waldrand entlang in die Hügel davon.
    »Sieht aus, als
hätten Sie recht«, sagte Thorne. »Die Schwänze haben sie verscheucht.«
    »Wie viele
zählen Sie?«
    »Ich weiß nicht
so recht. 10 bis 12. Kann aber sein, daß ich ein paar übersehen habe.«
    »Es sind 14.«
Malcolm schrieb die Zahl in sein Notizbuch.
    »Sollen wir
ihnen folgen?« fragte Levine.
    »Jetzt nicht.«
    »Wir könnten den
Explorer nehmen.«
    »Später
vielleicht.«
    »Ich glaube, wir
müssen herausfinden, wo ihr Nest ist«, sagte Levine. »Das ist sehr wichtig,
Ian, wenn wir uns über die Jäger-Beute-Beziehungen klarwerden wollen. Und jetzt
haben wir eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihnen zu folgen –«
    »Später
vielleicht«, sagte Malcolm und sah wieder auf seine Uhr.
    »Das ist jetzt
das hundertste Mal, daß Sie auf die Uhr gesehen haben«, sagte Thorne.
    Malcolm zuckte
die Achseln. »Wird langsam Zeit zum Mittagessen«, sagte er. »Übrigens, was ist
eigentlich mit Sarah? Sollte sie nicht bald ankommen?«
    »Ja. Ich kann
mir vorstellen, daß sie jeden Augenblick hier ist«, sagte Thorne.
    Malcolm wischte
sich über die Stirn. »Heiß hier oben.«
    »Ja, es ist
heiß.«
    Sie lauschten
dem Summen der Insekten in der Mittagssonne und verfolgten den Rückzug der
Raptoren.
    »Vielleicht
sollten wir zu unserem Gespann zurückkehren«, schlug Malcolm vor.
    »Jetzt schon?«
fragte Levine. »Und was ist mit unseren Beobachtungen? Was ist mit den anderen
Kameras, die wir aufstellen wollen und –«
    »Ich weiß auch
nicht, aber vielleicht wäre es gut, mal ‘ne Pause zu machen.«
    Levine starrte
ihn ungläubig an und erwiderte nichts.
    Thorne und die
Kinder sahen Malcolm schweigend an.
    »Also, ich
meine, wenn Sarah den weiten Weg von Afrika hierherkommt, sollten wir sie begrüßen.«
Malcolm zuckte die Achseln. »Für mich ist das einfach ein Gebot der Höflichkeit.«
    Thorne sagte:
»Ich habe ja gar nicht gewußt, daß, äh …«
    »Nein, nein«,
sagte Malcolm schnell. »Das ist es nicht. Ich, ähm … na, vielleicht kommt sie
ja gar nicht.« Er sah plötzlich unsicher drein. »Hat sie gesagt, daß sie
kommt?«
    »Sie hat gesagt,
sie denkt darüber nach.«
    Malcolm runzelte
die Stirn. »Dann kommt sie. Wenn Sarah das gesagt hat, dann kommt sie. So, und
was ist jetzt,

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